Düsseldorf. Die Diagnose Krebs wirft viele Patienten nicht nur körperlich aus der Lebensbahn. Ängste, Unsicherheit, Einsamkeit, auch seelisch belastende Therapien: Fast zwei Drittel der Betroffenen kommen damit nicht ohne fremde Hilfe zurecht. Aber an wen können sie sich wenden? An die neue Krebsberatungsstelle, die am 1. April an der Fleher Straße 1 in Bilk eröffnet wird.
In Düsseldorf erkranken jedes Jahr 3750 Menschen an Krebs. "Über 1000 von ihnen haben einen mittleren psychosozialen Beratungsbedarf, hinzu kommen Angehörige oder enge Freunde, die ebenfalls hier Hilfe finden", sagt Professor Hans Georg Bender, der Vorsitzende der Krebsgesellschaft NRW und frühere Chefarzt der Uni-Frauenklinik.
Die Krebsgesellschaft ist Träger der neuen, freundlich-hell und barrierefrei gestalteten Beratungsstelle, die, so Bender, "einen weißen Fleck in Düsseldorf tilgt". Denn was es in anderen Großstädten längst gibt, fehlte hier: eine niedrigschwellige, kostenlose und unabhängige Anlaufstelle in Sachen Krebs.
Worum geht es? Nicht um medizinische Therapie, sondern um die psychosomatische und -soziale Beratung und Begleitung bei der Krankheitsbewältigung. Zwei Psychologen mit onkologischer Zusatzausbildung beantworten Fragen wie diese: Kann ich bei einem zweiten Facharzt eine Diagnose einholen und zahlt die Kasse das? Gibt es ärztliche Spezialisten für meine Erkrankung? Was kann ich tun, wenn die Ängste überhand nehmen? Wie kann die Familie unterstützt werden, wenn sie mit der Betreuung des Kranken überfordert ist? Wo und wie stelle ich Kur- oder Pflegehilfeanträge? Bender: "Im heutigen, auf Tempo gedrillten Gesundheitssystem haben Ärzte kaum Zeit für so wichtige Fragen."
Dass dieses Defizit nun beseitigt wird, ist in erster Linie der Bürgerstiftung Düsseldorf zu verdanken. Sage und schreibe 300 000 Euro stiftet sie für Umbau, Einrichtung und Betrieb in den ersten drei Jahren. "Zum Glück haben wir sehr großzügige Spender dafür gewinnen können", sagt Suzanne Oetker-von-Franquet, die Vorsitzende der Bürgerstiftung. Klar sei aber auch, dass mittelfristig etwa 35 000 Euro pro Jahr eingeworben müssten, um den Betrieb zu sichern. Oetker ist überzeugt von dem Projekt: "Bislang gab es nur vereinzelte und verstreute Stellen - hier haben wir jetzt eine Leitstelle geschaffen."