Die Familie Jacobi machte Düsseldorf zum Kulturzentrum

Jan Wartenberg stellt seine Vorfahren in einem Buch mit Bildnissen und Zeugnissen vor.

Düsseldorf. Im Juli 1774 traf der junge Goethe in Düsseldorf-Pempelfort ein und war so fasziniert von dem neun Jahre älteren Kaufmann und Schriftsteller Friedrich Heinrich Jacobi, dass sich die beiden hinfort duzten.

Die Freundschaft zwischen dem Stürmer und Dränger und dem Sohn eines Zuckerrübenfabrikanten überstand alle Krisen. Goethe persiflierte zwar die Lektüre des Geheimen Rats, Ministerialreferenten und Autors, doch der widmete ihm den zweiten Teil seines Romans „Woldemar“ mit den Worten: „Ich übergeb’ es Dir. Wie hätte ich Dir widerstanden, du Mächtiger!“

Der Austausch der beiden und ihrer Freunde hatte Bestand. Und das ist gut so, denn Jacobi machte Düsseldorf zum Zentrum deutscher Kultur. Nun erscheint das erste, genau recherchierte Buch zu den Jacobis.

Es stammt von Jan Wartenberg aus Ostberlin, einem direkten Nachfahren Friedrich Heinrich Jacobis. Wartenberg forschte 20 Jahre u. a. im Düsseldorfer Goethe-Museum. Dort überredete ihn Museums-chef Volkmar Hansen, seine Forschungen nicht im Familienarchiv verschwinden zu lassen, sondern zu veröffentlichen. Es entstand ein 300 Seiten starkes Brevier mit unzähligen Fakten.

„Der Familienkreis Friedrich Heinrich Jacobi und Helene Elisabeth von Clermont“, so der Titel, ist ein Spiegelbild der literarischen Zeit und zugleich ein sehr präzises Werk über fünf Generationen der Jacobis. „Fritzen“, wie die patente Betty ihren Ehemann nannte, stammte aus einer wohlhabenden Familie und heiratete in eine reiche.

Eine der schönsten Passagen im Buch handelt davon, wie Bettys Mutter ihrem zukünftigen Schwiegersohn voller Skepsis begegnete. Die Aachener Tuchfabrikantin von Clermont glaubte nicht so recht, dass aus dem ehemaligen Handelslehrling ein erfolgreicher Mann werden würde.

Jacobi baute neben dem Zuckerrübenfeld an der heutigen Jacobistraße das Jacobihaus und übernahm das väterliche Geschäft. Dann tauschte er jedoch die Geschäftsbücher schnell gegen die schöngeistige Lektüre ein.

Wie es zu den damaligen Geistesgrößen gehörte, spielte die Korrespondenz eine wichtige Rolle. Jacobis Nachfahr Wartenberg registriert 2800 Briefe von und an Jacobi. Aber auch das persönliche Gespräch war wichtig.

Museumschef Hansen schätzt an den Jacobis die „Zusammenführung einer adligen und bürgerlichen Leistungselite“ in Pempelfort. Bei den Adligen von Clermont, aus Bettys Linie also, tauchte sogar der Zar auf. Und der Urenkel Alban von Jacobi war Militärbevollmächtigter am Zarenhof und Freund des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II.

In unzähligen Zitaten wird ein Loblied von Dichtern, Philosophen und Künstlern auf die „edelste Gastfreundschaft“, den „angenehmen Garten und das „große, schöne Wohnhaus“ gesungen. All diese Tugenden leben noch heute im Künstlerverein Malkasten, dem einstigen Jacobigarten und dem noch existierenden Jacobihaus fort. Dort feiert ganz Düsseldorf mit der kreativen Elite das Sommerfest.