Wohnungen: „Alles, was nicht Schrott ist, wird an den Mann gebracht“

Der neue Mietspiegel ist da. Seit Anfang 2009 stiegen die Mieten um 1,6 Prozent. Untersucht wurde der Bestand.

Düsseldorf. Er ist eine Art Richtschnur für Mieter und Vermieter, der Mietspiegel. Am Mittwoch legten Mieterverein und Haus und Grund, die ihn seit 37 Jahren gemeinsam erarbeiten, vor.

Kernaussage: Die Mieten sind seit Januar 2009 (da erschien die letzte Mietrichtwert-Tabelle, wie sie offiziell heißt) im Schnitt um 1,6 Prozent gestiegen.

Aber: „Wir können kein tägliches Abbild des Marktes zeigen, wir untersuchen den Bestand“, sagte Ingo Apel, Vorstand von Haus und Grund. Dafür wurden jeweils rund 5000 Eigentümer und Mieter befragt; deren Erfahrungen fließen in den Bericht ein — und sie werden auch im Mietspiegel berücksichtigt.

Ein Beispiel: Zum ersten Mal sind neuere Wohnungen (Baujahr 1961-1976, 6,60 Euro/qm) in der Miete günstiger als ältere (Baujahr 1949-1960, 6,70 Euro/qm).

Der Grund: Offenbar ist in die Renovierung der 50er-Jahre-Wohnungen mehr Geld geflossen als in die jüngeren Bauten. Und wo die Ausstattung stimmt, kann auch mehr Geld verlangt werden. Oder, wie Apel es auf den Punkt bringt: „Alles, was nicht Schrott ist, kann an den Mann gebracht werden.“

In anderen Städten stünde toller Wohnraum leer, in der „Boomtown Düsseldorf“ schafften es viele Angebote gar nicht mehr in die Annoncen — sie werden vorher schon an Interessenten vergeben.

Besonders nachgefragt sind vor allem (Altbau-)Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern im Linksrheinischen, im Norden und in Vierteln wie Bilk und Unterbilk, weniger im Düsseldorfer Süden.

Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Mietervereins, beklagte das Phänomen der Massenbesichtigungen als „Ausdruck der Knappheit“. Es gebe zu wenig öffentlich geförderten Wohnraum.

Er forderte die Stadt auf, bei Grundstücksverkäufen für Wohnungsbauten die eigene Tochter Städtische Wohnungsgesellschaft mit Nachlässen zu bedenken, damit die günstigere Wohngelegenheiten schaffen könne: „Das Geld bleibt ja im Konzern Stadt.“

Apropos Geld: Bei Neuvermietungen kann bis zu 20 Prozent über der Bestandsmiete gefordert werden. Was darüber hinaus geht, sagt Michaelo Damerow vom Mieterverein, sei eine Ordnungswidrigkeit. Bei 50 Prozent beginnt der Mietwucher: „Und das ist ein Straftatbestand“, sagt der Interessenvertreter der Düsseldorfer Mieter.