Die „Flossis“ verlassen den Düsseldorfer Medienhafen

Die bunten Figuren sind marode und werden abgebaut. Ob sie jemals wieder in die Stadt zurückkehren werden, ist ungewiss.

Foto: Judith Michaelis

Einige lieben sie, andere finden sie fürchterlich, doch unbestreitbar ist, dass die Flossis 20 Jahre lang zum Düsseldorfer Stadtbild gehörten. Seit gestern aber, werden die knallbunten Männchen mit Flossen an Händen und Füßen, die an der Hausfassade an der Speditionstraße 15a am Medienhafen hingen, abmontiert und für unbestimmte Zeit nicht mehr zu sehen sein. Die bis zu 4,20 Meter großen Flossenmännchen müssten aus Sicherheitsgründen abgehangen werden, wie Diplom-Restauratorin Judith Bützer anhand von Röntgenbildern beschreibt: „Zwischen den verschiedenen Materialschichten haben sich Hohlräume gebildet, in die wahrscheinlich schon Flüssigkeit eingetreten ist.“ Sie ist von nun an für die Flossis verantwortlich und wird sie die nächsten Monate auf Schäden prüfen und restaurieren.

Auch an den schon abmontierten und auf einen Transporter getragenen Flossis lässt sich gut erkennen, dass die Jahre an der Rheinluft nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen sind. Durch die vielen Risse und faulen Stellen könnte die Stabilität nicht mehr gewährleistet sein. So arbeitet seit gestern das Team um Dachdecker Marc Peschel voraussichtlich drei Tage lang an der Flossi-Wand, um die 29 Figuren abzumontieren. Zunächst klettert der Dachdecker das Gemäuer hoch, um einen Flossi „anzuschlagen“, also ihn mit einem Seil zu befestigen und an einen Kran zu hängen, bevor er dann langsam in Richtung Transportwagen getragen wird und das Prozedere mit dem nächsten wiederholt wird.

Die Flossis, die der Stadt Düsseldorf 1998 zur Eröffnung des Deutschen Kunststoffmuseums geschenkt wurden, hingen zunächst am NRW—Forum, durften aber aus Denkmalschutzgründen nur für einige Monate dort hängen bleiben. Nach ersten Restaurationen gab es deshalb schon einmal eine längere Suche nach einem geeigneten Ort, bis 2002 das Gründerzentrum an der Speditionstraße gewählt wurde, an dem sie dem sonst eher grau-braunen Hafenbild ein paar bunte Sprenkel spendierten, bis gestern um 11 Uhr die Abbauarbeiten begannen.

Zu der frühen Uhrzeit am Vormittag kam zwar niemand bewusst zum Startschuss der Flossi-Demontage, diejenigen die zufällig da waren und sich die Arbeit der Dachdecker spontan angeschaut haben, bedauern aber, dass die Flossis für die nahe Zukunft nicht mehr zu sehen sein werden. „Wir waren jetzt nur zufällig in der Nähe, man hat ja aber auch schon mitbekommen, dass die Flossis hier bald abmontiert werden“, erzählt der 46-jährige Thorsten Schulte: „Das Gebäude wird jetzt aber, so ganz karg, nicht unbedingt besser aussehen.“ Frau Mathilde (43) fügt hinzu: „Sie gehörten ja schon irgendwie immer dazu, wenn man hier am Hafen spazieren gegangen ist.“

Ob und wann die Flossis bald wieder prominent zu sehen sein werden, ist noch nicht klar. Nachdem die Figuren in den nächsten Tagen erstmal Stück für Stück in die Restaurationshallen gefahren werden und restauriert werden, soll geprüft werden, unter welchen Bedingungen sie überhaupt wieder draußen aufgehängt werden könnten. „Eigentlich waren sie ja nie dafür vorgesehen, so lange draußen zu hängen. Geplant waren fünf bis maximal zehn Jahre“, erklärt Marianne Schirgel, Leiterin des Kulturamtes. Es soll frühestens nächstes Jahr über die Zukunft der Flossis diskutiert werden.