Freizeitpark Düsseldorf Düsselland: Schlechter als erhofft, besser als befürchtet
Düsseldorf · Die Bilanz des temporären Freizeitparks auf dem Messegelände fällt gemischt aus. Insgesamt kamen 100 000 Besucher. Es gab einigen Unmut bei den Schaustellern.
Anstatt zum Finalwochenende des Düssellandes noch einmal alle Besucherrekorde zu knacken, hatten bei der Hitze der letzten Tage nur wenige Menschen Lust, sich zum Messegelände aufzumachen. Wer sich nicht davon abhalten ließ, auf dem offenen Gelände ohne viel Schatten der Sonne ausgesetzt zu sein, der konnte sich teilweise alleine auf die Fahrgeschäfte setzen. Es herrschte bei zwangloser Atmosphäre kaum das Gefühl, sich auf einer größeren Veranstaltung zu befinden. Die Schaustellersöhne wurden an die Mikrophone gelassen und hatten viel Spaß dabei, die Durchsagen zu machen. Die Besucher fragten, ob es nicht noch etwas schneller gehen könne und tatsächlich wurde der ein oder andere Extrawunsch erfüllt.
Insgesamt kamen in den fünf Wochen rund 100 000 Besucher ins Düsselland, bilanzieren die Veranstalter. Trotz des schwachen Abschlusses war die Extrawoche, mit der das Düsselland bis zum 2. August verlängert wurde, eine sinnvolle Entscheidung. „Es ist auf jeden Fall besser, als zu Hause zu sitzen und gar nichts zu machen“, sagte Yvonne Fellerhof, die gebrannte Mandeln verkaufte. Nachdem der Pop-Up-Freizeitpark zunächst kaum Besucher anlockte, verbesserten sich die Zahlen von Woche zu Woche langsam aber stetig. Man habe sich erst das Vertrauen erarbeiten müssen, wie Schausteller Hermann Fellerhof von der Geisterstadt spekuliert: „Wenn Leute noch nie hier waren, können sie sich nicht vorstellen, wie viel Platz hier jeder hat. Das musste sich erst herumsprechen.“ Harry Bruch, der mit der Schwarzwald-Mühle auf dem Platz stand, sagte: „Anfangs war die Unsicherheit bei den Leuten zu groß und sie hatten Angst, so einen öffentlichen Platz aufzusuchen. Dazu kam, dass wir erst auch keinen Alkohol verkaufen durften. Aber ein Bierchen gehört für viele bei einem Freizeitpark-Besuch einfach dazu. Und niemand hat sich dabei daneben benommen oder Abstandsregeln verletzt.“ Auch dass viele Menschen in Kurzarbeit sind und nicht so viel Geld in der Tasche haben wie sonst, sei ein Grund für die schlechten Besucherzahlen gewesen. „Wahrscheinlich hätten wir auf der Oberkassler Rheinwiese auch nicht die Umsätze der vergangenen Jahre erreicht.“
Bei dem neuartigen Konzept gab es viele Probleme, die erst im Laufe der Zeit gelöst wurden. Der zunächst hohe Eintrittspreis von zehn Euro (sogar für kleine Kinder) und das rigide Eintrittssystem mit festen Zeitfenstern, den sogenannten Time-Slots, schreckte viele Besucher zunächst ab. Auf Facebook hagelte es auch Beschwerden, dass man seine Wasserflaschen am Eingang abgeben musste. Einige dringende Änderungen wurden erst nach zwei Wochen getätigt. Für den sehr langen Weg vom Parkplatz zum Eingang wurde dann kurzerhand ein Shuttle-Service eingeführt. Veranstalter Oscar Bruch Jr., Betreiber des Riesenrads Bellevue, muss daher mit den rund 100 000 Besuchern zufrieden sein. Bei seinem Investitionsvolumen von rund einer Million Euro habe er sich zwar mehr erhofft, doch zwischenzeitlich musste mit einem noch schlechteren Ergebnis gerechnet werden.
Schausteller-Branche vor unsicherer Zukunft
Allerdings gab es intern auch einige Schwierigkeiten zwischen Bruch und einigen der 50 Schaustellern. Das betraf vor allem das Marketing, das wenig überzeugende Auftreten der Sprecherin und nach Meinung einiger Schausteller nicht sehr gut vorbereitete Pressekonferenzen. So war das Werbeplakat anfangs lieblos und blass gestaltet. Ein hellgrünes Banner, auf dem das Wort Düsselland groß im Vordergrund stand. Menschen und Karussells waren nirgendwo zu sehen. Wer nicht wusste, was das Düsselland ist, musste schon ganz genau hinschauen, um zu erkennen, um was es geht. Wie sagte ein Schausteller: „Die Plakate erinnern mich mehr an die Bundesgartenschau.“
Das wurde dann geändert. Doch auf vielen Plakaten in der Stadt war dann nicht vermerkt, dass der Freizeitpark um eine Woche verlängert wurde.
Das schlechte Marketing veranlasste die Schausteller sogar, bei den Kollegen Geld einzusammeln, um eine eigene Kampagne zu starten. Was eigentlich Sache des Veranstalters gewesen wäre.
Doch auch wenn im Düsselland einiges nicht so funktionierte wie geplant, war man in der Schausteller-Branche froh über jede Möglichkeit, um im Pandemie-Jahr die laufenden Kosten decken zu können. Zum Ende der Düsselland-Saison geht der Blick der Schausteller-Familien nämlich in eine ungewisse Zukunft. Abgesehen von Pop-Up-Freizeitparks wie dem Düsselland liegt die Hoffnung auf den Weihnachtsmärkten, so diese denn stattfinden können. Darauf vertraut man in der untereinander gut vernetzten Branche aber nicht. Unter den Schaustellern herrscht angesichts der vollen und kaum regulierten Stadtzentren das Gefühl vor, dass sie von der Politik ungerecht behandelt werden: „In geschlossenen Flugzeugen darf man in den Urlaub fliegen, aber es bleibt verboten unter freiem Himmel ein Fahrgeschäft aufzubauen“, macht Valentin Mikli Jr. vom Geisterhaus seinem Ärger Luft. Teilweise müssen die Corona-Soforthilfen nach diesem Monat wieder zurückgezahlt werden, auch wenn wohl wieder Monate der Arbeitslosigkeit folgen dürften.