Tourismus Die Jugendherberge in Oberkassel öffnet wieder für Touristen

Düsseldorf · Nach dem Shutdown mussten alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Das Haus am Rhein wurde geschlossen, dennoch blieb es eine wichtige Unterkunft.

Cathrin Arnemann zeigt das Regelwerk zur Wiedereröffnung der Jugendherberge Oberkassel.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Am 13. März musste die Düsseldorfer Jugendherberge am Oberkasseler Rheinufer wegen der Corona-Pandemie alle Gäste nach Hause schicken. „Alle Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit, es galt ab sofort ein Ausgabenstopp, wir konnten nur noch Handwerker für das Nötigste beauftragen, konnten keine Werbung mehr schalten. Alles ging auf Null“, sagt Cathrin Arnemann. Sie ist die Leiterin Marketing und Vertrieb beim Deutschen Jugendherbergswerk und zuständig für die 33 Häuser im Landesverband Rheinland des gemeinnützigen Vereins. Auch sie war von der Kurzarbeit betroffen.

Die Schließung kam zu einem Zeitpunkt, an dem das Hauptgeschäft der Jugendherbergen für 2020 gerade erst beginnen sollte. Das sind normalerweise die Klassenfahrten bis zum Beginn der Sommerferien. Und das moderne Haus an der Düsseldorfer Straße hat einen weiteren Schwerpunkt und damit finanzielles Standbein. Das ist die Vermietung der sieben Tagungsräume mit Rheinblick. „Das Düsseldorfer Haus war noch nie so gut im Voraus gebucht wie in diesem Jahr“, sagt Cathrin Arnemann. Doch statt sich über „das beste Jahr“ zu freuen, müsse man nun schauen, was möglich ist.

Aufgrund der absehbar großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des  Vereins überlegte man, wie man alternativ die 96 Zimmer mit 338 Betten belegen könnte. So kam es zum Kontakt mit dem städtischen Amt für Migration und Integration der Stadt und dessen Leiterin Miriam Koch. Und so mietete die Stadt im Mai bis Ende Juli die gesamte Jugendherberge, um die gerade in Corona-Zeiten zu beengte Lebenssituation für Flüchtlinge in den Unterkünften zu entschärfen. Mitte Mai wurden 59 Bewohner der Unterkunft an der Robert-Scholz-Straße zur Jugendherberge verlegt. Sie standen unter Quarantäne, allerdings seien alle negativ getestet worden, berichtet Michael Kumpfe, seit 2014 Leiter der Jugendherberge. Die Stadt habe das gesamte Haus bis Ende Juli angemietet, sagt Cathrin Arnemann.

Zuletzt lebten hier weitere Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Bleibe mehr hatten. So auch Anwohner der Luisenstraße, die nach dem Hauseinsturz von Montag die Nachbarhäuser des Unglücksortes nicht mehr betreten durften. Dank dieser Sonderbelegung schaffe die Jugendherberge bislang finanziell einen „leicht positiven Deckungsgrad“.

Alles auf Anfang heißt es nun ab dem heutigen 1. August in der Jugendherberge Oberkassel. Die Corona-Abstandsregeln erlauben je nach Konstellation der Gäste eine Auslastung bis zu 60 Prozent. „Zum Start sind 15 Zimmer mit etwa 60 Reisenden belegt“, sagt der Herbergsleiter. Radlergruppen oder Familien aus zwei Haushalten dürfen sich ein Zimmer teilen. Im Bistro sind die Tische ebenso auf Abstand umgestellt worden wie auf der großzügigen Terrasse am Rhein. Von Kumpfes 38 festangestellten Mitarbeitern sind nun elf wieder für die Gäste da, an der Rezeption, in der Küche und auch im Nachtdienst, denn das Haus bietet rund um die Uhr einen Ansprechpartner.

Stumpfe hofft in den verbliebenen Ferientagen auf spontane Gäste. Erste Reservierungen gibt es auch für die Tagungsräume. Doch hier wagt Cathrin Arnemann nach den in den vergangenen Monaten erprobten digitalen Tagungsmöglichkeiten keine Prognose. Sollte der Regelbetrieb in den Schulen nach den Ferien funktionieren, rechnet Michael Stumpfe wieder mit dem Besuch von Schulklassen. Noch im August soll eine Werbeaktion starten, die Familien aus den Niederlanden für Reisen ins Rheinland gewinnen will.