Folgen der Corona-Krise in Nettetal und Brüggen Herbergen in Existenzsorge

Brüggen/Nettetal. · Viele Klassenfahrten in Jugendherbergen sind wegen der Corona-Krise storniert. Das ist im Haus in Nettetal-Hinsbeck deutlich zu spüren. Die Herbergen bangen um ihre Zukunft. Warum sich die Situation vorerst kaum entspannen wird.

Die Jugendherberge Hinsbeck in besseren Zeiten: Im Herbst sind bisher 60 Prozent weniger Buchungen als vor einem Jahr vorgemerkt. Wirtschaftlich werde das Haus in Hinsbeck knapp eine null schaffen.

Foto: DJH

(hb, busch-) Die Ferienfreizeiten in den Jugendherbergen im Rheinland sind alle ausgebucht. Insgesamt 500 bis 600 Kinder haben sich angemeldet. In Hinsbeck beginnt am Montag die Stunt Academy. Cathrin Arnemann, Leiterin Marketing und Vertrieb, arbeitet seit 20 Jahren beim Deutschen Jugendherbergswerk in Düsseldorf. So viel Freude, wie bei den Kindern, die bisher schon mitgemacht haben, konnte sie selten erleben.

Natürlich hat der Landesverband Rheinland ein eigenes Hygienekonzept erstellt, hat sich vor der Ort mit den Gesundheitsämtern abgesprochen. „Es war eine totale Herausforderung“, aber die habe sich gelohnt. Es habe funktioniert. Gerade nach der zeitweisen Schließung der Schulen sei das Erleben von Gemeinschaft bei den Kindern mehr denn je gefragt.

Doch die Freude über die gelungenen Angebote in den Schulferien wird überlagert von der Sorge, wie es nach den Ferien weitergeht. Die Anmeldezahlen sind eingebrochen, weil die Schulen vielfach ihre Klassenfahrten storniert haben. Als Konsequenz der mangelnden Auslastung werden nicht alle Häuser wieder geöffnet. Die Jugendherberge Hinsbeck gehört zu den erfolgreichen Häusern. Gegenüber 31 000 Übernachtungen im gesamten Jahr 2019 liegt das Haus aktuell bei 12 000. Und die Vorschau für September bis November zeigt über 60 Prozent weniger Buchungen als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Die Jugendherbergen appellieren an die Schulen: „Lasst es zu.“ Es gebe kein Grund, Klassenfahrten zu stornieren. Die Zimmer werden nicht voll belegt, die Besucher bleiben im Klassenverband. Die Unsicherheit bei Eltern und Lehrern kann Cathrin Arnemann zwar verstehen, doch die Jugendherbergen seien für Klassenfahrten gut aufgestellt. Die Jugendherberge in Brüggen ist dagegen laut Homepage noch weiterhin geschlossen. Das Haus mit 136 Betten liegt mitten im Naturschutzgebiet, im Naturpark Schwalm-Nette, und wirbt besonders um Radtouristen. Ein Öffnungstermin ist noch nicht bekannt.

Für die Jugendherberge
bleibt es weiterhin eng

In Brüggen gibt es an den Schulen noch kein Interesse für einen Jugendherbergsaufenthalt: „Die Bezirksregierung Düsseldorf hat uns über unsere schulfachlichen Dezernenten bereits im April gebeten, alle Klassenfahrten für das kommende Schuljahr sicherheitshalber abzusagen – zu möglichst günstigen Stornierungsgebühren“, sagt Heiko Glade, der die Gesamtchule Brüggen mit Schülern leitet. „Das haben wir getan.“

Das Land habe zugesagt, Stornierungsgebühren für Auslandsfahrten auch für das Schuljahr 2020/21 zu übernehmen. Für Inlandsfahrten gelte das leider noch nicht. „Hier bleiben die Eltern auf den Gebühren, die bis zu 23 Euro zuzüglich Versicherungsgebühren betragen, leider sitzen“, so der Gesamtschulleiter. Der Schulträger (die Gemeinde Brüggen) sehe sich nicht in der Lage, an dieser Stelle finanziell einzuspringen. „Betroffen sind bei uns die Q 2 (Auslandsfahrt), der Jahrgang 10 (eine Auslands- und drei Inlandfahrten) sowie der Jahrgang 6 (dort konnte kostenneutral abgesagt werden).

Für die Gesamtschule Brüggen kommt eine Verschiebung der Klassenfahrten innerhalb des Schuljahrs organisatorisch nicht infrage. Laut Glade suche man Alternativen, indem man etwa für Abschlussklassen im späteren Verlauf des Schuljahres ein verlängertes Wochenende plant: „So hätten die Schüler noch die Gelegenheit zu einem Gemeinschaftserlebnis“, so Glade.

Für die Jugendherberge bleibt es wieterhin eng. Reisepläne wie an der Europaschule in Schwalmtal gibt es wenig und wenn, sind es kurze Reisen. Der Jahrgang 6 will Ende September drei Tage in der Jugendherberge Hinsbeck verbringen. „Wir hoffen, nicht stornieren zu müssen“, sagt Lehrerin Astrid Symanski-Pape.