Mordkommission ermittelt in Nettetal Frau beinahe von Einkaufswagen erschlagen

Nettetal · Ein Schockmoment mitten im Alltag: Nur knapp verfehlt ein herabstürzender Einkaufswagen eine Frau in der Ludbach-Passage in Nettetal. Die Polizei spricht von versuchtem Totschlag, eine Mordkommission ermittelt.

In der Ludbach-Passage in Nettetal haben Unbekannte einen Einkaufswagen vom Parkdeck in die darunter gelegene Fußgängerpassage geworfen.

Foto: Maren Kaster

Weil am Freitag, 7. Februar, ein Einkaufswagen auf einem Supermarkt-Parkplatz in Nettetal von einem Parkdeck geworfen wurde und dabei nur knapp eine Frau verfehlte, wurde eine Mordkommission eingerichtet. Das gab die Polizei eine Woche später bekannt.

Unbekannte hatten den Einkaufswagen nach bisherigen Erkenntnissen von dem Deck des Parkplatzes der Ludbach-Passage geworfen. Die Polizei teilte mit, dass der Einkaufswagen auf dem Parkplatz knapp neben einer Frau aufgeschlagen sei. Vor Ort wird jedoch schnell klar, dass dies missverständlich ist.

Im Erdgeschoss der Passage sind Geschäfte, über denen sich das Parkdeck befindet. Vom Parkdeck aus gibt es eine Öffnung, von der man einen Blick in die Passage darunter werfen kann. Diese Öffnung befindet sich unmittelbar neben den Rolltreppen, die Passage und Parkdeck miteinander verbinden. Sie ist nicht durch ein Gitter, ein Netz oder Ähnliches gesichert.

Laut Aussagen der Verkäuferinnen und Verkäufer in den umliegenden Geschäften habe sich der Vorfall dort zugetragen. „Es ist schlimm. Man ist nirgendwo mehr sicher. Hoffentlich werden die Täter schnell gefasst“, sagt eine Verkäuferin.

Die Polizei ermittele nach eigener Aussage wegen versuchten Totschlags. Zwei Zeugen hätten den Leiter des Supermarkts über den Vorfall informiert, dieser habe die Polizei eingeschaltet. Nun suchen die Ermittlerinnen und Ermittler die betroffene Frau sowie Zeuginnen und Zeugen des Geschehens. Bisher gebe es keine weiteren Erkenntnisse. Man wisse nicht, ob bei der Tat eine bestimmte Person getroffen werden sollte oder es dem Zufall überlassen wurde.

Auf Anfrage unserer Redaktion bei Kaufland nahm das Unternehmen kurz Stellung: „Zum Glück wurde bei diesem Vorfall, zu dem wir Anzeige bei der Polizei erstattet haben, niemand verletzt. Wir arbeiten mit der Polizei zusammen und unterstützen diese bei ihren Ermittlungen.“ Weitere Angaben wolle man nicht machen, da die Ermittlungen noch laufen. Zu der Tatsache, dass die Passage, den Schildern nach zu urteilen, videoüberwacht wird, sagte man nichts. Vonseiten des Unternehmens TB Investments, das die Passage unterhält, war am Freitag keine Aussage zu dem Vorfall zu bekommen.


Grundsätzliche Situation auf dem Parkdeck

Das Parkdeck ist in zwei Bereiche unterteilt, wobei einer wesentlich größer ist als der andere. In dem kleineren Bereich befindet sich ein Häuschen für Einkaufswagen. Auf der größeren Fläche finden Kundinnen und Kunden drei dieser Häuschen. Diese stehen jedoch alle ziemlich nah beieinander und noch dazu weit weg von den Parkplätzen für Menschen mit Behinderung. Früher habe es auch mal ein Häuschen in direkter Nähe der Behindertenparkplätze gegeben, doch nach der Sanierung des Parkdecks sei es verschwunden, berichten zwei Passanten, die gerade dabei sind, ihre Einkäufe aus einem Wagen in ihr Auto zu packen.

Immer wieder kann man Personen beobachten, die ihren Einkaufswagen nicht zurück in eines der Häuschen bringen, sondern ihn an die Seite neben die Parkplätze für Menschen mit Behinderung schieben. Auf Nachfrage sagt eine Passantin, die auf einem Behindertenparkplatz geparkt hat, dass ihre Beine nicht mehr mitmachen. Für sie sei es eine Herausforderung, über den ganzen Parkplatz zu laufen und dann wieder zurückzukommen. Der Parkplatz hat eine ungefähre Breite von 80 Metern. Etwa so weit müssten Menschen laufen, die ohnehin nicht gut zu Fuß sind.

Außerdem gibt es unten zwei Bereiche, in denen Einkaufswagen abgestellt und abgeholt werden können. Einer davon befindet sich direkt unter der zuvor beschriebenen Öffnung, durch die der Einkaufswagen in der vergangenen Woche fiel.