Gründerin von Privatschule in Viersen-Dülken „Nicht Intellekt fehlt, sondern etwas anderes“

<irwordspace style="word-spacing 025em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Dülken </irglyphscale></irwordspace> · Christa Heyer war lange Schulleiterin an der Theodor-Frings-Privatschule. Sie schafft einen geschützten Raum für Schüler mit Lernschwächen.

Christa Heyer und Paul Zuralski haben im Februar die rollen an der Privatschule getauscht.

Foto: Maja Wolf

Los ging es im Jahr 2007. Damals kauften Christa Heyer und ihr Mann Werner die ehemalige Villa Wünnenberg. „Es war schon immer mein Traumhaus“, sagt Christa Heyer. Doch die beiden wollten die Villa nicht, um dort zu wohnen. Sie etablierten in dem Haus die heutige Theodor-Frings-Privatschule. Von außen erinnert das imposante Gebäude aber keineswegs an eine Schule. Und auch drinnen ist es nicht anders.

Mit der rustikalen Einrichtung und den vielen Bildern erinnert die Privatschule eher an ein Wohnhaus. Christa Heyer kann zu zahlreichen Bildern und Möbeln ganze Geschichten erzählen. Ihr liegt viel an diesem Ort. Erst beim Blick in die Klassenräume wird deutlich, dass es sich tatsächlich um eine Schule handelt – doch nicht wie eine gewöhnliche Schule. Maximal zehn Schüler werden pro Klasse in den kleinen Räumen unterrichtet. Und auch die Ausstattung ist nicht üblich: So steht beispielsweise in einem Klassenraum der jüngeren Schüler ein Regal, gefüllt mit Brettspielen. „Die Brettspiele werden auch genutzt, um den Kindern unterrichtsrelevante Inhalte nahe zu bringen“, erklärt Christa Heyer. Sogar ein Terrarium mit Schlangen befindet sich im Schulgebäude. Die Schüler seien ganz begeistert von den Reptilien, berichtet Heyer.

Paul Zuralski ist der ehemalige Stellvertreter und Christa Heyer die ehemalige Schulleiterin. Denn: Anfang Februar trat Heyer einen Schritt zurück und beide tauschten die Rollen. Sie ist zwar jetzt eigentlich in Rente, doch die Arbeit hinter sich zu lassen, kann sie sich erst einmal nicht vorstellen. „Auf Frau Heyer zu verzichten, ist sehr schwierig“, sagt auch Zuralski. Die Beiden seien nicht nur ein gut eingespieltes Team, sie ergänzen sich auch hinsichtlich der Fächer.

Angefangen hat alles allerdings schon vor der Villa Wünnenberg. Im August 2002 entschied sich das Ehepaar Heyer, das LRS-Förderinstitut zu gründen. Ihr Ziel war es, bezahlbare Förderung für Kinder mit Lernproblemen anzubieten. Zudem sollte die Förderung qualitativ hochwertig sein. Nach und nach entwickelten sich Förderung und Nachhilfe zu einem richtigen schulischen Unterricht.

Hauptsächlich Schüler mit Lese-, Rechen- und Schreib-Schwäche besuchen die heutige Theodor-Frings-Privatschule in Dülken. Auch Kinder mit ADHS und Autismus gehen auf die Privatschule. Aber die Schule ist auch offen für Kinder ohne Behinderung, Einschränkung oder Lernschwäche. Die Privatschule steht für individuelle Förderung. „Nicht der Intellekt fehlt, sondern etwas anderes fehlt“, betont Heyer. Das System öffentlicher Schulen übergehe die Schüler mit geistigen Einschränkungen. Die Schüler bräuchten individuelle Erklärung, da sie anders denken würden.

Bei einer Rechenschwäche brauche es ein intensives Auseinandersetzen mit Zahlen und den Aufgabenstellungen. Bei einer Regelschule mit 24 bis 30 Schülern pro Klasse und einem geregelten Lehrplan wird das schwierig. Es können Lernlücken und Frustration seitens der betroffenen Schüler entstehen. Zuralski beschreibt, dass Kinder, die die Privatschule besuchen wollen, oftmals schon mehrere Schulen verlassen haben. Diese Kinder müssen wieder ermutigt und aufgebaut werden, dafür ist Fingerspitzengefühl erforderlich.

Christa Heyer ging früher auf das Clara-Schuhmann-Gymnasium in Dülken. „Nicht zwingend die Intelligentesten schaffen das Abitur, sondern die mit den besten Chancen“, sagt sie. Beispielsweise Kinder mit Autismus sind oftmals auch hochbegabt, aber meist gehindert durch soziale oder kommunikative Interaktion. Heyer wurde von ihren Eltern unterstützt und hat die Aufgaben erledigt, die von der Schule gefordert wurden. Einfach ausgedrückt, das Schulsystem war kein Hindernis für sie.

Besonders ein Ereignis blieb ihr aber im Gedächtnis. Heyer schildert, wie sie einen ehemaligen Schüler zufällig traf. „Der erste Tag an Ihrer Schule war mein schönster Schultag“, sagte er Schüler. Solche Aussagen motivieren und rühren die Lehrerin. Schnell wird deutlich: Heyer und Zuralski lieben ihren Beruf. „Es war die beste Entscheidung in meinem Leben“, sagt Christa Heyer rückblickend.