AKH Viersen Hilfe für zukünftige Geschwister

Viersen · Kinderkrankenschwester Petra Orths-Stapper leitet Geschwisterkurse und erzählt, wie diese ablaufen.

Petra Orths-Stapper leitet im AKH die Kurse für werdende Geschwister.

Foto: Martin Brock-Konzen

Im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen gibt es in der so genannten Elternschule auch Kurse für die werdenden Geschwister. Kinderkrankenschwester Petra Orths-Stapper leitet diese Kurse.

Für wen sind Ihre Kurse genau gedacht?

Petra Orths-Stapper Die Geschwisterkurse sind ein Angebot für Kinder zwischen vier und zehn Jahren, die in absehbarer Zeit große Schwester oder großer Bruder werden.

Was machen Sie konkret mit den Kindern?

Orths-Stapper Die Kinder werden im Eingangsbereich von mir mit einer Puppe begrüßt. Ich nehme ein echtes Babybettchen mit, in dem die Puppe Paula dann liegt. Dann gehen wir alle zusammen mit den Eltern hoch zum Kursraum, damit die Eltern später wissen, wo sie ihre Kinder wieder abholen müssen.

Das heißt, die Kinder bleiben im Kurs allein?

Orths-Stapper Genau, die Kinder bleiben in der Regel alleine hier. Manche Eltern bleiben vor der Türe, den meisten empfehle ich, in der Cafeteria zu warten. Bei den älteren Kindern gehen die Eltern die gut eineinhalb Stunden, die der Kursus dauert, auch schon mal in die Stadt.

Und was passiert dann hier in der Zeit?

Orths-Stapper Nach einer Vorstellungsrunde wird erst einmal erzählt. Wir sprechen darüber, ob die Kinder wissen, was es denn wird, ob Junge oder Mädchen. Manche erzählen auch, ob sie schon mal bei Untersuchungen dabei waren. Ich bin manchmal überrascht, wieviel sie schon wissen. Von Ultraschall oder CTG, um die Herztöne abzunehmen, das ist den Kindern schon geläufig. Als Unterstützung nehme ich mir auch ein Buch zur Hand. Wir benennen beispielsweise den Bauchnabel und ich erkläre, dass dort einmal die Nabelschnur war. Das zeigt den Kindern ja auch, dass sie selbst mal ein Baby waren. Dann geht es auch darum, ob die Kinder wissen, wie denn hier die Räumlichkeiten im Krankenhaus heißen, wie die Leute heißen, die bei der Geburt des Babys helfen. Sie lernen also, dass es eine Hebamme gibt, dass es Kreißsaal heißt und so weiter.

Kommen die Kinder auch mit Fragen oder vielleicht sogar Ängsten hier hin?

Orths-Stapper Die Kinder sind immer sehr aufgeregt, was die Räumlichkeiten angeht.

Wie geht es dann weiter?

Orths-Stapper Dann werden die Puppen oder Stofftiere, die die Kinder oft mit dabei haben, ins Bettchen geladen und wir machen einen Rundgang durchs Krankenhaus. Wir gehen dann natürlich auch in den Kreißsaal, wenn es möglich ist.

Was ist dann dort das Highlight für die Kinder?

Orths-Stapper Das Highlight ist, dass es eine Geburtswanne gibt. Das finden sie immer sehr spannend. Ich gucke mit den Kindern dann in die Schubladen, was man da so alles findet. In einer Schublade ist zum Beispiel alles, was man benötigt, um das Baby zu versorgen. Da liegt eine Nabelklemme drin, ein Fieberthermometer und da liegen auch die Fingerfarben, mit denen wir einen ersten Fußabdruck machen. Nach dem Kreißsaal geht es weiter auf die Station, wo ich dann den Frühstücksraum zeige, in dem die Mamas frühstücken. Wir schauen in ein leeres Zimmer, damit die Kinder wissen, wo die Mamas und die Babys schlafen und wir haben dort auch einen Raum, in dem wir die Neugeborenen versorgen. Hier prüfen wir dann auch die Sauerstoffsättigung der Kinder oder hören, wie deren Herzen schlagen und wir wiegen auch die Puppen mal, wer denn so die schwerste hat. Und zum Schluss, wenn es passt, kommt ein Papa mit einem neugeborenen Baby in den Raum und alle dürfen das Baby mal sehen.

Für wieviele Kinder sind die Kurse ausgelegt?

Orths-Stapper Die Kursgröße ist zwischen vier und zehn Kindern. Ab fünf oder sechs hole ich mir eine zweite Kollegin dazu.

Ist es richtig, dass die Kinder auch lernen, wie man ein Baby wickelt?

Orths-Stapper Richtig, wenn wir von der Station zurück in den Kursraum kommen, wickeln wir die Puppen. Ich zeige den Kindern auch, wie man ein Baby richtig auf den Arm nimmt. Dabei sind sie immer sehr überrascht, wenn ich sage, dass diese Puppe genauso schwer ist, wie ein Baby. Ihre eigenen Puppen sind ja viel leichter und sie finden ein Baby dann schon sehr schwer. Dann thematisiere ich mit den Kindern, dass sie immer, bevor sie mit dem Baby etwas machen möchten, Mama oder Papa fragen. Das Baby soll niemals alleine hochgenommen werden, immer nur mit den Eltern. Das ist mir ganz wichtig.

Wie gehen Sie auf das Thema Konkurrenz ein? Schließlich kommt da jemand, mit dem sich die Kinder künftig die Eltern teilen müssen.

Orths-Stapper Ganz zum Schluss lese ich mit den Kindern ein Buch, in dem es auch um Eifersucht geht. Es handelt von einem Jungen, der großer Bruder wird und dann mit dem Baby auch spielen möchte. Er ist sehr enttäuscht, dass die Mama das Baby nur in den Stubenwagen legt. Das Fazit am Ende ist, dass der Junge überlegt, was das Baby denn überhaupt kann: Kuscheln.

Ist so eine Konkurrenz eigentlich bei den Kindern im Vorfeld ein Thema?

Orths-Stapper Nein eigentlich nicht. Es herrscht überwiegend freudige Erwartung.