Handpuppensammlung aus Viersen Mehr als nur „Tri-Tra-Trullalla“
<irwordspace style="word-spacing 025em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Viersen</irglyphscale></irwordspace> · Irmgard und Christa Pastors hegen eine besondere Sammel-Leidenschaft. Teile davon werden regelmäßig ausgestellt. Über ein Stück Kultur, das beinahe vergangen scheint.
Beim Eintreten schauen einem Max und Moritz, Kasperle, Seppel und das Krokodil entgegen. Daneben steht eine kleine Bühne mit rotem Vorhang. Das Wohnzimmer von Christa und Irmgard Pastors ist auch das zu Hause von Handpuppen.
Seit etwa 25 Jahren sammeln die Zwillingsschwestern die Figuren, die bei vielen Menschen Kindheitserinnerungen wecken. Das trifft bei den Pastors-Schwestern auch zu: „Wir kannten Handpuppen vor allem durch öffentliche Vorführungen auf der Kirmes oder auf Jahrmärkten.“ Eigene Handpuppen besaßen sie als Kinder nicht. „Unser Onkel hat manchmal Stoff über Kochlöffel gezogen und ließ dann seine Fantasie walten“, sagt Irmgard.
Im Erwachsenenalter fiel den beiden auf, dass das Kulturgut Handspielpuppe immer mehr verloren geht. Zuerst begannen sie auf Flohmärkten nach den Puppen zu suchen, später im Internet. „Wir haben auch unterschiedliche Werkstätten aufgesucht, um uns mit den Herstellern zu unterhalten und auszutauschen“, sagt Irmgard. Unter anderem besuchten sie auch Gerhard Berger, bekannt als Hohnsteiner Kasperschnitzer, in seinem Atelier.
Die beiden Frauen kennen sich aus mit den Holzköpfen – wobei der Begriff den vielfältigen Puppen nicht gerecht wird. Vor allem, nachdem man den Pastors-Schwestern zugehört hat, wie sie ihr breites Wissen zu dem Thema teilen. „Die 1960er-Jahre waren die Hochzeit der Handpuppen, denn damals kam PVC auf und die Köpfe mussten nicht mehr geschnitzt werden“, sagt Christa. Außerdem gibt es Puppen, die durch die sogenannte Ziehtechnik komplett aus Stoff bestehen. Dabei entstehen durch sorgfältige und geschickte Handhabung die unterschiedlichsten, sehr lebendigen Gesichtsausdrücke. Jede Künstlerpuppe wird aufwendig in Handarbeit erstellt und ist ein Unikat.
Mehr als einmal wurden die Puppen der Schwestern bereits von Museen für Ausstellungen gebucht – zum ersten Mal 2017 in Grefrath. Darüber freuen die beiden sich. Bei der jeweiligen Vernissage ist es den Pastors wichtig, persönlich vor Ort zu sein. „Das ist für uns wie Weihnachten. Wir sind immer gespannt, wie die Puppen arrangiert und präsentiert werden“, sagt Christa.
Vom äußersten Westen der Republik ging es Ende vergangenen Jahres in den äußersten Osten nach Frankfurt (Oder). Dort wird noch bis zum 23. März ein Teil der Pastors-Puppen-Sammlung im Museum Viadrina zu sehen sein. Sie seien glücklich, auch mal im Osten Deutschlands ausstellen zu können, denn das sei häufig schwierig. „Meistens scheitert es an den finanziellen Mitteln der Museen“, sagt Irmgard.
Die Aufgaben sind bei Christa und Irmgard klar aufgeteilt: Christa sucht die Puppen und wählt sie aus, während Irmgard mit Museen Kontakt aufnimmt und organisiert. Im Vertrag mit dem Kreis oder dem jeweiligen Museum ist auch der Transport der Puppen geregelt. „Wir verpacken sie entsprechend und dann werden sie von einer Spedition abgeholt“, sagt Irmgard.
Insgesamt umfasst die Sammlung der Schwestern gut 2000 Puppen. „Wir wollen Hundert Jahre werden, damit wir alle unsere Puppen zeigen können“, sagt Christa und lacht. Denn: Alle Handpuppen werden von den Museen meistens nicht gebucht. „In der Regel stellt die Museumsleitung die Ausstellung zusammen und sucht sich die Puppen aus, die sie haben möchte“, sagt Irmgard. Dabei werde oft nach Themenbereichen vorgegangen. Beispielsweise sollen manchmal nur Textilpuppen ausgestellt werden oder ausschließlich Puppen aus den 30er- oder 60er-Jahren. Manchmal geht es um Märchenfiguren oder um TV-Handpuppen, wie jene aus der Sesamstraße. Andererseits komme es auch immer auf die Größe der Museen und deren Vitrinenmenge an. Neben den Puppen werden zudem die Theaterbühnen und Spielanleitungen ausgestellt. Wobei die Bühnen teilweise auch bespielt werden dürfen.
Aktuell stehen die Schwestern in Kontakt mit dem Wilhelm-Busch-Museum. Vielleicht sind die Max- und Moritz-Puppen der Pastors in Zukunft dann dort zu sehen.