Als Fabian Pütter 1991 in Viersen geboren wurde, übernahm 20 Kilometer entfernt der Steinmetz Manfred Mangold den Steinmetz- und Bildhauerbetrieb, den er in den folgenden 34 Jahren erfolgreich führte und überregional bekannt machte. Damals wusste der eine vom anderen natürlich nichts. Das änderte sich im Jahr 2024, als Manfred Mangold beschloss, im Alter von 75 Jahren den Beruf an den Nagel zu hängen, nicht aber seinen Betrieb an der Neustraße in Hinsbeck zu schließen. Er machte sich auf die Suche nach einem Nachfolger. Keine leichte Sache. Aber bei Fabian Pütter schließlich wurde er fündig. Er ist einer von etwa 800 Steinmetzen bundesweit, die jährlich eine Ausbildung beginnen.
Pütter war über einen Ferienjob bei dem Mönchengladbacher Steinmetz Birkhoven auf den Geschmack für diesen Ausbildungsberuf gekommen. Als Jugendlicher entdeckte er die Lust am Zeichnen und dem Arbeiten mit Ytong – gute Voraussetzungen für einen künftigen Steinmetz. Nach Stationen in der Grabmalgestaltung, der Restaurierung, der Mitarbeit an der Walhalla und weiteren stand für den Steinmetz- und Bildhauermeister der Schritt in die Selbstständigkeit an. Nach ausführlichen und guten Gesprächen miteinander wurden sich Mangold und Pütter handelseinig. „Ich bin sehr froh über diese Entscheidung“, sagt Mangold. „Das war der richtige Zeitpunkt, Fabian wird den Betrieb gut weiterführen.“
Vielfältig seien die Aufgaben, erklärt Pütter. Neben der Herstellung von Grabsteinen, Gedenksteinen, Stelen und freien Kunstwerken aus Stein, Marmor oder Basalt wird ein Steinmetz auch bei Restaurierungsarbeiten und Arbeiten an Häusern eingesetzt. Was Fabian Pütter an diesem Beruf fasziniert: Mit den eigenen Händen etwas zu entwickeln. Von den ersten Überlegungen über Zeichnungen bis zum fertigen Stück lebt man eng mit dem, was man gerade schafft. „Man beschäftigt sich anders mit seiner Arbeit als in anderen Berufen.“ Klar sei es körperlich anstrengend, aber das macht Pütter nichts. Der leidenschaftliche Sportler war früher Kapitän im Viersener Footballverein, er hat Judo gemacht und war Trainer und er besucht „aus Spaß“ das Fitnessstudio.
Manfred Mangold hat sich in seinen aktiven Jahren in der Nettetaler Kunstszene mit freien Bildhauerarbeiten einen guten Ruf erworben. Mangold ist mit seinem Kunstwerk „Für- und Miteinander“ vor der Kirche St. Peter seit vielen Jahren ein wichtiger Teil des Hinsbecker Kunstweges. Ebenfalls bekannt ist sein „Engel schwarz-weiß“, der im Park des Lobbericher Krankenhauses steht, zurzeit aber restauriert wird. Auch in diese Fußstapfen ist Pütter bereit zu treten. Und hat es schon getan: Aus Rochlitzer Porphyr hat er drei kleine Schweinchen gearbeitet, die an den Lobbericher Ferkesmarkt erinnern. Die Figuren wurden gerade beim Nettetal-Tag in der Lobbericher Innenstadt aufgestellt.
Für den übernommenen Betrieb findet Pütter nur lobende Worte: „Ich muss nicht von Null anfangen. Der Betrieb hat eine gute Grundsubstanz. Die Ausstellung mit schönen und guten Stücken ist toll. Die Firma ist einzigartig in der Gegend und sie hat sich einen guten Namen erarbeitet.“ Das Lob ist auch auf Mangolds Seite: „Ich bin überzeugt davon, dass Fabian Pütter erfolgreich sein wird und immer gut zu tun haben wird. Wenn man mit Leidenschaft sein Ziel zu erreichen bereit ist, klappt das.“
34 Jahre hat Manfred Mangold in diesem Betrieb verbracht, hat viel gearbeitet, um den Betrieb erfolgreich zu machen. Anfangs hat er auf Kunsthandwerkermärkten ausgestellt, um bekannter zu werden. Da fällt es nicht leicht zu gehen und loszulassen. Dafür hat Fabian Pütter Verständnis. „Wenn Manfred Mangold möchte, darf er auch die Werkstatt benutzen.“ Denn Mangold wird sich weiter mit Kunst befassen und mit dem Beruf verbunden bleiben. Und Mangold bietet Pütter den Zugriff auf seine Erfahrungen an: „Wenn Fabian Hilfe braucht, bekommt er sie.“ Er könne ja nur von ihm lernen, bestätigt Pütter.
Mangold lag und liegt noch immer die Friedhofskultur am Herzen und auch das ist etwas, worin ihm sein Nachfolger ähnlich ist. „Wir brauchen diese Orte, um unsere Trauer ausleben zu können,“ sagt er.