Karneval in Viersen Rückblick auf ein närrisches Wochenende
Viersen · Dü-Ka-Ge und Blau-Wette Jonges feierten am jetzigen Wochenende närrisches Jubiläum. Und eine ehemalige Kinderprinzessin reiste extra aus Kanada an zur Sitzung der Roahser Jonges, die den Saalkarneval in Viersen eröffneten.
Der Karneval startet in seine heiße Phase. Gleich drei Karnevalsgesellschaften veranstalteten am Wochenende Sitzungen, darunter zwei mit närrischen Jubiläen.
Roahser Jonges als Glücksbringer
Die KG Roahser Jonges hatte am Samstagabend zu einer Kostümsitzung ins Festzelt an der Sittarder Straße geladen. Und viele Besucher waren dieser Einladung bunt und fantasievoll kostümiert gefolgt. Schon der Einzug der Gesellschaft mit dem Kinderprinzenpaar Cilian I. und Marisa I. und einer Abordnung des Kinderkarnevals war dem Einzugslied angemessen „Em Roahser wird wörr Karneval gefiert…“ Eigens um mit den Roahser Jonges zu feiern, war die ehemalige Kinderprinzessin von 1993, Jessica Scott, aus dem fernen Kanada angereist. Durch den Abend führten Wolfgang Genenger und Lothar Beeck. Für Genenger wird es wohl die letzte Session sein, denn nach 33 Jahren als Sitzungspräsident möchte er mal kürzertreten. Wie sagte schon Franz Beckenbauer: „Schau’n mer mal“...
Nach der Begrüßung und den Tänzen des Kinderprinzenpaares und der Roahser Funken ging es mit Volldampf ins Programm. Getreu dem diesjährigen Motto „Glücksbringer“ ging es stimmungsvoll und stimmgewaltig mit den Oedingsche Jonges los. Sie bereiteten stimmungsmäßig den Weg für Viersens Prinzenpaar Ela I. und Jürgen I. vor, die mit Gefolge, Festausschuss und Prinzengarde angereist waren. Auf der Bühne sorgte die Prinzengarde mit ihren Tänzen für beste Unterhaltung. Eine Augenweide der Tanz der Regimentstochter Anna-Lena. Prinzessin Ela I. durfte einen Kindergarten per Los ermitteln, der sich über die Spende von Helmut Schatten in Höhe von 1500 Euro freuen darf. Es wurde der Kindergarten Bockert.
Zu Beginn des Abends hatten die Roahser Prinzengarde und die Wibbels ihre Auftritte. Sie ernteten verdienten Applaus. Viel Erfahrung zeigte Bauer Heinrich Schulte-Brömmelkamp aus dem Münsterland. Er wusste geschickt das Publikum, Prinz Jürgen und Sitzungspräsident Wolfgang in seine spritzige Rede mit einzubeziehen. Das Festzelt und vor allem die Bühne platzten aus den Nähten, als die Kölner Funken-Artillerie Blau-Weiß mit 180 Personen einmarschierte. Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Das setzte sich auch bei den musikalischen und tänzerischen Darbietungen fort. Es war ein echtes Gefühl von Kölner Karneval im Rahser. Beim Einmarsch nahm die Truppe auch gleich ein nettes Mädel „gefangen“. Nach so viel purem Gardekarneval hatten Klaus und sein frecher Affe Willi es nicht leicht, die Aufmerksamkeit zu finden. Doch beide sind Profi genug, um dies schnell in den Griff zu bekommen und mit ihrem Zwiegespräch das Publikum zu fesseln. Mit dem Auftritt der Kölner Band Miljö begann das Finale im Rahser. Sie haben in den vergangenen zehn Jahren für Furore gesorgt und sich letztes Jahr mit einer Deutschlandtour einen Lebenstraum erfüllt. Nach so viel musikalischer Power wirbelten die Mädels und Jungs der Rheinmatrosen über die Bühne. Was da an Akrobatik und Wurfartistik geboten wurde, war atemberaubend. Atem brauchten zum Finale die Mitglieder von Druckluft. Die Truppe erzeugte eine Energie, der man sich nicht entziehen konnte. Den Roahser Jonges darf man eine hochkarätige Kostümsitzung bescheinigen, bei der die Programmpunkte die eigentlichen „Glücksbringer“ waren.
Blau-Wette Jonges im Wunderland
Die Karnevalsgesellschaft Blau-Wette Jonges (BWJ) kann in dieser Session auf ein närrisches Jubiläum blicken. „6 x 11 Jahre Blau-Wette Jonges heißt es in dieser Session und das ist bereits ein kleines Wunder“, so der Vorsitzende Burkhard Klein in seinem Grußwort. Was aus einer Straßengemeinschaft heraus 1958 begann, Nici Kempermann ist heute aus dem Viersener Karnevalsgeschehen nicht mehr wegzudenken. Und dabei hatte die Gesellschaft einige kritische Hürden zu überstehen. Gleich mehrmals musste sie ihre „Heimat“, ihre Spielstätte wechsel. Vom Saal der Gaststätte „Zur Reichsbahn“ ging es 1965 in die „Eiserne Hand“. Aber auch dort wurde es bald zu eng und es ging ins legendäre Pschorrbräuhaus. 1973 fanden die Blau-Wetten ihre Heimat im Drießenhof im Bockert. Über Marienheim, Evangelisches Gemeindehaus ist man heute, gemeinsam mit den Roahser Jonges, im beheizten Festzelt an der Sittarder Straße beheimatet. Das Schöne: Die Gäste zogen immer mit, und so hat die Gesellschaft heute eine treue Anhängerschar.
Gefeiert wurde am Freitag mit einer tollen Jubiläums-Gala im ausverkauften Festzelt. Durch das Programm führte mit einer launigen Moderation Dirk Hechel. Dieses Mal solo, weil sein Partner Jürgen Vogt als Prinz Jürgen I. im Narrenreich unterwegs ist. Den Auftakt machte die Gesellschaft mit ihrer Tanzgarde und neuen Uniformen. Danach stattete das Prinzenpaar mit Gefolge, Regimentsmusikzug und Prinzengarde „ihrer Gesellschaft“ einen Besuch ab. Mit dabei: das Kinderprinzenpaar Cilian I. und Marisa I.
Die Prinzengarde und Regimentstochter Anna-Lena begeisterten mit ihrem Programm. Zuhören sollte man dann bei Handwerker Peters, der von zahlreichen Berufserlebnissen berichtete. Etwas auf die Ohren gab‘s von Kempes Feinest. Die Band um Sängerin Nici Kempermann brachte gute Laune. In Blau und Weiß trat die Tanzgarde der GKG Krefeld auf. Tänzerische Eleganz und atemberaubende Hebefiguren begeisterten das Publikum.
Die Stimmung auf den Höhepunkt trieben im Programm Trompeter Bruce Kapusta, die Funky Mary’s mit ihren schwungvollen Liedern und die Showtanzgruppe High Energy. Jeder dieser Auftritte riss das Publikum von den Stühlen.
Die Blau-Wette Jonges schwelgten in einem blau-wette Wunderland und boten ihrer treuen Anhängerschar einen unvergesslich schönen Jubiläumsabend.
7x 11 Jahre Dü-Ka-Ge
Die Dülkener Karnevals-Gesellschaft blickt in dieser Session auf ihr 7x 11-jähriges Bestehen zurück. Zu den Gründern zählten Heinz Ferschoth und Heinz Luhnen, zwei Urgesteine der Dülkener Geschichte. Den ersten Auftritt gab es bereits am 11.11.1948 im Saal der Stadt Dülken. Danach steigerte sich die Gesellschaft auf bis zu zwölf Spielabende in der Session 1958. Nach dem Abriss des alten Bürgerhauses teilte sich die Dü-Ka-Ge den Auftrittsort mit dem Orpheum, und es gab nur noch drei Spielabende. 1951 wurde auch die heutige Funkengarde gegründet, die einzige berittene (auf Steckenpferden) Garde am Niederrhein. Aus 77 Jahren Dü-Ka-Ge gingen bislang sieben Prinzenpaare hervor. Heute zählt die Gesellschaft 120 aktive und passive Mitglieder. „Wir sind stolz darauf, dass die Kindergarde in den vergangenen Jahren viel Zulauf hat“, sagt der Vorsitzende Axel Passmann. Er führte auch am Freitag im Bürgerhaus durch ein stimmungsvolles Jubiläumsprogramm. Der Aufmarsch zu Beginn zeigte die geballte Stärke der heutigen Dü-Ka-Ge: Gleich drei Tanzgarden – Mini, Midi und Maxi – zeigten ihre tänzerischen Darbietungen. Das tat dann auch die Funkengarde mit ihren Marketenderinnen. Zu den Gratulanten zählten Ortsbürgermeisterin Simone Gartz sowie das designierte Damen-Dreigestirn mit Prinzessin Judith I., Jungfrau Gabi I. und Bäuerin Andrea I. Den Einstieg in ein sehr unterhaltsames Programm wagte „ne komische Hellige“. Peter Kolb verstand es mit viel Witz, das Eis zu brechen. Die Stimmungsband De Kellerjunges sorgten für ausgelassene Partystimmung. Das Tanzcorps Krieewel Blau-Wiess überzeugte mit tänzerischer Eleganz und akrobatischen Hebe- und Wurfelemente. Seit 25 Jahren ein Garant für beste Stimmung ist Bruce Kapusta mit seiner goldenen Trompete. Mit ihrem Zwiegespräch hatten Harry & Achim die Lacher auf ihrer Seite. Höhepunkt aber war die Travestieshow von Jörg und Andreas Schmitz aus Niederkassel. Als Hamm & Egg begeisterten beide das Publikum. Das krönende Finale bestritt die aus Kaldenkirchen kommende Band Die Kleinstadt-Rokker. Das Publikum war sich danach einig, es war wohl die bislang beste Sitzung der Dü-Ka-Ge.