Onkologe aus Viersen berichtet Neue Wege in der Krebs-Immuntherapie
Viersen · Unter dem Titel „Krebs 2025“ referierte Johannes Niklas Steiff über Krebs und Behandlungsmethoden. Der Leiter der Abteilung Hämatologie und Onkologie vom AKH Viersen stellte insbesondere die Immuntherapie vor.
Auf die erste Frage von Johannes Niklas Steiff meldet sich keiner der Zuhörer, die sich im Kapellenraum des Viersener Seniorenzentrums Maria-Hilf eingefunden haben. Der Leiter der Abteilung Hämatologie und Onkologie vom AKH Viersen hat die Frage gestellt, wer selbst oder aber in seinem Familien- und Bekanntenkreis noch nie mit einer Krebserkrankung in Berührung gekommen ist. Das trifft auf niemanden zu. Krebs ist eine Krankheit, die um sich greift und „auch als Geißel der Menschheit beschrieben wird“, wie Thomas Neef, der Vorsitzende des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung Viersen (KKV) bemerkt. Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe hatte der KKV Mitglieder und Gäste zu einem Referat des Mediziners eingeladen, das sich um Krebs und die Behandlungsmethoden dreht.
„Laut einer Erhebung erkrankt jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens an einer Krebserkrankung. Jeder vierte stirbt daran. 45 Prozent können erfolgreich behandelt werden“, berichtet Steiff. Mit dem Blick auf die Ziffer der jährlichen Krebsneuerkrankungen in Deutschland sprechen die Zahlen für sich. Waren es bei den Männern im Jahr 2016 insgesamt 229.200 so lag die Zahl zwei Jahre später bei 265.170 Männern. Bei den Frauen kletterte die Zahl im gleichen Zeitraum von 197.600 auf 232.720 Betroffene.
Steiff berichtete, dass bei manchen Krebserkrankungen die Zahlen rückläufig seien, aber bei anderen Krebsformen die Neuerkrankungen drastisch zugenommen hätten. Starke Zunahmen verzeichneten bei den Männern Prostata- und Pankreaskrebs. Bei den Frauen führen Brust- und Lungenkrebs die Steigerungsraten an. Erklärungen gäbe es dafür nicht, teilte der Mediziner mit. Generell sei es so, dass die längere Lebenserwartung der Menschen auch die Gefahr erhöhe, im Laufes des Lebens an Krebs zu erkranken. Gleichzeitig verwies er auf die verbesserten Behandlungsmethoden, die es mittlerweile gibt.
„Bei Krebs sollten wir aber nicht nur an die Diagnosesituation denken, sondern auch an die Vorbeugung und Vorsorge und Früherkennung“, betonte der Mediziner. Übergewicht spielt so eine Rolle. Eine gesunde Ernährung sowie das Fernhalten von schädlichen Substanzen wie Nikotin und Alkohol sind weitere Aspekte der Vorbeugung. In Sachen der Vorsorge und Früherkennung brachte Steiff Angebote in Form von Darmspiegelungen, Hautuntersuchungen, die Mammographien und Computertomographien ins Spiel, wobei letztere bei Menschen mit einem erhöhten Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, genutzt werden.
In der Therapie selbst treffen Erkrankte auf ein Potpourri aus Möglichkeiten. Neben Operationen stehen Strahlen- und Systemtherapie sowie additive Verfahren zur Verfügung. Noch relativ neu ist die Immuntherapie, die laut dem Mediziner die Krebstherapie verbessert. „Unser Immunsystem ist in der Lage, Zellen, die viele Fehler haben, auszusortieren. Nun löst natürlich nicht jede genetische Veränderung Krebs aus. Das Immunsystem funktioniert allerdings nicht immer perfekt. Gerade im Alter wird es schwächer. Es erkennt unter Umständen erkrankte Zellen nicht mehr. Mit Hilfe der Immuntherapie werden Krebszellen markiert, die zuvor vom Immunsystem nicht erkannt wurden. Dank der Markierung erfolgt eine Erkennung durch das Immunsystem, dass die Zelle entsprechend rausschmeißt. Es ist, als würde man einen Aktivator ins Immunsystem geben. Man nutzt natürliche Mechanismen“, beschrieb Steiff die Vorgänge dieser Therapie. Ohne Nebenwirkung ist die Immuntherapie aber auch nicht. Es kann eine Autoimmunerkrankung ausgelöst werden, bei der sich das Immunsystem gegen gesunde Zellen wendet. In einem solchen Fall kommt Cortison ins Spiel, das als Bremse wirkt.
Die Immuntherapie hat einen weiteren Nachteil. Sie ist sehr teuer. Eine Gabe kostet 7800 Euro und je nach Krebserkrankungen sind eine Vielzahl von Gaben notwendig. Wie die interdisziplinären Entscheidungen bei einer Therapie getroffen werden, was es mit einer Tumorkonferenz auf sich hat, bei der die verschiedene Ärzte in einer Klinik tagen und gemeinsam den für den Patienten optimalen Weg der Behandlung einschlagen – Steiff erklärte ausführlich und gab einen Einblick, wie komplex und individuell Krebstherapien sind.