Versteigerung in Viersen Hier gibt es nicht nur günstige Fahrräder
Viersen · Am Donnerstag, 23. Januar, startet die Stadt Viersen eine Online-Auktion von Fundsachen. Was alles gefunden wurde und wie die Versteigerung funktioniert.
„50 Euro, zum ersten ... 50 Euro zum zweiten ... und ... 50 Euro zum dritten – dieses Fahrrad geht für 50 Euro an die Dame in der zweiten Reihe“, so oder so ähnlich klang es einmal im Jahr in Viersen, wenn das Fundbüro zur Versteigerung rief. Doch weil die Resonanz immer geringer wurde und immer mehr Fundsachen am Ende weggeworfen werden mussten, hat die Stadt das Verfahren geändert. Seit einigen Jahren wird online versteigert, was die Leute nicht zurückhaben wollen. Und da gibt es eine Menge.
Lina Pauleßen ist bei der Stadt zuständig für alles, was so gefunden wird. Portemonnaies, Schlüssel, Handys – bei ihr landen so manche Klassiker des Verlierens und Findens. Bis solche Sachen dann aber meistbietend versteigert werden, dauert es seine Zeit. „Vom Gesetz her müssen wir die Sachen sechs Monate aufbewahren“, erklärt Pauleßen. Da es in Viersen allerdings nur eine große Versteigerung im Jahr gibt, ist die Spanne auch mal länger. Und vorher geht die städtische Mitarbeiterin in die Recherche.
Bei Portemonnaies beispielsweise ist oft ein Ausweis vorhanden, anhand dessen sie schnell den Besitzer finden kann. Verlorene oder gefundene Schlüssel werden auch über Social Media geteilt und so an ihre Besitzer zurückgebracht. „Da ist die Freude dann oft groß, wenn die Sachen schnell zurückkommen.“ Pauleßen weiß, wie groß beispielsweise der Aufwand ist, sämtliche Papiere und Ausweise neu zu beantragen. Wobei die Freude auch manchmal nach Jahren groß ist, wenngleich Führerschein und Co schon neu waren. Wie in dem Fall eines Vierseners, dessen Portemonnaie nach zwei Jahren beim Heckenschnitt plötzlich dem Bauhof vor die Füße fiel.
Was aber mindestens ein halbes Jahr bei der Stadt lagerte, geht in den Besitz der Stadt über. Die darf die Sachen dann verkaufen. Zunächst hat der Finder eine Art Vorkaufsrecht. Dies meldet er direkt an, wenn er eine Fundsache im Fundbüro abgibt. „Wer sich zu diesem Zeitpunkt dagegen entscheidet, kann auch nicht später ankommen und seine Meinung ändern“, erklärt Pauleßen. Dagegen könne nach einem Kaufangebot durch die Stadt jeder Finder sich immer noch gegen den Kauf entscheiden.
Der Rest geht in den Verkauf. Wenn der Gegenstand denn verkauft werden darf. Schlüssel sind generell ausgeschlossen und auch Lebensmittel kommen nicht in die Versteigerung. „Wir haben mal nach dem Vatertag einen komplett mit Proviant gefüllten Rucksack bekommen“, erinnert sich Pauleßen, „neben Broten waren da auch ein paar Flaschen Bier drin.“ Noch heute rätselt sie mit ihren Kollegen, wie dieser Vatertag verlaufen sein muss. Auch wenn das Bier noch länger haltbar gewesen ist, wurde es vernichtet. Selbst der hochpreisige teure Wein würde in der Tonne landen.
Übrig bleiben am Ende sehr viele Fahrräder, Handys, Kopfhörer und auch Schmuck. Diese Sachen wurden allesamt nicht abgeholt und sind jetzt frei zum Verkauf. In der Versteigerung, die am Donnerstag, 23. Januar, online startet, sind alle Artikel schon jetzt zu sehen. Insgesamt sind 72 Fahrräder, ein E-Scooter und so manche Handys auf der Liste. Auch ein paar Bluetooth-Kopfhörer inklusive Ladebox stehen auf der Liste. Das passende Bild dazu ist eher unappetitlich, aber wenn die einmal gereinigt sind, könnten die wie neu sein.
Die Stadt Viersen versteigert die Gegenstände allerdings nicht selbst, sondern hat dafür einen externen Dienstleister eingeschaltet. Der überprüft alle Sachen auch auf ihre Funktionsfähigkeit. Beispielsweise müssen alle Fahrräder grundsätzlich verkehrstauglich sein. Im Portal ist bei allen Artikeln der Zustand mit angegeben und daneben steht das Startgebot. Über den Verlauf der zehntägigen Versteigerung sinkt dieser Preis kontinuierlich, bis ein Maximalgebot eines Bieters erreicht ist. Dieser bekommt dann den Zuschlag. Und was passiert mit den Sachen, für die niemand bietet? „Die werden im nächsten Jahr vielleicht noch mal angeboten oder wir geben sie an Vereine oder gemeinnützige Zwecke“, sagt Pauleßen. Einzelne Dinge, die dann noch vorhanden sind, landen im Müll.