Wirtschaft Düsseldorfer Start-up-Szene wächst immer weiter

Düsseldorf · Neue Unternehmensideen werden hier geboren: für den eigenen Garten oder Physiotherapien per App.

 Nathalie Odermann (l.) und Julia Heck haben ihr Start-up Ende 2017 gegründet.

Nathalie Odermann (l.) und Julia Heck haben ihr Start-up Ende 2017 gegründet.

Foto: Green for me

Gartenarbeit und Internetzeitalter, wie passt das zusammen? Sehr gut, findet Nathalie Odermann. Zumindest theoretisch. Denn in der Praxis fand die heute 32-jährige Düsseldorferin in der digitalen Welt viel brach liegendes Potenzial vor, als sie sich vor wenigen Jahren als Laie fragte, wie sie den Garten ihres neuen Hauses gestalten soll. So entstand die Idee zum Start-up „Green for me“, das sie zusammen mit Julia Heck Ende 2017 gründete. In einem Quiz auf ihrer Internetseite können Nutzer herausfinden, welche Pflanzen zu ihnen passen. Schon bald wird es in einer verbesserten Version möglich sein, aus dem Ergebnis ein Pflanzkonzept zu entwickeln, dass den Garten über das ganze Jahr hinweg blühen lässt. Gratis.

Geld verdienen wollen Odermann und Heck dann mit zu erwerbenden Premiumprodukten, wie einem individuell auf die Größe des Grundstücks zugeschnittenen Beetplan. Zudem sollen die gewünschten Pflanzen bald auch über einen angeschlossenen Händler gekauft werden können.

2015 hat die Stadt die Start-up-Initiative auf den Weg gebracht

„Green for me“ ist nur ein Beispiel dafür, wie die Start-up-Szene Düsseldorfs seit einigen Jahren erblüht. Im Jahr 2015 hatte die Wirtschaftsförderung der Stadt sich das Thema vorgenommen und die Start-up-Initiative auf den Weg gebracht, um so Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen, die jünger als zehn Jahre sind, Starthilfe zu geben. „Das ist eine riesige Hilfe“, sagt Odermann. Und man sehe deutlich, dass immer mehr in der Stadt passiere.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Zahl der Start-ups von 135 auf 350 gestiegen. Laut Wirtschaftsförderung sind so 2600 Arbeitsplätze geschaffen worden. Hinzu kommen auch ehemalige Start-ups, die schon länger als zehn Jahren erfolgreich wirtschaften und deshalb nicht mehr in der seit 2015 geführten Statistik auftauchen. Beispiele sind etwa Trivago, Auxmoney und Secusmart. Zählt man diese Unternehmen dennoch hinzu, kommt die Wirtschaftsförderung sogar auf mehr als 4800 Personen, die bei Start-ups beschäftigt sind.

„Green for me“ hat von dieser Initiative der Stadt ganz konkret profitiert. Denn Düsseldorf war maßgeblich an der Gründung des Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland beteiligt. Ein Startkapital von 50 000 Euro konnte das Gärtner-Start-up über das zugehörige Förderprogramm Ignition verbuchen. Im Herbst folgte dann die Zusage für ein einjähriges Stipendium vom Bundeswirtschaftsministerium. Die Wirtschaftsförderung in Düsseldorf bietet zudem Formate, die Gründer und Kapitalgeber zusammenbringen sollen, etwa die Präsentationswettbewerbe „seed Dus“ oder „Startups meet Investors“.

Auch das Mentoren-Programm der Stadt ist laut Odermann eine große Hilfe. Hier werden Gründer mit Unternehmern zusammengebracht, die schon weiter in der Entwicklung sind. „Das ist super. Wir treffen uns regelmäßig und profitieren von den Erfahrungen.“

Ihr Mentor heißt Ilja Michaelis, der mit seinem Start-up Routine GmbH ein therapeutisches Hilfsmittel entwickelt hat und im Gegensatz zu Green for me auch schon einen Investoren an Bord hat. Schmerzpatienten werden mit einem Tablet und einer App versorgt, die die Nutzer auf spielerischem Wege motivieren soll, komplexe Übungen zur Rehabilitation diszipliniert auch über lange Zeiträume zu absolvieren. Außerdem dokumentiert die App den Therapieverlauf der Ergo- oder Physiotherapien, was dem Arzt hilft. Das Programm kann sogar Übungen vorgeben, die etwa auf dem Touchscreen mit der Hand absolviert werden müssen, was sonst nicht ohne professionelle Anleitung möglich wäre, und dem Patienten Wege spart.

Am 5. April beginnt die Start-up-Woche mit 130 Veranstaltungen

Zum Mentoren-Programm sagt Michaelis, dass er sein Wissen gerne weitergebe, weil er selbst vom Wissen anderer Unternehmen profitiere. Das Netzwerk in der Region sei für ihn sogar der Grund gewesen, seine Firma in der Landeshauptstadt zu gründen. „Die Stadt ist auch generell ein guter Standort, auch in Bezug auf die Auswahl der Arbeitskräfte.“ Sechs Mitarbeiter hat Routine mittlerweile. Ein Durchbruch war, dass die Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen mittlerweile für die Nachsorge-Dienstleistung aus Düsseldorf zahlen. „Wir sind jetzt beim nächsten Schritt, und müssen schauen, wie wir wachsen können“, sagt Michaelis. Das Problem: Die Krankenkassen würden Routine nur in ihre Listen aufnehmen, wenn aufwendige Studien zu dem neuen Hilfsmittel vorangegangen wären. „Das können wir uns aber nicht leisten.“

So ist es also auch für Routine noch ein weiter Weg, um irgendwann einmal vielleicht sogar so etabliert zu sein wie Trivago. Doch die Voraussetzungen werden dafür offenbar immer besser in der Stadt. Wie vielfältig die Szene ist, wird vor allem wieder am 5. April sichtbar, wenn die Start-up-Woche beginnt und sie mit 130 Veranstaltungen Unternehmen zu Workshops und Ähnlichem zusammenbringt.