Special zum Brexit: Britische Kultur in Düsseldorf James Michael Atkins: „Ich fühle mich wohl in Düsseldorf“

Düsseldorf · Der britische Tänzer, Musical-Darsteller und Schauspieler hat den Einbürgerungstest absolviert.

Der britische Tänzer, Musical-Darsteller und Schauspieler James Michael Atkins lebt seit sieben Jahren in Düsseldorf.

Foto: Peggy Stein

Was ist, wenn es nicht klappt? Diese Frage hat sich James Michael Atkins immer wieder gestellt, wenn er allein zu Hause die Fragebögen durchging. Immer und immer wieder. Der 27-jährige britische Tänzer, Musical-Darsteller, Trainer und Schauspieler lebt seit sieben Jahren in Düsseldorf, zusammen mit seinem Partner, dem Magie-Künstler Charlie Martin (bekannt durch Roncalli und anderen Variété-Shows). Atkins hat vor kurzem den Einbürgerungstest absolviert, bestanden, wartet jetzt auf seinen deutschen Pass. Und hofft, dass es vor dem endgültigen Brexit noch klappt. „Was danach kommt, weiß niemand“, sagt er unserer Zeitung in fließendem, grammatisch einwandfreiem Deutsch. Nur ein leichter Akzent ist hörbar. Der klingt charmant. James schmunzelt: „Den will ich mir bewahren.“

Wie kam Atkins, damals 20, nach Deutschland? Er hatte einen Job als Tänzer auf dem Kreuzfahrt-Schiff MS Albatros. An Bord lernte er den in Düsseldorf lebenden Zauberer Charlie Martin kennen, verliebte sich und zog kurzerhand mit ihm an den Rhein. Obwohl verpartnert und seit Juli 2018 verheiratet, bedeutet das nicht automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ende Januar stellte er beim Einwohnermeldeamt den Antrag. Als Selbständiger sei das kompliziert; denn man müsse nachweisen, dass man sich ernähren kann und nicht „zur Gefahr für den Sozialstaat“ werde. Einkommensteuer-Erklärungen der letzten drei Jahre, Kranken- und Rentenversicherungs-Nachweise. Dasselbe musste sein Mann einreichen, ebenfalls selbständiger Künstler.

Für den Test (Kosten: 25 Euro) musste Atkins 310 Fragen pauken, 33 davon kamen dran. Fragen über bundesdeutsche Politik, Bundeskanzler oder die Rolle des Bundespräsidenten. Gerne hat er das gemacht. „Ich finde wichtig, dass man das System kennt, in dem man lebt.“ Zuvor hatte er einen Vorbereitungskurs (150 Euro) belegt, das Sprachzertifikat B1 erworben. Für den Einbürgerungs-Antrag musste er zudem 175 Euro hinblättern. Der Aufwand war groß, meint er. Lohnt sich aber. Auch deshalb will er jetzt hierbleiben: „Ich fühle mich wohl hier.“

Sieben Jahre lebt Atkins in Düsseldorf. So lange wie nirgends zuvor. In Norwhich, nordöstlich von London, geboren, ist er häufig mit den Eltern umgezogen. Bedingt durch den Beruf seines Vaters hat er in Singapur und den Niederlanden gelebt. Nicht nur, weil er so gut Deutsch spricht, sagt er „Ich fühle mich deutsch.“ So sehr, dass er schwarzen Kaffee trinkt und im Gespräch mit seiner Mutter häufig nach englischen Vokabeln sucht. Mit seinem Partner, der gut Englisch spricht, unterhält er sich in „Denglisch“, einer Mischung der beiden Sprachen.

Nach der Schule studierte er in London Tanz an der Rambert-School of Ballet, wollte raus aus London („Stadt ist zu teuer!“), begann mit Zumba, einer Mischung aus Aerobic und lateinamerikanischem Tanz, machte sich als Trainer und Tänzer selbständig. Als Trainer arbeitet er in Studios in Düsseldorf und Umgebung. Und fährt dorthin mit dem Auto. Den Führerschein habe er in Düsseldorf gemacht. Und lächelt: „Ich habe mich gezwungen; das war für mich hier die erste große Prüfung.“

Nebenbei wird er als Musical-Tänzer engagiert, in Köln (Cabaret), Bonn, Dortmund („West-Side-Story“) Gelsenkirchen, in der Rhein-Oper im „Graf von Luxemburg“. Vermittelt wird Atkins durch eine Hamburger Agentur. Neuerdings tritt er auch als Schauspieler im 2018 gegründeten English Theatre Düsseldorf auf.

Wenn es einen geordneten Brexit gibt, hofft er, dass die Staatsbürgerschaft geregelt ist. Und er künftig zwei Pässe haben kann. Darauf setzt er, denn „Ich bin Engländer.“ Aber: „Wenn ich gezwungen werde, mich zu entscheiden, dann würde ich den britischen Pass zurückgeben.“ Um eines Tages auf Fernreisen mit einem deutschen EU-Pass durch die Zoll-Kontrolle zu gehen.