Diese Düsseldorfer retteten zwei Juden vor den Nazis

Josef und Maria Otten versteckten 1944 zwei Brüder in ihrem Keller — jetzt werden sie von Yad Vashem geehrt.

Foto: privat — aus der Sammlung der Familie Otten

Düsseldorf. Sie waren nur eine verschwindend winzige Minderheit. Doch umso mehr verdienen sie Respekt und Aufmerksamkeit. Deutsche, die während der NS-Diktatur jüdischen Mitbürgern halfen, sie versteckten, ihnen das Leben retteten. Und dafür ihr eigenes riskierten. Zu ihnen gehörte das Düsseldorfer Ehepaar Josef und Maria Otten. Am kommenden Montag werden sie im Rahmen der Festveranstaltung zur Gründung des Staates Israel vor 70 Jahren im Landtag von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem posthum als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Die Ottens waren im Grunde einfache Leute, sie Hausfrau, er Mechaniker, die nicht aus großen weltanschaulichen oder religiösen Motiven handelten, sondern schlicht aus Anstand. So versteckten sie ab Herbst 1944 zunächst den Juden Emanuel Nooitrust, im Ersten Weltkrieg dekorierter Frontkämpfer des Deutschen Reiches, in ihrem Keller und versorgten ihn mit Lebensmitteln. Dann kam auch sein Bruder Salomon Nooitrust, Schwiegervater von Peter Belgo junior (ein Bruder von Maria Otten), bei ihnen unter. Denn Maria konnte als Luftschutzwärtin ihren Keller relativ sicher vor Kontrollen von außen schützen.

2003 wandte sich ihr Sohn Günter Otten an die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte und erinnerte an seine Eltern. Für das Archiv übergab er eine schriftliche Danksagung von Emanuel Nooitrust, die der kurz nach Kriegsende für Josef Otten ausgestellt hatte. „Insofern haben wir uns schon lange vor der Ehrung intensiv mit ihnen befasst“, sagt Bastian Fleermann, der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, „es waren sehr aufrechte, mutige Leute.“

Die Ehrung für das Ehepaar, Maria starb 1959, Josef 20 Jahre später, wird nun ihr Enkel Günther Otten entgegennehmen. Er ist dafür doppelt prädestiniert, hat er doch als Filmemacher mehrfach mit der Mahn- und Gedenkstätte zusammengearbeitet, etwa in seinen Filmen über die an verschleppte Juden erinnernden „Stolpersteine“ oder zur Wiedereröffnung der Gedenkstätte an der Mühlenstraße 2015.

„Es ist nur eine handvoll Düsseldorfer bekannt geworden, die sich so mutig für Juden eingesetzt und ihnen so das Leben gerettet haben“, sagt Fleermann. Neben den Ottens war das zum Beispiel die Studienrätin Hanni Ganzer: „Natürlich können Sie bei mir bleiben“ — mit diesen einfachen, aber segensreichen Worten rettete die Lehrerin des Luisengymnasiums kurz vor Kriegsende das Leben der jungen Jüdin Marianne Strauß. Die Tochter einer Essener Industriellenfamilie hatte sich mit Hilfe der sozialistischen Widerstandsgruppe „Bund“ jahrelang versteckt. Ihre Familie wurde in Auschwitz ermordet. Hanni Ganzer gehörte zwar ebenfalls zum Bund, hatte Strauß aber noch nie gesehen — nahm sie dennoch ohne zu zögern auf, obwohl sie sich damit auch kurz vor der Kapitulation noch in Lebensgefahr begab.

Weitaus bekannter sind die Eheleute Hulda und Otto Pankok, die 2013 als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurden. Die Publizistin und der Künstler waren im Dritten Reich mit Berufsverbot belegt und versteckten mehrere Verfolgte bei sich, darunter die jüdische Schauspielerin in Düsseldorf, Hilde Barz.

Zuletzt bekamen noch einmal Hilde und Joseph Neyses aus Niederkassel verdiente Aufmerksamkeit, weil Geld für eine Erinnerungstafel gesammelt wird, die gegenüber ihres früheren Wohnhauses am Kaiser-Friedrich-Ring das Ehepaar würdigt. Es bot dort im September 44 der verfolgten Jüdin Erna Etscheit Unterschlupf.