Düsseldorf Sparkasse will mehrere Hundert Stellen abbauen
Nach Informationen unserer Redaktion hat der Vorstand der Sparkasse in Düsseldorf ein Programm entwickelt, durch das Stellen nicht nachbesetzt werden und einvernehmliche Trennungen möglich sind. Der politische Streit hat bereits begonnen.
Düsseldorf. Die Höhe der Ausschüttung an die Stadt wird im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse ausnahmsweise nur zweitwichtigstes Thema sein. Ins Zentrum rückt ein so genanntes Restrukturierungs-Programm des Vorstands. Nach Informationen unserer Redaktion sieht es vor, mindestens 200 und bis zu 450 Stellen abzubauen. Das Unternehmen hat aktuell rund 1900 Beschäftigte.
Sparkassen-Chefin Karin-Brigitte Göbel hatte diese Entwicklung in ihrer Rede bei der Bilanz-Pressekonferenz im März bereits angedeutet. Damals hatte sie erläutert, dass das Unternehmen 2015 begonnen hatte, die Geschäftsstellen zu reduzieren, um 18 auf 46. Dieses Vorhaben wird in diesem Jahr abgeschlossen. „Weitere Anpassungen können wir heute nicht ausschließen“, sagte Göbel damals.
Das Unternehmen reagiert laut der Vorstandsvorsitzenden auf ein verändertes Kundenverhalten. „Für viele Kunden ist die Geschäftsstelle nicht mehr die zentrale Anlaufstelle. Das Online-Banking hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen und wird weiter wachsen.“ Etwas mehr als die Hälfte der Privatkunden sind Online-Kunden, die die Filiale kaum mehr als ein Mal pro Jahr besuchen. In den Geschäftsstellen werden deshalb kaum noch Servicekräfte benötigt, weil Kassenvorgänge weitgehend von den Kunden an Automaten und im Internet erledigt werden. Dafür ist das Beratungsangebot gestiegen.
Ausgangspunkt des Restrukturierungsprogramms ist deshalb die Annahme eines Überhangs beim Personal, den man bis zum Jahr 2022 abbauen will. Ein Schwerpunkt der Strategie ist es, auf die „natürliche Fluktuation“ zu setzen und Stellen so weit wie möglich nicht nachzubesetzen. Den weiteren Abbau würde man dann über Altersteilzeit-Angebote und einvernehmliche Trennungen erreichen.
Letzteres erfordert einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich. Folglich müsste das Unternehmen Rückstellungen bilden. Diese würden vom vorläufigen Gewinn 2017 (rund 100 Millionen Euro) abgehen und wären nicht mehr Teil der Summe, über die Politik und Sparkasse mit Blick auf die Ausschüttung verhandeln. An dieser Stelle ist der politische Streit noch überschaubar. Im Moment will die Sparkasse rund zwölf Millionen Euro ausschütten, im städtischen Haushalt sind zwei Millionen Euro mehr vorgesehen.
Der Kern der Auseinandersetzung wird ein anderer sein. Es wird um die Frage gehen, ob die Stadtsparkasse ihrem Versorgungsauftrag noch gerecht werden kann. Dass Oberbürgermeister Thomas Geisel diese Frage beschäftigt, war jüngst zu hören, nachdem die Sparkasse wegen Sprengattacken eine Reihe von Geldautomaten außer Betrieb genommen hatte. „Die Stadtsparkasse muss in der Fläche präsent bleiben“, sagte Geisel nach einem Gespräch mit dem Sparkassen-Vorstand. „Die Bürger sehen das Schließen von Geldautomaten sehr kritisch, und das verstehe ich gut. Eher sollte die Stadtsparkasse überlegen, in der wachsenden Großstadt noch mehr Geldautomaten zu platzieren.“
(Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (Foto:dpa))
Für die Debatte ist dabei auch wichtig, ob das Geschäftsstellen-Netz weiter schrumpft. Nach Informationen unserer Redaktion gibt es noch keine konkreten Pläne, weitere Geschäftsstellen zu schließen, zwei, drei weitere Filialschließungen gelten aber auch als nicht ausgeschlossen.
Die Auseinandersetzung könnte heftig werden. Wenn die Ratshausspitze oder der Verwaltungsrat den Sinn des Programms in Zweifel ziehen oder den Versorgungsauftrag als gefährdet ansehen, müssen sie die erwähnten Rückstellungen als falsch bewerten. Das wiederum könnte bedeuten, dass die gesamte Rechnung des Vorstands in Zweifel gestellt wird und es ähnlich wie beim großen Sparkassenstreit vor wenigen Jahren rechtliche Prüfungen gibt — unabhängig davon, dass es nun einen anderen Themen-Schwerpunkt gibt.