DJs und Kunst locken in das Büdchen um die Ecke

Die Bandbreite ist groß. Mal gibt es ein Hip-Hop-Konzert, mal ein Kunstprojekt. Ein Rundgang von Kiosk zu Kiosk.

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Düsseldorf. Die Büdchen-Terrasse ist die Bühne. Die Fourgruppe schickt ihre Reime und Beats über die Köpfe von einigen hundert Menschen hinweg, die eifrig mitnicken.

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Auch das kann der Büdchentag sein. Ein Hip-Hop-Konzert. Hier an der der Ecke der Oberbilker Allee zur Volksgartenstraße — auf letzterer ist für Autos fast kein Durchkommen mehr. „Oberbilk, das ist mein Viertel“, rappt Killa Calles (ein dreiminütiges Video vom Auftritt gibt es auf der Facebook-Seite der WZ).

Das Büdchen soll als Treffpunkt der Nachbarschaft gefeiert werden

So wie hier luden am Samstag die Büdchen zum Dazugesellen ein. An der Brause geschieht das mit einem DJ und einem alten Feuerwehrwagen mit Vintage-Sofas auf dem Dach zum Ausruhen. Es läuft Reggaemusik und an einem Stand gibt es Schallplatten, T-Shirts und Bildbänder von Szenekünstlern zu kaufen.

Streng genommen ist das aber keine Veranstaltung der Brause, sondern ein Geschenk an die Trinkhalle gegenüber. „Wir wollen heute gar nicht im Mittelpunkt stehen und sehen uns hier nur als besseres Dixieklo“, erzählt Brause-Vorstandsmitglied Stefan Pennartz: „Wir wollen dem Besitzer der Trinkhalle gegenüber aushelfen, in dem wir hier die Leute zum Entspannen einladen und zu ihm rüber schicken, wenn sie Getränke kaufen wollen.“ Für ihn ist es eine Art Nachbarschaftsdienst, was auch der Idee des Büdchentages entspricht. Mit Hilfe von diesem soll den Büdchen zu mehr Aufmerksamkeit verholfen werden. Musikalische und künstlerische Programme sollen die Nachbarschaft in die 25 teilnehmenden Büdchen locken und es zumindest für diesen einen Tag im Jahr zum Treffpunkt in der Nachbarschaft machen.

Das Graffitikollektiv „Betont.es“ präsentiert ihre Street-Art-Projekte am Büdchen Pausenbrot an der Färberstraße und besprühen eine Wand, damit auch etwas geschaffen wird, was auch bleibt. Für den 31-jährigen Clemens von Betont.es ist der Tag nämlich ein wichtiges Kulturangebot: „Heute werden Orte belebt, die sonst oft leer stehen.“ Mit Aktionen wie dieser sollen die Leute ihre Nachbarn etwas besser kennen lernen, aber auch mit dem Büdchenbesitzer ein paar Worte wechseln können.

Denn seinen „Büdchenmann“ zu kennen, kann auch Vorteile bringen, wie die 26-jährige Rebekka weiß: „Wenn man sich kennt und regelmäßig zum Büdchen geht, kann man, wenn man mal kein Geld dabei hat, trotzdem was kaufen und das Geld bei der nächsten Gelegenheit vorbeibringen.“ Sie bleibt mit ihrer Gruppe aber nicht nur an dem Büdchen um die Ecke, sondern macht, wie viele anderen, den Büdchentag zur Tour und zieht durch die Büdchen in Bilk und Oberbilk, um sich an jeder Station ein Bier mitzunehmen und die Vielfalt der Musik zu genießen, die sich von entspanntem Reggae zu tanzbarer Elektromusik bewegt.

Wie sich in den letzten zwei Jahren gezeigt hat, profitieren die Büdchen auch langfristig von dem ihnen gewidmeten Feiertag, wie Lea Meyer zu Bentrup, Betreiberin der Florabar erzählt: „Nach dem wir letztes Jahr mit einer Liveband aufgefahren haben, war das für die Florabar im Volksgarten schon eine Art Durchbruch. Viele haben mitbekommen, dass es uns gibt.“

Dieses Jahr wurden, während es von vorne aussah, als wäre normaler Betrieb, hinter dem Häuschen DJ-Pulte und ein großes Zelt gegen die angekündigten aber ausgebliebenen Schauer aufgebaut um bei Angebotspreisen gemeinsam zu grillen und zu feiern. Noch ein positiver Effekt des Büdchentages: Die Besucher bemerken hierdurch teilweise erst, was es alles an Läden in der Nachbarschaft gibt, und erinnern sich daran, wenn sie das nächste Mal Bier oder Snacks brauchen, und die Supermärkte schon geschlossen sind.