Doppelmord in Hassels: Es war der Stiefsohn
Der 56-jährige Detlef W., leiblicher Sohn der überlebenden Mutter, ließ laut Polizei seinen Stiefvater (82) und die Stiefschwester (39) töten.
Fast acht Monate lang schien es, als tappe die Polizei bei den Ermittlungen im Doppelmord von Hassels im Dunkeln. Jetzt wird bekannt: Schon wenige Tage nach dem grausamen Verbrechen rückte Detlef W. in den Fokus der Mordkommission. Der 56-jährige Sohn der überlegenden Eleonore S. (heute 82 Jahre alt) wurde am Donnerstagmorgen durch zwei Spezialeinsatzkommandos in Hessen festgenommen. Er soll zwei arbeitslose Drogensüchtige angeheuert haben, um seinen Stiefvater und die Stiefschwester aus dem Weg zu räumen. Der Grund: Habgier. Die beiden Opfer wollten ihn enterben.
Offenbar trug es sich so zu: Detlef W. und seine beiden Handlanger - der 22-jährige Johannes K. und der 21-jährige René B. - fuhren am Morgen des 17. Juni 2010 gegen 4 Uhr in Burghorn, wo W. lebt, los. Gegen 8 Uhr erreichte das Trio Düsseldorf und die Altenbrückstraße in Hassels. Vor dem Haus übergab W. Handschuhe an seine Killer. Und ein Postpaket, in dem sich wohl die Schusswaffe mit Schalldämpfer befand. Die Männer klingelten am Haus Nummer 43 und gaben sich als Paketboten aus. In der Wohnung sperrten sie Eleonore S. dann in ein Zimmer - W. hatte sie angewiesen, sie zu verschonen. Helmut S. und die 39-jährige Mara S. töteten sie mit Schüssen in den Hinterkopf.
Schon wenige Tage nach der Tat stolperte die Mordkommission in den Unterlagen der toten Mara S. über Hinweise auf Erbstreitigkeiten mit dem Stiefbruder. Einen entscheidenden Hinweis gab dann die Mutter selbst: Aus dem Krankenhaus rief sie die Polizei ein, weil sie sich an einen Anruf von W. wenige Tage vor der Tat erinnerte. Er habe gefragt, wann bei der Familie immer die Post komme. Das sei ihr ungewöhnlich vorgekommen, weil ihr Sohn nie mal Blumen oder ein Paket geschickt hatte.
"Wir hatten ein Motiv, aber keine Beweise", sagt Udo Moll, Leiter der Mordkommission. Es folgten monatelange Ermittlungen, bei denen auch Bilder aus Radarfallen und Videos von Tankstellen ausgewertet wurden. Dabei gab es zwei Treffer: Detlef W. war am Tattag rund 70 Kilometer vor seinem Heimatort in eine Radarfalle gerast - Zeit und Ort passten zur Rückkehr aus Düsseldorf. Zudem ist sein Auto - ein Opel Vectra mit der auffälligen Wechselfarbe Petrol - auf dem Band einer Überwachungskamera an einem Hotel in Hassels zu erkennen. Kurz vor der Tat.
Verdeckte Ermittlungen führten schließlich dazu, dass die Ermittler ein Gespräch zwischen W. und seinem Gehilfen Johannes K. mithörten. Darin unterhielten sich beide über die Tat. Es war der Ausgangspunkt für den Zugriff am Donnerstag im Kreis Fulda. Mehrere mobile Einsatzkommandos und zwei Spezialeinheiten begleiteten die Vorbereitungen und überraschten W. schließlich im Schlaf. Denn aus früheren Verfahren gegen den 56-Jährigen war bekannt, dass er zu Hause Waffen lagerte. Doch W. und Johannes K. ließen sich widerstandslos festnehmen. René B. ist bereits Anfang der Woche verhaftet worden und räumte die Tat ein.
W. schweigt zu allen Vorwürfen. Doch er wird sich vermutlich bald gemeinsam mit seinen beiden Helfern wegen heimtückischen Mordes aus Habgier verantworten müssen.