12.500 Helfer räumen in Düsseldorf auf Ecstasy-Pillen beim Dreck-weg-Tag gefunden

Düsseldorf · Insgesamt haben sich 34 Grundschulen, acht weiterführende Schulen sowie 31 Kindergärten beteiligt. Veranstalter sind zufrieden.

Taucher Philipp Schroeder und Hildegard Rüther suchten am Kö-Graben nach Dreck.

Foto: Anne Orthen (orth)

Noch wird im öffentlichen Raum zu unachtsam mit Unrat umgegangen, doch die Hoffnung, dass sich in der Zukunft der Umgang mit Müll in Düsseldorf zum Besseren wendet, lebt. Das Ergebnis des Dreck-weg-Tags“ 2024 – 22 Tonnen Müll – die allein am Samstagvormittag innerhalb von drei Stunden gesammelt wurden, erschreckt. Dazu kommt ja auch noch eine unbekannte Menge Unrat, die Kindertagesstätten und Schulen in der vergangenen Woche zusammengetragen haben. Insgesamt haben sich 34 Grundschulen, acht weiterführende Schulen sowie 31 Kindergärten beteiligt. Auch beim offiziellen Dreck-weg-Tag am Samstag waren viele Kinder, diesmal vielfach mit ihren Eltern, unterwegs. So war der Nachwuchs mit insgesamt rund 2000 Kindern unter sechs Jahren und mehr als 7000 älteren Kindern und Jugendlichen das Rückgrat der traditionellen „Saubermann-Aktion“.

„Dass die Jugend sich so engagiert, macht uns stolz“, erklärte Renate Böhm, Vorsitzende von Pro Düsseldorf. „Wer als Kind einmal beim Dreck-weg-Tag mitgemacht hat, geht mit dem Thema Müll in Zukunft ganz anders um.“ Ingesamt nahmen 12 500 Menschen die von Pro Düsseldorf gestellten Müllgreifer, Handschuhe und Abfallsäcke in die Hand, um Düsseldorf vom gröbsten Unrat zu befreien.

Pro Düsseldorf organisiert seit vielen Jahren den Dreck-weg-Tag, kann aber in Sachen Unrat im öffentlichen Raum kaum Entwarnung geben. „Wir finden zwar weniger großen Müll wie Autoreifen oder Einkaufswagen, dafür gibt es aber mehr kleinen Müll“, erläutert Pro Düsseldorf-Vorstandsmitglied Joachim Umbach. „Das kann aber daran liegen, dass andere Aktionen wie der Rhine Clean up auch regelmäßig sammeln und den großen Müll entsorgen.“ Auch Undine Flöter, die regelmäßig bei Müll-Sammelaktionen dabei ist, sieht keinen Rückgang der Müllmengen. „Im Gegenteil. Man muss leider sagen, dass es immer mehr Müll in der Umwelt gibt, obwohl die Möglichkeiten ihn ordentlich zu entsorgen zugenommen haben“, so Flöter. Sie hatte sich eine Rheinbahn-Haltestelle in der Nähe der Theodor-Heuss-Brücke vorgenommen und brachte drei randvolle Müllsäcke zur AWISTA-Sammelstation zurück. Ihre Fundstücke bestanden aus Bekleidung und Schuhen inklusive Schuhspanner. „Da hat wohl jemand seine alten Klamotten entsorgt“, vermutet Flöter. „Aber das sind Situationen, die verstehe ich nicht. Wenn man die alte Kleidung zur Haltestelle bringen kann, kann man sie doch auch woanders hinbringen, wo womöglich noch Sinnvolles mit gemacht werden kann.

Auch der Deutsche Untwerwasser Club (DUC) war beim Dreck-weg-Tag wieder mit von der Partie. Die Taucher hatten sich den Kö-Graben vorgenommen und kamen mit jeder Menge Sehenswertem wieder zurück. Tauchlehrer Andre Schwarz ist zwar kein DUC-Mitglied, hielt sich aber für zwei Stunden im schmuddeligen Kö-Wasser auf. „Man sieht unter Wasser relativ wenig, ein paar Krebse, die schnell weg sind, viele Algen und viel Laub“, offenbarte Schwarz. Er war einer von fünf „Froschmännern“, die trotz Sichtbehinderung Metallstühle, Baustellen-Absperrungen, Verkehrsschilder, Zaunteile, Dosen, Flaschen, ein Smartphone und Sonnenbrillen aus dem Trüben fischten. Erstmals war auch eine Kartusche Lachgas unter den Kö-Graben-Fundstücken. „Es ist das erste Mal, dass wir Lachgas beim Dreck-weg-Tag gefunden haben, aber bei unseren anderen Aufräumaktionen finden wir solche Kartuschen seit ungefähr eineinhalb Jahren“, offenbarte Victoria Blocksdorf, die mit ihren Mitstreitern von Blockblocks Rhein Clean up seit Jahren zu den fleißigsten Müllsammlern in Düsseldorf zählt. „So kann man an der Art des Mülls auch gesellschaftliche Entwicklungen erkennen.“

Am Worringer Platz wurden zahlreiche unsachgerecht entsorgte Spritzen gefunden und auf der Rheinwiese in Oberkassel gab es einen ganz besonderen Fund: Ein gut gefülltes Tütchen mit Ecstasy, eine gefährliche Designer-Droge. Das Tütchen wurde der Polizei übergeben. „Vermutlich haben wir das Versteck eines Dealers ausgeräumt“, meint Umbach. „Der wird den Dreck-weg-Tag wohl verfluchen.“ Die meisten anderen aber freuten sich über die „Saubermänner“. „Einige Radfahrer haben sich bei mir bedankt“, freute sich Flöter.