Drupa 2012: Solarzellen auf Papier und Lautsprecher zum Aufdrucken
Bei der Drupa geht es um Innovationen. Aber auch um Druckgeschäfte ohne Druck — etwa in der urigen Alpenhütte.
Düsseldorf. Marc Fleckenstein ist schon aufgeregt: Gleich werden er und seine Kollegen von der Firma W+D in Halle 15 ihre neue Druckmaschine vorführen, laut Werbung „die kleinste Briefumschlagmaschine der Welt“. Anderthalb Jahre haben sie das Gerät entwickelt, zur Drupa sollte es fertig sein. Die Messe ist der weltweit wichtigste Termin für die Branche.
Am Donnerstag war der Start, rund 1850 Aussteller aus über 50 Ländern zeigen auf dem Messegelände die Neuigkeiten in Sachen Drucktechnik. Rund 350 000 Besucher werden in den kommenden zwei Wochen erwartet. Für Marc Fleckenstein eine anstrengende Zeit: „Die Tage gehen von 6 bis 24 Uhr“, erzählt der 42-jährige Familienvater aus Ostwestfalen, Anreise, Präsentation in der Halle, abends oft noch Termine mit Kunden.
„Leider“ habe er auch eine etwas längere Anreise: „Unser Hotel ist in Essen-Bredeney“. Es sei nicht einfach gewesen, die rund 80-köpfige Delegation seiner Firma unterzubringen. Außerdem gibt es in Essen keinen Messeaufschlag — oder zumindest einen deutlich geringeren als in Düsseldorf, wo die Herbergen im Schnitt hundert Prozent aufschlagen.
In den Hallen sind am Montag schon gefühlte 100 000 Menschen unterwegs, die große Mehrzahl Männer im Anzug. Druckmaschinen-Marktführer Heidelberg hat gleich die ganze Halle 1 angemietet, zwischen teils gigantischen Maschinen schieben sich die Menschenmengen hindurch. Heidelberg selbst ist mit über 1000 Mitarbeitern vertreten.
Auf einer Bühne steht ein Mann und preist die Neuerungen des Unternehmens: Nachhaltigkeit und Energieersparnis sind das große Thema: „Das spart Ihr Geld und macht Ihre Kunden glücklich“. Man fühlt sich wie auf einem Jahrmarkt.
Gleichwohl: Die Stimmung in der Branche könnte besser sein. An die Zahlen der letzten Drupa vor vier Jahren kommt die Messe diesmal nicht heran. Digitalisierung und neue Medien machen dem klassischen Druck ebenfalls Konkurrenz. „Die Zahl der Beschäftigten in der Branche ist in Deutschland massiv zurückgegangen“, sagt Friederich Gnoth von der Druckerei Aumeier im bayerischen Unterhaching.
Er will trotzdem investieren, die Firma braucht im nächsten Jahr eine neue Maschine, rund zwei Millionen müsse sie dafür ausgeben. Zwei Tage will er sich auf der Messe umsehen. Und er wird dort eine Menge Neuigkeiten entdecken: Mit dem Lentikularverfahren lassen sich bewegte Bilder auf Papier drucken. Prof. Arved Hübler von der TU Chemnitz präsentiert Musiklautsprecher, die mit einer dünnen elektrischen Schicht auf Papier gedruckt werden. „Das kann man zum Beispiel auf Verpackungen verwenden, die mit einem kleinen Chip dann zum Käufer sprechen oder Musik abspielen“, erläutert der Wissenschaftler.
Auch Solarzellen hat Hübler auf Papier gedruckt. Damit könne jeder in kleinen Mengen für den Eigenbedarf Energie erzeugen, so seine Zukunftsvision: „Das ist besonders für Gebiete in Entwicklungsländern interessant, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind.“
Wie viele Geschäfte bei einer Drupa am Ende tatsächlich über die Bühne gehen, weiß niemand. Wichtig für die Anbieter ist aber auf jeden Fall die Kontaktpflege zu Kunden. Als potenzieller Käufer hat man es auf der Messe gut, die Produzenten geben sich spendabel und laden ein. Besonders gut hat es, wer bei Heidelberg auf der Gästeliste steht: Die Firma sorgt bei der Drupa selbst fürs Catering, diesmal hat sie im Nordpark die „Sternberg-Alm“ aus dem Hut gezaubert.
Im Stil einer überdimensionalen Alpenhütte steht für zwei Wochen ein Rustikalrestaurant für geladene Gäste auf der Parkwiese. Die werden unter Hirschgeweihen von Hostessen im Dirndl empfangen und bewirtet. Abends gibt’s Live-Musik, das eine oder andere Alt wird ausgeschenkt. Mehr will die Firma Heidelberg dazu aber nicht mitteilen: „Wir wollen damit bescheiden umgehen“, so eine Mitarbeiterin.