Adventsserie Hinter verschlossenen Türen Das Kino im alten Bunker

Serie | Düsseldorf · Wir öffnen in der Adventszeit besondere Türen in Düsseldorf. Was sich einmal unter dem Carlsplatz verbarg.

Das Foto zeigt den Zugang zum Kino im Bunker am 16. März 2000. Inzwischen gibt es ein Betretungsverbot.

Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

Immer mal wieder erinnert sich jemand an den Luftschutzbunker unter dem Carlsplatz. Wie wird dieser jetzt genutzt, was könnte man daraus machen? Doch die meisten Ideen verlaufen eher im Sande. Wie Heiner Röckrath, Geschäftsführer der Wochenmarkt Karlsplatz GmbH, mitteilt, herrsche für den eigentlichen Tiefbunker ein strenges Betretungsverbot durch die Stadt – auch für die Markthändler. Als Händlergemeinschaft werde nur der Bereich unterhalb der beiden Marktterrassen genutzt. Bevor diese Flächen ausgebaggert und abgedeckt wurden, lag hier der offene Zugang zum Bunker. Daher gibt es zwar keinen „echten“ Einblick hinter die verschlossene Tür, aber doch eine Zeitreise in die 1940er bis 1960er Jahre.

In dieser Zeit wurde der Bunker noch genutzt – als Kino. Um 1942 hatte man den Luftschutzbunker errichtet, kurz nach Kriegsende, 1946 stellte Alex Labs einen Antrag zur Genehmigung eines Kinos in den Räumen. Bis zur Eröffnung gingen jedoch einige Jahre ins Land, denn einige Bauarbeiten und Sprengungen mussten vorgenommen werden, um darin Vorführungen anzubieten. Wie es in dem Buch „Vom Tanzsaal zum Filmtheater - Eine Kinogeschichte Düsseldorfs“ von Sabine Lenk heißt, wurden ab 1949 neben Filmen für unterschiedliche Altersklassen auch Puppen- und Marionettenspiele gezeigt, außerdem (Jugend-)Theateraufführungen. 1950 ging es mit dem Kino erst richtig los, als das Ehepaar Bernd Königsfeld und Rosina Henrichs-Königsfeld die Betriebsleitung übernahm. Der Name „Die Kurbelkiste – Lichtspiele im Karlsplatz-Bunker“ wurde ab dann ebenfalls verwendet. Dieser stammte daher, dass dereinst der Vorhang des Filmsaals manuell mit einer Handkurbel von der Vorführkabine aus geöffnet worden sei. 106 Menschen fanden in dem Saal, der 3,50 Meter breit und rund 20 Meter lang war, Platz. In der Zeitschrift „Die Filmwoche“ ist gar vom „kleinsten Kino der Bundesrepublik“ die Rede, in dem auch „Spitzenfilme“ gezeigt wurden. Ein modernes Neonlicht-Schild über dem Eingang machte Werbung für das versteckte, unterirdische Kino, ab 1956 kamen Vitrinen hinzu, die über das laufende Programm informierten. Groß war die Reklame nicht, es blieb ein Geheimtipp unter den Düsseldorfern.

1962 wurde das
Mietverhältnis gekündigt

In dieser Zeit wurden in der Kurbelkiste auch einige schlüpfrige Titel ins Programm genommen, was ein „erwachsenes“ Publikum anzog. Anfang der 60er begannen jedoch die Probleme: Einerseits wurde überlegt, den Bunker erneut seiner ursprünglichen Funktion zuzuführen, andererseits entsprachen diverse Bauelemente, darunter die Notausgänge, nicht den Normen. Die Kündigung des Mietverhältnisses erfolgte 1962. Rosina Henrichs-Königsfeld wehrte sich erfolgreich dagegen und erhielt eine Räumungsfrist bis zum Beginn der Bauarbeiten. Allerdings soll der Zustand des Kinos zu diesem Zeitpunkt schon rapide abgenommen haben. Es regnete an mehreren Stellen durch die Decke, die Elektroleitungen seien verrottet gewesen. Die Reparaturkosten von 10 000 Mark konnte sich das alternde Ehepaar, das zum Zeitpunkt der Schließung 1968 die 70 schon überschritten hatte, nicht mehr leisten. Ein weiterer Schließungsgrund soll außerdem der Exklusivitätsverlust der „scharfen Sachen“ durch die aufkommende Sexwelle gewesen sein. Eine Nutzung als Tiefgarage wurde mehrfach vorgeschlagen oder ein Club – doch noch liegt der Carlsplatz-Bunker brach.