Polizei und Feuerwehr Kaum Einbrüche, kaum Überfälle – Corona lähmt auch das Verbrechen

Düsseldorf · Die Einsatzzahlen der Polizei gehen deutlich zurück. Auch die Feuerwehr verzeichnet weniger Unfälle mit Verletzen. Dafür machen die Transporte von Corona-Patienten viel Arbeit.

 Die Düsseldorfer Polizei muss derzeit weniger Kriminelle jagen. Die Beamten zeigen Präsenz und kontrollieren das Kontaktverbot.

Die Düsseldorfer Polizei muss derzeit weniger Kriminelle jagen. Die Beamten zeigen Präsenz und kontrollieren das Kontaktverbot.

Foto: dpa/David Young

Der weltweite Kampf gegen den unsichtbaren Gegner Corona ist für die meisten Menschen eine Zeit der größtmöglichen Unsicherheit. Wie gefährlich ist das Virus, wo könnte man sich anstecken, wie geht das alles weiter? Paradoxerweise bringt die Pandemie im Hinblick auf Unfallzahlen und Kriminalität Düsseldorf eine größtmögliche Sicherheit.

Was derzeit auf den Straßen in der Stadt und rundherum los ist, lässt sich aus Sicht der Polizei so zusammenfassen: „Weniger Staus, weniger Störungen – und dadurch weniger Unfälle“, erklärt Marcel Fiebig, Sprecher im Düsseldorfer Präsidium. Besonders auf den Autobahnen spüre man den Rückgang des Pendlerverkehrs deutlich.

Aber auch in der Kriminalitätsstatistik dürften die Einschränkungen des öffentlichen Lebens eine Delle hinterlassen. „Einbrecher etwa scheuen den Kontakt mit ihren Opfern“, erklärt Fiebig. In Zeiten von Kontaktverbot und Heimarbeit blieben mehr Menschen zu Hause, für die Verbrecher ergäben sich weniger Tatgelegenheiten. Die Fallzahlen gingen aktuell „deutlich zurück“. Ähnlich sieht es beim Taschendiebstahl aus: „Taschendiebe sind auf Gewühl angewiesen“, so Fiebig. Volle U-Bahnen, internationale Messen mit betuchtem Publikum, Winterschlussverkauf mit überfüllten Shops – das seien ihre Haupteinsatzgebiete. Und nichts davon wird derzeit in Düsseldorf geboten. Allerdings hat die Polizei beobachtet: „Einige Gauner orientieren sich um und wollen die Corona-Krise für sich nutzen“, warnt Fiebig. Falsche Gesundheitsamt-Mitarbeiter seien schon unterwegs gewesen, Enkeltrickbetrüger riefen potenzielle Opfer jetzt mit dem Vorwand an, selbst erkrankt zu sein und finanzielle Hilfe zu brauchen.

„Das Altstadtgeschehen
strebt gegen null“

Besonders spürbar sind die Veränderungen in den Wochenendnächten für die Beamten der Altstadtwache, die für gewöhnlich bis zum frühen Morgen von einem Einsatz zum nächsten hetzen. „Das Altstadtgeschehen strebt gegen null“, sagt Fiebig nun. Das schlage sich in einem starken Rückgang der Fälle von Körperverletzung, Raub und sexuellen Übergriffen nieder. Wie viele Arbeitgeber hat auch das Polizeipräsidium auf die veränderten Gegebenheiten reagiert: „Wir haben personell umstrukturiert“, sagt Fiebig, will Details aber nicht preisgeben. Er verspricht: „Wir sind nach wie vor für die Bürger da.“

Zusätzliche Arbeit machen der Polizei auch die Kontaktverbots-Regelungen nicht. „Unser wichtigstes Einsatzmittel derzeit ist die Kommunikation“, so der Sprecher. Fälle wie in Dortmund, wo die Polizei jüngst vier Insassen eines Autos, die gemeinsam Essen holen wollten, mit je 200 Euro Bußgeld belegte, habe es in Düsseldorf nicht gegeben; die Zahl der entsprechenden Anzeigen sei „verschwindend gering“: „Düsseldorf ist weitgehend höchst diszipliniert.“

Auch bei der Feuerwehr spürt man eine Verlagerung bei den Einsätzen. „Es kommt zu weniger Fehleinsätzen durch die Heimrauchmelder“, hat Sprecher Tobias Schülpen festgestellt. Wo sonst Nachbarn die Retter gerufen hätten, weil ein Melder im Haus ohne Grund schrillte, sei jetzt wohl meist der Bewohner selbst zu Hause und könne das Gerät rasch abschalten. Weniger Verkehrsunfälle, weniger Ölspuren bringen die Feuerwehr auf den Plan, „dafür ist die Zahl der häuslichen Unfälle leicht erhöht“.

Langeweile kommt bei der Wehr dennoch nicht auf, denn binnen 24 Stunden transportiert sie zwischen 30 und 50 Corona-Verdachtsfälle. „Der Aufwand ist sehr groß“, sagt Schülpen. Das Fahrzeug müsse nach jeder Fahrt eine Stunde lang akribisch desinfiziert werden. Und: „Wir sind sehr froh, dass wir einen hohen Bestand an Schutzkleidung haben.“

60 Feuerwehrleute kommen vorsichtshalber nicht zum Dienst

Schülpen ist froh, dass die Düsseldorfer Feuerwehr quasi den kompletten Februar mit Vorbereitungen auf die Virus-Ausbreitung verbracht hat. „Sonst hätte uns die Welle überrannt“ ist er sicher. Allein weil 60 Kollegen im Kreis Heinsberg, der als besonders betroffene Region eingestuft wurde, leben und vorerst nicht zur Arbeit kommen sollen. „Wir wollen weiter leistungsfähig bleiben“, erklärt der Sprecher – der einzige bislang bestätigte Corona-Fall in den Reihen der Düsseldorfer Wehr war ein Heinsberger Mitarbeiter. Deshalb arbeiteten jetzt die Feuerwehrleute auf allen Düsseldorfer Wachen immer in drei Gruppen, die nicht durchmischt werden. Die Hoffnung: Gibt es einen Verdachts- oder Krankheitsfall, sind alle Kontaktpersonen leicht zu identifizieren – und genug Einsatzkräfte übrig, die weiter arbeiten können. Die Leitstelle, deren geschultes Personal nur sehr schwer zu ersetzen wäre, darf derzeit niemand betreten, der dort nicht hingehört.

Und wer aus Düsseldorf in diesen Tagen die 112 wählt – ganz gleich aus welchem Grund –, wird automatisch gefragt werden, ob er oder einer der anderen Anwesenden etwa Husten oder Fieber habe. Kommt auch nur das vorsichtigste Ja, fahren die Retter in Schutzbekleidung raus.