Düsseldorfer Flughafen Corona-Krise stürzt den Flughafen Düsseldorf in schwere Turbulenzen

Düsseldorf · Keine 30 Flüge finden pro Tag noch am „Geister-Flughafen“ in Düsseldorf statt. Der Aufsichtsrat berät mögliche Szenarien. Verzichtet die Stadt auf 30 Millionen Euro Ausschüttung?

 Gähnende Leere herrschte im lichtdurchfluteten Terminal des Flughafens Düsseldorf am Mittwochmorgen.

Gähnende Leere herrschte im lichtdurchfluteten Terminal des Flughafens Düsseldorf am Mittwochmorgen.

Foto: Alexander Schulte

Diese Lage am Flughafen ist ebenso einzigartig wie bizarr: Um 10 Uhr am Mittwochmorgen befinden sich mehr Flugzeuge als Passagiere auf dem Gelände. Gut 90 Maschinen parken derzeit laut Flughafen dauerhaft auf dem Vorfeld; das Terminal dagegen ist fast ausgestorben – auf der Ankunfts- und der Abflugebene. Nur der ein oder andere versprengte Reisende oder Abholer ist zu sehen. Und ein paar patroullierende Bundespolizisten.

Die weltweite Coronaviruskrise hat den Flugbetrieb auf ein Minimum zusammenschnurren lassen. Keine 30 Flugbewegungen sind am Mittwoch geplant. Ein Dutzend Abflüge nach Berlin, Hamburg, München, nach London-Heathrow, Wien oder Salzburg. Diese Destinationen tauchen auch auf dem Ankunftsmonitor auf, dazu ein paar letzte Urlaubsheimkehrer aus Malaga, Teneriffa und Faro. Außerdem gebe es noch einzelne Rückholflüge sowie etwaige Medizin-, Sonder- oder Frachtflüge. „Allein die Eurowings hat bei uns jüngst rund 60 Rescue-Sonderflüge in die verschiedensten Regionen durchgeführt“, sagt Flughafensprecher Christian Hinkel. Doch das war’s dann auch. Auf mittlerweile nur noch fünf Prozent des in dieser Zeit üblichen Flugaufkommens ist „DUS“ geschrumpft. Und wenn am Ende der Woche die Osterferien beginnen, und normalerweise die Jets im Zwei-Minuten-Takt starten oder landen, ist selbst das noch übertrieben. Zum Vergleich: 1780 Flugbewegungen standen am ersten Ferien- Freitag vor einem Jahr auf dem Programm.

Ein Szenario geht von einem Minus von über 25 Prozent aus

Den Flughafen trifft die Pandemie-Krise wirtschaftlich hart. Schon vor zwei Wochen fuhr das Management deshalb weite Teile der Infrastruktur herunter, um laufende Kosten zu sparen. Die Flugsteige B und C wurden geschlossen, ebenso ein Großteil der Check-In-Schalter. Auch die Lounges sind zu, der VIP-Service ist geschlossen. Und: Die wenigen Flüge werden derzeit ausschließlich über die Südbahn abgewickelt.

Auf dem Vorfeld des Flughafens stehen parkende Jets derzeit dicht beieinander.

Auf dem Vorfeld des Flughafens stehen parkende Jets derzeit dicht beieinander.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Ganz dicht machen kann der Airport freilich nicht, er gilt wegen seiner Größe als „systemrelevant“ und hat deshalb eine Betriebspflicht. Diese Woche beriet der Aufsichtsrat per Videochat die angespannte Lage. Mehrere Szenarien wurden durchgespielt, erfreulich war keins davon. Wenn der Flugbetrieb in einer halbwegs absehbaren Zeit wieder an Höhe gewinnt, könnte „DUS“ am Jahresende bei 19 Millionen Passagieren landen – aber auch das würde immerhin noch ein Minus von mehr als 25 Prozent darstellen, denn im Rekordjahr 2019 starteten und landeten etwa 25,5 Millionen Menschen in Lohausen. Im Schnitt waren das gut 68 000 am Tag, jetzt sind es keine 4000.

Finanziell ins Kontor schlägt dabei nicht zuletzt, dass die allermeisten Geschäfte im Terminal geschlossen sind – geöffnet sind derzeit nur noch eine Bäckerei, der Supermarkt, Apotheke und Zeitungsladen. Ebenfalls gutes Geld verdient der Flughafen normalerweise mit seinen Parkhäusern und Parkplätzen. Jetzt herrscht auch dort gähnende Leere. Wie groß das Loch in der Kasse am Ende des Jahres sein wird, ist längst noch nicht absehbar. In den letzten Jahren war der Airport erfolgsverwöhnt, fuhr satte Gewinne ein, 2019 waren es mehr als 60 Millionen Euro. Dennoch wird bei der Stadt, der 50 Prozent der Anteile am Flughafen gehören (die anderen 50 Prozent liegen bei den privaten „Airport Partners“) bereits erwogen, diesmal auf die Ausschüttung zu verzichten. Auch wenn das ein etwa 30 Millionen Euro großes Loch in den Stadtetat reißen würde. Aber der Flughafen ist nicht nur system-, sondern eben auch stadtrelevant.