Diskussion in Düsseldorf Der Kampf um die Gaslaternen geht weiter
Düsseldorf · „Wer Denkmäler löscht, der löscht auch Geschichte aus“, sagte Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven auf einer Info-Veranstaltung zum Thema Gaslaternen. Der drohende massive Abbau stößt auf Widerstand bei den Bürgern.
Für viele gehören die historischen Gaslaternen, die von vielen geschätzt werden, zum Düsseldorfer Stadtbild. 2020 wurde entschieden 9850 der aktuell bestehenden 14 000 Laternen unter Denkmalschutz zu stellen. Nun plant die Stadt jedoch den Denkmalschutz wieder aufzuheben und die Laternen abzubauen. Als Gründe dafür werden die Klima- und Energiekrise angeführt. Ein Schock für die Mitglieder der „Initiative Düsseldorfer Gaslicht“ und deren Freunde und ein Anlass die Bürger Düsseldorfs zu einer Infoveranstaltung einzuladen.
Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung füllte sich der Saal im Maxhaus schnell. Schon bald wurde klar, dass die aufgestellten Stühle nicht reichen werden. Das überraschte auch die Veranstalter. „Uns war nicht klar, wie viele Leute heute kommen“ sagte Carolyn Eickelkamp von der Initiative. „Ich bin entsetzt darüber, dass wir heute überhaupt hier sitzen müssen“, fasste Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven die Stimmung zusammen. Und er setzte hinzu: „Wer Denkmäler löscht, der löscht auch Geschichte aus“. Damit sprach er auch den anderen Sprechern auf der Informationsveranstaltung aus dem Herzen. Industriehistoriker Horst Wessel, Bernhard von Kries von der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine (AGD), Reinhard Lutum vom Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) und Georg Schumacher von der Initiative betonten die Relevanz der Gaslaternen für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. „Wir reden hier über Geschichte und einem Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Das sollte jedem klar sein“, betonte Kries. Und Lutum fügte hinzu: „Die Entfernung der Gaslaternen bedeutet einen Identitätsverlust für die ganze Stadt.“
Der Klimaschutz ist der Initiative wichtig. Allerdings sollte dieser effektiv sein, betonte Lutz Cleffmann, Pressesprecher der Initiative und stellte das Ergebnis von Berechnungen der Initiative vor. Im Gesamtgasverbrauch der Stadt machten die Gaslaternen gerade einmal 1% aus und die CO2-Emission liegt bei 0,25%. Die Kosten für den Abriss von 9850 Laternen liege bei 70,9 Millionen Euro, wobei 8,629 Tonnen CO2 im Jahr gespart würden. Die Umrüstung der Köpfe der Laternen und der Ersatz beschädigter Laternen koste hingegen nur 21,3 Millionen Euro. Somit blieben 49,6 Millionen Euro für Investitionen in Photovoltaik, was viel effektiver sei, denn damit könne viermal so viel CO2 eingespart werden. „Die von vielen bevorzugte Symbolpolitik gegen den Erhalt der Gaslaternen schadet damit direkt dem Klima“, betonte Cleffmann.
Bei den Besuchern stießen die Pläne der Stadt auf Unmut und Verständnislosigkeit. „Was hat sich in den drei Jahren verändert, dass es jetzt so einen Umschwung gibt“, möchte ein Oberkasseler Bürger wissen. Eine klare Antwort kann keiner geben. „Die Energiepreise sind wieder gesunken. Daher sind sie meines Erachtens kein Argument. Ich denke, die Initiative der Linken und der Klimaliste hat eine emotionalisierte und hochgekochte Diskussion hervorgebracht“, mutmaßte Rolshoven.
Am 7. September will der Stadtrat eine Entscheidung treffen
Für Ingolf Rayermann, stellvertretender Bezirksbürgermeister, liegen die Gründe im Wahlkampf. „Der SPD würde es gelegen kommen, wenn Keller Wortbruch begeht“, erklärte er. Mirko Rohloff aus der Ratsfraktion der FDP sprach von einer Scheindiskussion, die von den vernachlässigten Big Points beim Klimaschutz der Stadt ablenken solle. Kritisiert wurde auch, dass das Thema weder im Kulturausschuss noch im Tourismusausschuss behandelt wurde. „Die Gaslampen bringen viele Touristen nach Düsseldorf. Was das der Stadt bringt, wird gar nicht beachtet. Andere Städte werben sogar damit“, sagte ein Teilnehmer. Einig waren sich die Gäste darin, dass der Abbau der Gaslaternen keine Option sei. „Wir müssen so viele Leute wie möglich mobilisieren, damit die Verantwortlichen Angst bekommen“, schlug eine Teilnehmerin aus Oberkassel vor.
Am 7. September will der Stadtrat darüber entscheiden, ob die Gaslichter als Denkmal erhalten bleiben oder dem Abbau freigegeben werden. Ein Tag, dem die Anhänger der alten Gaslaternen mit Sorge entgegen blicken. Unter anderem auch, weil der Beschluss ohne Bürgerbeteiligung über die Bühne gehen soll, wie Rayermann kritisierte. „Wir hoffen, dass sie nicht entscheiden, den Denkmalschutz aufzuheben. Das wäre ein Wortbruch gegenüber den Bürgern von Düsseldorf und das würde Konsequenzen haben“, sagte Rolshoven kämpferisch. Und auch für Rohloff wäre die Aufhebung ein Fehler. „Wir haben sehr viel Politikverdrossenheit. Was für ein Zeichen wäre eine solche fehlende Verlässlichkeit seitens der Politik?“, fragte er.