Flingern Sommerkino Film über Walforscher beim „Flingern Sommerkino“

Düsseldorf · Interview Die Journalistin Miriam Leutze hat die Wissenschaftler bei der Arbeit beobachtet.

Durch diese einzigartige Fjord-Landschaft im Kanadischen British Columbia führt in Kürze eine Supertanker-Route für den Flüssiggastransport nach Asien und bedroht den Lebensraum der Wale.

Foto: ja/Busse und Halberschmidt

Im kanadischen British Columbia wird ein einzigartiger Rückzugsort für Wale im Stammesgebiet der Gitga‘at First Nation bedroht. Ein Unternehmen will durch dieses in der Hartley Bay gelegene Biotop eine Route für Supertanker mit Flüssiggas einrichten, die das Leben der Wale massiv beeinträchtigen würde. Die Journalistin Mirjam Leuze hat für ihren Dokumentarfilm „The Whale And The Raven“ ein Walforscher-Team bei ihrer Arbeit beobachtet. Miriam Leutze stellt „The Whale And The Raven“ am 3. August beim „Flingern Lichtspiele Sommerkino“ (Beginn: 21:30 Uhr) und am 14. September im „Cinema“ (Beginn: 19 Uhr) vor. Ab dem 15. September läuft der Film täglich um 16.45 Uhr im „Metropol“.

Was hat es mit dem Titel „The Whale And The Raven“ (Der Wal und der Rabe) auf sich?

Mirjam Leuze: Das ist eine Metapher für die Walforscher Hermann Meuter und Janie Wray, die von den Gitga’at in den Raben- bzw. den Wal-Clan aufgenommen wurden. Die beiden beobachten das Walverhalten in dieser Fjord-Landschaft seit rund 15 Jahren. Ich habe sie für meinen Film besucht.

Die beiden Walforscher sehen mit Sorge in die Zukunft, wenn die geplante Tanker-Route täglich befahren wird. Wie ist der aktuelle Stand dieses Vorhabens?

Leuze: Etwa 70 Meilen von ihrer Forschungsstation entfernt liegt die Küstenstadt Kitimat. Dort baut das Unternehmen LNG eine gigantische Exportanlage für Flüssiggas. Das soll mit Supertankern über eine Route durch die Fjord-Landschaft in der Orcas, Buckel- und Finnwale sind, nach Asien transportiert werden. Derzeit wehrt sich ein First Nation Stamm noch gegen das Unternehmen, das seine Land-Gasleitungen über ihr Territorium führen will. Solange dies nicht geschieht, kommt auch kein Flüssiggas in Kitimat an, wo die Tanker es aufnehmen sollen.

Wie schwierig war es, das Filmprojekt zu realisieren und Wale vor die Kamera zu bekommen?

Leuze: In Kanada ist es nicht erlaubt, Unterwasseraufnahmen von Walen zu machen. Deshalb waren wir auf Drohnen und Szenen angewiesen, in denen die Wale auftauchen. Wir hatten unglaubliches Glück und konnten schöne Aufnahmen einfangen. Die Walforscher schauen oft stundenlang aufs Wasser, ohne etwas von ihnen zu sehen.

Was macht dieses Biotop so außergewöhnlich für die Tiere?

Leuze: Orcas, Finn- und Buckelwale kommen dort mit ihren Kälbern zum Fressen hin. Die haben sie in wärmeren Gewässern vor Mexiko und Hawaii zur Welt gebracht.

Was macht die Faszination der Wale aus, die dort leben?

Leuze: Die Orcas sind hochintelligente Lebewesen mit einem sehr komplexen matrilinearen Sozialverhalten. Das heißt, die Söhne bleiben ihr ganzes Leben bei der Mutter. Das korreliert mit der Sozialstruktur der First Nations, die dort an der Küste leben. Die Buckelwale sind eher Einzelgänger. Meist sind nur Mütter mit ihren Kälbern unterwegs. Aber sie können für Fangtechniken miteinander kooperieren.

Was haben Sie für sich selbst von diesem Filmprojekt mitgenommen?

Leuze: Die Erkenntnis, dass wir Menschen nicht allein auf dieser Welt sind, sondern diesen Planeten mit anderen Lebewesen teilen, die hochintelligente mitfühlende Wesen sind. Wir müssen unsere Sicht auf die Welt verändern, auch mit Blick auf das große Artensterben, das gerade stattfindet und das der Mensch verursacht.