15 Jahre war Helga Stulgies in Düsseldorf als Dezernentin tätig Kernthemen haben sich verändert
Düsseldorf · Helga Stulgies beendet im August ihre berufliche Laufbahn. Fast 15 Jahre lang war sie Umweltdezernentin in Düsseldorf. Ein Rückblick auf ihre Karriere.
Als Helga Stulgies 2007 ihr Amt als Beigeordnete antrat, fand sie sich unter vielen Männern wieder. Acht Jahre sollte das so bleiben – sie war in der Zeit die einzige Frau auf einem vergleichbaren Posten. „Man muss die richtigen Qualifikationen mitbringen, um eine solche Position übernehmen zu können“, erklärt die scheidende Umweltdezernentin.
Sie selbst hatte diese wohl: Nach einem Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen und einem Zwischenstopp als Projektingenieurin bei Mannesmann Demag folgte der Schritt in die Verwaltung. Sie begann als Referendarin in der Duisburger Gewerbeaufsichtsverwaltung, war von 1986 bis 1990 in diesem Amt auch Dezernentin. Nach sechs Jahren als Referentin des NRW-Umweltministeriums ging es als Leiterin des Staatlichen Umweltamtes Krefeld und Oberdeichinspektorin weiter, bis sie nach zehn Jahren ihr Weg nach Düsseldorf führte. Im Oktober 2007 wurde sie in der Landeshauptstadt zuständig für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt, die Feuerwehr, das Umweltamt und das Amt für Verbraucherschutz sowie interimsweise auch für das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt. Gewählt wird der Posten als Beigeordnete immer auf jeweils acht Jahre.
Im August wird ihre fast 15-jährige Amtszeit enden; verabschiedet wurde sie bereits Mitte Mai. Bereits ab Juni wird Jochen Kral zusätzlich zu seinen Aufgaben als Verkehrsdezernent auch die dem Umweltdezernat unterstellten Ämter übernehmen – zunächst als Urlaubsvertretung. Ab August wird beides dann zu einem neuen Dezernat unter Krals Führung zusammenwachsen.
Ihren Nachfolger sieht die gebürtige Dinslakenerin gut vorbereitet: „Er hat mit dem Verkehrsdezernat ja bereits im Juli 2021 angefangen. Seit Oktober schon wurde er von mir über alle Themen informiert.“ Es wird entsprechend ein fließender Übergang werden, in den vor allem auch die zuständigen Amtsleiter und Amtsleiterinnen eng eingebunden seien. „Meine Kernthemen haben sich im Laufe der Zeit enorm verändert – sowohl im Personellen als auch im Finanziellen, aber vor allem im Umfang an sich.“ Die Bedeutung von Klimaschutz und –anpassung sei in den vergangenen Jahren sehr gewachsen – in der Gesellschaft wie auch in der Politik, sagt Sulgies.
Ein Wandel, der die 65-Jährige erfreut, habe sich doch zu Beginn ihrer Amtszeit nur ein kleiner Personenkreis damit beschäftigt. Inzwischen ist das Jahres-Budget ihres Zuständigkeitsbereiches von sechs auf 60 Millionen Euro gewachsen. Richtig schade findet sie die Tatsache, dass sie die damit entstehenden neuen Möglichkeiten nicht mehr voll ausschöpfen kann, aber nicht. „Immerhin habe ich erste Vorarbeiten leisten und es in meinen letzten Jahren im Amt nutzen können“, sagt sie. Gleichzeitig wurde das Tempo deutlich angezogen, womit auch die Anforderungen deutlich gestiegen sind: Statt die Klimaneutralität erst 2050 zu erreichen, ist das aktuelle Ziel 2035. Gerade in einem Themenfeld wie dem Klimaschutz braucht es einen langen Atem, den Stulgies über die vergangenen fast 15 Jahre bewiesen hat.
Wie Helga Stulgies in ihrer Rede hervorhob, werden einige Ereignisse während ihrer Amtszeit in Erinnerung bleiben: Die zerstörerische Kraft des Sturms „Ela“ 2014, die enorme Spendenbereitschaft für den Wiederaufbau oder die kraftzehrenden Tage für alle betroffenen Abteilungen und Ämter; ihre Erlebnisse mit der Feuerwehr – etwa als sie sich von Höhenrettern aus knapp 240 Metern vom Rheinturm hat abseilen lassen oder selbst am 24-Stunden-Dienst teilnahm und das Deutsche Feuerwehr-Fitness-Abzeichen ablegte.
Auch Klimaanpassungen waren ein wichtiges Thema während Stulgies‘ Amtszeit – und auch hier wurde das Budget erhöht. Inzwischen stehen hierfür jährlich fünf Millionen Euro zur Verfügung. „Damit finanzieren wir jetzt und wohl auch in Zukunft vor allem zusätzliche Baumpflanzungen.“ Sie verweist auf die Liste mit Zukunftsbäumen, die angesichts der sich häufenden Extremwetterereignisse noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.
Für die Zukunft plant Helga Stulgies zunächst einmal vor allem mit Fokus auf ihr eigenes Wohlbefinden: „Nach so langer Amtszeit freue ich mich darauf, reisen zu können, wann ich möchte“. Auch Lesen oder Sport stehen weit oben auf der Liste. Für Letzteres hat die Umweltdezernentin von Stephan Keller zum Abschied nicht nur Hanteln mit Stadtwappen, sondern auch einige Trainingsstunden mit einem Personaltrainer geschenkt bekommen.