Düsseldorf — Hochburg der Mini-Jobber

Die Zahl der geringfügig Beschäftigten hat sich in den vergangenen zehn Jahren in der Landeshauptstadt fast exakt verdoppelt.

Düsseldorf. Die Zahl der Mini-Jobber hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Düsseldorf in etwa verdoppelt. Dies geht jetzt aus Zahlen hervor, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) veröffentlicht hat. Demnach gab es im September 2002 exakt 33 314 geringfügig Beschäftigte, im September 2012 waren es 74 050. Der DGB stützt sich bei seinen Angaben wiederum auf Zahlenmaterial der Arbeitsagentur.

Bei 46 425 Männern und Frauen, die einen Mini-Job haben, handelt es sich um Kräfte, die ausschließlich diese Arbeit haben, ohne offizielle weitere Verdienste. Immerhin noch 27 625 Menschen nutzen dieses Art der Arbeit für einen Nebenverdienst, um ihr Einkommen aufzubessern. Dies waren vor zehn Jahren noch 12 488 Männer und Frauen. Die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt.

Klaus Churt von der DGB-Region Düsseldorf sieht Düsseldorf aufgrund der hohen absoluten Zahl als „Hochburg der Mini-Jobber“, räumt aber ein, dass sie auch in Bezug zur Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gesehen werden müsse. Demnach gibt es im gesamten Rhein-Kreis Neuss zwar nur 37 394 (Stand ebenfalls September 2012) Mini-Jobber, dafür aber auch nur 133 554 sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten.

Demnach kommt auch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung zu der Einschätzung, dass wahre Mini-Job-Hochburgen ganz woanders liegen — nämlich im Münsterland mit Quoten, die teilweise bei über 27 Prozent liegen. In Düsseldorf liegt sie bei angenommenen 376 000 Beschäftigten gerade mal bei 16,4 Prozent.

Auch der Rhein-Kreis Neuss liegt mit 22,34 Prozent noch hinter Düsseldorf. Im Kreis Mettmann beträgt die Quote laut Hans-Böckler-Stiftung 22 Prozent. Etwa jeder fünfte Arbeitsplatz ist dort ein Mini-Job, in Düsseldorf jeder sechste. In ländlichen Strukturen ist die Tendenz zu Mini-Jobs höher.

Churt spricht deshalb vor einer Schieflage. „Es ist völlig akzeptabel, dass sich jemand etwas dazu verdient, aber wir warnen davor, dass Vollzeitarbeitsplätze vernichtet oder aufgesplittet werden. Noch nie waren bei uns so viele Menschen in Arbeit. Aber das Arbeitsvolumen ist dasselbe geblieben.“

Will meinen: „Der Kuchen wird nur anders verteilt.“ Da Frauen (44 846/60,6 Prozent) den Löwenanteil ausmachen, sieht Churt diese als besonders benachteiligt an: Viele wollten nach ihrer Elternzeit wieder in ihrem gelernten Job arbeiten, würden aber kaum eine Chance auf eine womöglich halbe Stelle bekommen. So bliebe am Ende nur der Mini-Job, um berufliche Tätigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen.