Sport in Düsseldorf Fitness in Federschuhen
Düsseldorf · In Anastasiya Hänsels Sportstudio wird in Känguru-Sprungschuhen trainiert. Besonders gut kommen die Kurse für Kinder an.
Mit acht Jahren fing Anastasiya Hänsel mit Ballett an. Nach einem erfolgreichen Masterabschluss in Sportmanagement entschloss sich die Ukrainerin vor zehn Jahren dann dazu, ihrer Mutter nach Deutschland zu folgen. „Ich habe quasi bei null angefangen, kannte die Sprache nicht, habe Zeitungen ausgetragen, musste mir alles erkämpfen“, erzählt sie. Sie hat als Tanz- und Fitnesstrainerin gearbeitet – und bei der Sportmesse Fibo in Köln 2016 eine Entdeckung gemacht: Känguru-Sprungschuhe, auch Springschuhe genannt. Daraus hat Hänsel das Trainingskonzept „Do Jumps“ entwickelt, herausfordernd und hocheffektiv zugleich, „bei einer Stunde Training verliert man bis zu 1000 Kilokalorien“, schwört Anastasiya Hänsel.
Nur: Es fehlte noch das, wovon sie schon immer geträumt hatte, „das eigene Studio“. Dann kam ja auch noch dieses Corona dazwischen, und die Suche gestaltete sich schwierig. Fündig wurden sie und ihr Mann Richard Hänsel dann tatsächlich im Gewerbegebiet. Am Tichauer Weg 40 durften sie vor zwei Jahren als Untermieter die obere Etage auf 205 Quadratmetern ausbauen – die Geburtsstunde des „Do Jump Loft“. „Ich habe den Mietvertrag an dem Tag unterschrieben, als Putin in die Ukraine eingefallen ist“, sagt Anastasiya Hänsel. Alles nicht so einfach also.
In der Anfangszeit wurde das Loft sogar eine Art Auffangbecken für geflüchtete Ukrainerinnen, auch Russinnen. Denn die Palette an sportlichen Dienstleistungen im Studio ist ganz schön umfangreich: darunter Barre Workout, Stretching, eben das Jump-Training, diverse Tanzkurse sowie Kindergymnastik und Kinderballett. „Vor allem die Kinderkurse haben sich schnell zu einem Renner entwickelt“, berichtet die Geschäftsfrau, die letztlich aber nicht wollte, dass ihr Studio sich zu einer osteuropäischen Blase entwickelt, in der sich deutsche Kursteilnehmer ausgeschlossen fühlen. Das gelang, inzwischen gibt es Teilnehmer aus allen Ländern und jeglichen Alters, „dafür sind natürlich nicht zuletzt die vielen tollen Trainerinnen, die alle einen unterschiedlichen Schwerpunkt haben, hier verantwortlich“, zeigt sich Hänsel dankbar.
Und da das mit Kindern so einschlug, hat Hänsel noch einen weiteren Unternehmenszweig etabliert: „Do Jumps Event“. Dabei geht es um ebenso fantasievolle wie professionelle Kinderanimation, die sowohl für private Feiern als auch für öffentliche Veranstaltungen gebucht werden kann. Zu diesem Zweck gibt es einen großen Fundus an Kostümen. „Dafür haben wir sogar ein eigenes Team gebildet“, berichtet Hänsel. Jedenfalls ist sie inzwischen sehr begeistert von dem, was sie in Flingern erschaffen hat. „Jeder Euro, der reinkommt, wird sofort in das Studio reinvestiert“, sagte ihr Mann. Nur pendeln, das muss sie täglich, denn die kleine Familie mit zwei Kindern hat gebaut – in Grevenbroich.
Aber noch mal zurück zu dem, was das „Do Jump Loft“ so einzigartig macht: das Training in den Springschuhen. Die kosten um die 200 Euro, natürlich sind für das Training in Flingern aber auch jede Menge vorrätig. „Es ist ein effektives Ausdauertraining, das sich schonend auf die Gelenke auswirkt“, sagt Hänsel. Das gezielte Training auf den Federschuhen, die jeweils bis zu 2,5 Kilogramm wiegen, verbessert nicht nur die Körperkoordination, es stärkt auch die Rückenmuskulatur und strafft Bauch, Beine und Po. Entwickelt wurde es von einem Orthopäden. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass dabei die Stoßbelastung der Gelenke reduziert, die Tiefenmuskulatur des Rückens stabilisiert, sogar das Herz-Kreislaufsystem verbessert wird und nicht zuletzt Cellulite verschwindet. Was aber fast noch wichtiger ist: „Do Jump macht einfach gute Laune und baut Stress ab“, erklärt Anastasiya Hänsel, die in ihrem Loft Platz für 30 Personen hat, die gleichzeitig trainieren können. Und die kommen fast alle wieder, wenn sie einmal in den Federschuhen Fitnesstraining betrieben haben.