Nahverkehr Düsseldorf in Zeiten der Corona-Krise: Wenn Bahnen zu riskanten Orten werden

Düsseldorf · Da S-Bahnen seltener fahren, drängen sich zum Teil die Wartenden. Die Rheinbahn hat nachgebessert.

Die U-Bahnstation am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Abstand halten, um Infektionen vorzubeugen – das versucht auch Paketzusteller Klaus Dieter Hucke zu seiner eigenen sowie der Sicherheit seiner Kunden. Auf seinem täglichen Weg zur Arbeit von Büttgen nach Düsseldorf und zurück gelingt ihm das derzeit aber eher mäßig. Denn der ausgedünnte Fahrplan der Bahn füllt Bahnsteige und Regionalzüge beachtlich.

Für Pendler Hucke fährt in der Stunde nur noch eine S-Bahn. „Das heißt, die Leute sind gezwungen, diesen einen Zug zu nehmen“, erklärt er. „Da kann von Sicherheitsabstand keine Rede sein. Für mich ist das ein Unding.“ Ausgerechnet nach dem verschärften Kontaktverbot mit vorgeschriebenem 1,50-Meter-Mindestabstand quetschten sich die Menschen dicht an dicht vor den Türen, jeder Sitzplatz in der S-Bahn sei belegt, zusätzlich müssten Passagiere stehen. „Für mich sieht es so aus, als wollte die Bahn Kosten sparen – auf dem Rücken der Fahrgäste.“ Seine Frau ist Krankenschwester, Home-Office ist für beide keine Option. „Ich versuche, meine Pflicht zu tun, und fühle mich allein gelassen. Wir Berufspendler sind gekniffen.“ Beim Kundenservice der Bahn, den er angerufen hat, habe man auf die zahlreichen Personalausfälle derzeit hingewiesen.

Auf WZ-Nachfrage bei der Bahn, ob es für den Sicherheitsabstand keine Lösung gebe, heißt es lediglich, Ziel sei es, „ein stabiles Grundangebot zu gewährleisten und die Mobilität aufrecht zu erhalten“. Der Sonderfahrplan läuft laut einem Konzernsprecher stabil. DB Regio NRW überprüfe mit den anderen Aufgabenträgern aber kontinuierlich, wo es nachzusteuern gilt.

Auch bei der Rheinbahn gab es Probleme, nach der Umstellung auf den Samstagsfahrplan von montags bis freitags. Die U76 wurde zum Teil sehr voll, sodass leidgeplagte Fahrgäste wie Marcel Laudiek über den „Corona-Express“ schimpften, so hoch sei die Infektionsgefahr geworden. Hier hat die Rheinbahn allerdings mittlerweile nachgebessert, wie Sprecherin Heike Schuster auf Nachfrage unserer Redaktion sagt. „Wir haben sofort auf die Kritik, die auch an uns herangetragen wurde, reagiert, und für Verstärkerfahrten in den Stoßzeiten gesorgt.“

Zudem beobachte das Unternehmen ansonsten vielmehr leere Bahnen und sinkende Fahrgastzahlen, die es allerdings nicht genau beziffern wolle. Tatsächlich empfahl OB Geisel ja auch, die Rheinbahn nur noch für unverzichtbare Fahrten zu nutzen. Eine, die zurzeit sogar ganz auf Bahnfahren verzichten, ist WZ-Leserin Petra Kober. Sie hat ihr Ticket 1000 gekündigt. „Ich verstehe nicht, dass die Bahnen nicht zwischendurch desinfiziert werden, wie in anderen Ländern.“

Die Rheinbahn sagt dazu, dass es nicht praktikabel sei, nach jedem Fahrgastwechsel das Fahrzeug zu desinfizieren. Sie verweist auf die üblichen Reinigungsvorgänge nachts im Betriebshof und die Trupps, die regulär im laufenden Betrieb unterwegs seien.

Einen Tipp hat Schuster immerhin für Abonnenten wie Petra Kober. Ticket 1000, Ticket 2000, Young-Ticket-Plus oder und Bären-Ticket könne man pausieren lassen.