Gedenken in Düsseldorf an den Hamas-Überfall auf Israel „Mein Leben hat sich komplett verändert“

Düsseldorf · Bei einer Veranstaltung zur Erinnerung an den Terrorangriff der Hamas auf Israel beklagten Vertreter jüdischer Einrichtungen wachsenden Antisemitismus.

(nic) Bei einer Veranstaltung zur Erinnerung an den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben Vertreter jüdischer Organisationen und Einrichtungen den wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft beklagt und zu dessen Bekämpfung aufgerufen. Der Israel-Bezogene Antisemitismus habe sich in den Köpfen eingenistet und verbreite sich mit rasender Geschwindigkeit, sagte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Oded Horowitz. Und fügte hinzu: „Der Kampf gegen den Antisemitismus ist auch ein Kampf für unsere Demokratie.“

Zahlreiche Gäste hatten sich am Montagabend im neu eröffneten Beatrice-Strauss-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte versammelt. So viele, dass einige Interessierte nicht mehr eingelassen werden. Mit Rücksicht auf die bevorstehenden hohen jüdischen Feiertage fand die Veranstaltung einige Tage vor dem eigentlichen Jahrestag statt. Am 7. Oktober soll die israelische Flagge mit Trauerflor vor dem Rathaus gehisst werden.

Der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde, Bert Römgens, beklagte bei einem Podiumsgespräch eine Täter-Opfer-Umkehr auf den Straßen Düsseldorfs, wo 17 000 Menschen gegen Israel demonstrierten, aber gerade 2500 an einer Veranstaltung gegen Antisemitismus teilnahmen. „Die große Frage ist, wie man die anderen erreichen kann.“ Die Geschäftsführerin des Landesverbands der jüdischen Gemeinden, Inna Goudz, formulierte dazu eine gewisse Ratlosigkeit. Man habe über viele Jahre so viele Gespräche geführt und sich auf vielen Wegen um Kommunikation bemüht: „Und dann kam der 7. Oktober.“ Es gebe in Deutschland zwar eine Erinnerungskultur hinsichtlich der Shoa, aber in der Gesellschaft fehle der Bezug dazu. „Solidarität kann man nicht einfordern“, sagte Goudz. Die Menschen spürten offenbar nicht, dass Israel ihr Verbündeter sei.

Der Schulleiter des jüdischen Albert-Einstein-Gymnasiums, Michael Anger, richtete den Fokus auf die Situation der Schüler, die seit dem 7. Oktober unter noch strengeren Sicherheitsbedingungen ihren Schulalltag erleben und im Alltag mit Ängsten zu kämpfen hätten. Im Bus oder der Bahn unterhielten sich die Schüler in „Codewörtern“ über Israel, um nicht als jüdisch erkennbar zu sein. Viele erlebten ein Gefühl des Alleinseins und der Machtlosigkeit gegenüber dem, was über Soziale Medien verbreitet werde. Auch Studierendenvertreter Jacob Horowitz sprach über die Sorgen junger jüdischer Menschen. „Mein Leben und das vieler anderer jüdischer Menschen hat sich komplett verändert.“

Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Bastian Fleermann, erinnerte an den 7. Oktober 2023 – an die Sorge um die Freunde und Bekannten in Israel und die Ereignisse seither: „Hinter uns liegen zwölf bewegte Monate.“ Die städtische Kulturdezernentin Miriam Koch sprach von einer „brutalen Zäsur“: „Diese Angriffe fanden weit weg von Düsseldorf statt, aber sie haben auch uns sehr getroffen.“ Die Solidarität der Stadtgesellschaft gelte den Freunden in Israel, „vor allem aber den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde hier in Düsseldorf.“