Heinrich-Heine-Gastprofessorin in Düsseldorf Charlotte Knobloch wird Nachfolgerin von Campino
Düsseldorf · Die Holocaust-Überlebende und frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch (91), wird Gastprofessorin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
(csr) Mit zwei Auftritten als Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf hatte Die-Toten-Hosen-Frontmann Campino zuletzt für viel Aufsehen gesorgt. Jetzt wurde seine Nachfolgerin für das akademische Jahr 2024/2025 benannt, es ist Charlotte Knobloch. Die Holocaust-Überlebende war unter anderem mehrere Jahre lang Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Im Rahmen der Gastprofessur wird Charlotte Knobloch zweimal im größten Hörsaal der Düsseldorfer Universität sprechen. Dabei werde sie Einblicke in die von ihr in besonderem Maße geförderte Erinnerungskultur, die Bedeutung von Toleranz und das jüdische Leben in Deutschland geben. Das teilte die Universität an diesem Freitag mit. „Im Mittelpunkt ihrer Beiträge stehen jedoch die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und der signifikant erstarkende Antisemitismus“, heißt es dort weiter.
Die erste Veranstaltung wird eine Vorlesung am 31. Oktober 2024 sein. Der Titel ihrer 2012 erschienenen Biografie „In Deutschland angekommen“ wird dabei angesichts des um sich greifenden Judenhasses und der Wahlerfolge rechtsextremer Kräfte in Deutschland um ein Fragezeichen ergänzt.
Zur Übernahme der Gastprofessur sagte Knobloch: „Ich danke der Universität für die außerordentliche Ehre der Heinrich-Heine-Gastprofessur und insbesondere auch für die Möglichkeit, dem ins Stocken geratenen Gespräch zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft auf diesem Weg einen neuen Impuls zu geben.“ In einer Zeit, da Hass auf Juden und Israel sich immer stärker Bahn breche und das demokratische Zusammenleben wie nie seit 1945 unter Beschuss stehe, stelle sich auch für viele jüdische Menschen immer deutlicher die Frage nach der Zukunft in diesem Land. „Darüber müssen und sollten wir offen sprechen – im Interesse aller“, so Knobloch.
Die Heinrich-Heine-Gastprofessur wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um Toleranz, Freiheit und Menschenwürde verdient gemacht haben. Ziel ist es, den gesellschaftlichen Diskurs über die Universität hinaus zu fördern und aktuelle Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
„Wir sind sehr stolz darauf, diese starke und bewundernswerte Kämpferin gegen den Antisemitismus und für eine lebendige Erinnerungskultur als Heinrich-Heine-Gastprofessorin empfangen zu dürfen“, sagt Uni-Rektorin Anja Steinbeck.
Die Vorlesung „In Deutschland angekommen?“ findet am 31. Oktober 2024 um 16.30 Uhr im Hörsaal 3A statt, mit Live-Übertragungen in benachbarte Hörsäle, die zweite Veranstaltung am 11. Februar 2025. Der Eintritt ist frei. Hinweise zur Anmeldung werden rechtzeitig auf der Website der HHU bekannt gegeben.