Karneval in Düsseldorf Karnevalisten treten als „Zigeunergruppe Flingern“ auf

Düsseldorf · Die Meinungen gehen darüber auseinander, wie diskriminierend die Bezeichnung und Verkleidung einer angemeldeten Fußgruppe sind.

Der Name einer für den Düsseldorfer Rosenmontagszug angemeldeten Fußgruppe sorgt für Kritik: „Zigeunergruppe Flingern“ nennen sich Karnevalisten, die in gut zwei Wochen verkleidet durch Düsseldorf ziehen wollen. Der Fall ist auch deshalb brisant, weil das Sinti-Zentrum in Eller erst vor kurzem einen diskriminierenden Brief erhalten hatte.

Clemens Hötzel von der „SABRA – Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus“ in Düsseldorf erklärt auf Nachfrage, das Wort „Zigeuner“ sei mit einer diskriminierenden Tradition verknüpft. „Die Bezeichnung sollte grundsätzlich von Personen vermieden werden, die der Mehrheitsgruppe und nicht der Minderheit angehören“, so Hötzel. Zudem halte er es für unangemessen, die Identität von Minderheiten, die von Ausgrenzung betroffen seien, als Mittel zum Zweck und als karnevalistisches Kostüm zu verwenden. Das sei auch nicht mit närrischen Traditionen zu begründen.

Das Sinti-Zentrum will nicht „Sprachpolizei“ spielen

Ein Sprecher des Sinti-Zentrums in Düsseldorf sagte: „Wir wollen nicht die Sprachpolizei spielen.“ Sicher gäbe es aber über gewachsene Traditionen einiges zu diskutieren. „Wir wollen uns deshalb demnächst über eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema Alltagsdiskriminierung bemühen“, sagte er weiter. Der Fall um den diskriminierenden Brief in der vergangenen Woche sei allerdings „eine ganz andere Hausnummer“ gewesen. Die Unfallkasse NRW hatte eine Broschüre mit dem Etikett „Kindergarten im Sozialen Brennpunkt Zigeunerplatz“ nach Düsseldorf versendet. Dafür hatte sich das Unternehmen später entschuldigt.

Das CC findet den Namen
nicht problematisch

Beim Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) sieht man keine Probleme angesichts des Namens der Gruppe. Ein Sprecher teilte mit: „Die haben sich unter diesem Namen angemeldet und werden von uns dann auch so aufgeführt.“ Man handhabe das wie bei jedem anderen Karnevalsverein auch.

Als Fußgruppe mit der Nummer 21,01 steht die „Zigeunergruppe Flingern“ in dem vom CC veröffentlichten Aufstellungsplan für Rosenmontag. Versuche, die Gruppe zu erreichen, liefen ins Leere. Über das Sekretariat des CC teilte man mit, dass die Gruppe kein Interesse daran habe, das „Thema erneut zu diskutieren.“ Beim Rosenmontagszug 2020 waren insgesamt drei Gruppen zu ähnlicher Thematik unterwegs, übrig geblieben ist nur die Flingeraner-Gruppe.

Wagenbauer Jacques Tilly sagte im Gespräch dazu: „Ich halte es für sinnvoll, darüber nachzudenken, wie wir Sprache nutzen.“ Er fragte außerdem: „Was sagen denn die Betroffenen?“ Wenn sich die Sinti übergangen fühlten, dann sei das Motto der Karnevalsgruppe verfehlt.