Wirtschaft in Düsseldorf Mehr Unternehmen melden Insolvenz in erster Jahreshälfte

Düsseldorf · In den ersten sechs Monaten wurden 166 Firmenkonkurse in der Landeshauptstadt registriert. Insgesamt ist die Lage stark von der Corona-Politik bestimmt.

Ein Antrag zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens

Foto: dpa/Alexander Heinl

(Red) Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Düsseldorf merklich gestiegen – entgegen dem bundes- und landesweiten Trend. So wurden laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in der Landeshauptstadt in den ersten sechs Monaten 166 Firmenkonkurse registriert, 28 mehr als noch im ersten Halbjahr 2020. Dieser Wert bedeutete den höchsten prozentualen Anstieg seit 2010, trotzdem bleibt der aktuelle Wert deutlich unter dem langjährigen Mittel von 200 Insolvenzen im Jahr. Im benachbarten Rhein-Kreis Neuss ist die Zahl der Insolvenzen hingegen erneut gesunken. Insgesamt ist nach Einschätzung von Creditreform nicht von einem normalen Insolvenzgeschehen auszugehen, weil die Lage stark von der Corona-Politik beeinflusst werde. So lief beispielsweise erst Ende April die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht aus, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde, um eine „Pleitewelle“ zu verhindern. Finanzhilfen für Unternehmen und Branchen sind unterdessen weiter verlängert worden. Chris Proios von der Initiative „Konjunkturforschung Regional“ betont, dass es über die Insolvenz-Statistik hinaus auch kleinere Unternehmen gebe, die eigentlich noch ausreichende Mittel hätten, aber keine Zukunft für ihr Geschäft mehr sähen: „Die so genannten stillen Heimgänger verschwinden vom Markt, ohne dass Insolvenztatbestände vorliegen. Dieses Phänomen ist schwer zu quantifizieren, ist aber an vielen Stellen in der Region durch Leerstand und den Wegfall gewohnter Einkaufsstätten zu sehen.“

In Düsseldorf gab es die meisten Unternehmensinsolvenzen im Dienstleistungssegment und im Handel – letzterer mit ansteigendem Trend. Auch im Gastronomiesektor sei der Trend leicht ansteigend gewesen. Trotz positiver Konjunkturimpulse gehen die Experten von einer Häufung von Gewerbeabmeldungen und Insolvenzen in den nächsten Monaten aus, da die ohnehin dünnen Gewinnmargen vieler Unternehmen bei einem anhaltenden Umsatzrückgang nicht mehr ausreichen würden. In einer Hochrechnung für das Gesamtjahr prognostiziert Creditreform rund 324 Insolvenzen in Düsseldorf. „Eine Prognose für das laufende Jahr bleibt trotz positiver Konjunkturzeichen schwierig“, betont dazu André Becker von Creditreform Düsseldorf/Neuss – obwohl sich das Zahlungsverhalten der regionalen Unternehmen in den vergangenen Monaten weiter verbessert habe. „Wir raten daher weiterhin allen Unternehmen, Außenstände durch ein professionelles Rechnungs- und Liquiditätsmanagement zu minimieren, um ihre Liquidität zu stärken und komplette Zahlungsausfälle zu vermeiden oder zumindest soweit wie möglich einzudämmen“, sagt er.

(yab)