Kleiderbörse der Bürgerstiftung Mit Mode die gute Sache fördern
Düsseldorf · Nach Corona veranstaltete die Bürgerstiftung wieder ihre Kleiderbörse. Mit dem Geld soll vielen Menschen geholfen werden.
Eine Hermès-Tasche kostete „nur“ 450 Euro, ein fast neues Modell von Bottega Veneta wechselte für 240 Euro die Besitzerin. Von einem Täschchen der New York Designerin Tory Burch träumte Cornelia Metzel schon länger, und da lag es zu einem akzeptablen Preis auf dem Tisch zwischen all den anderen feinen Sachen. Wie einen Schatz hielt die junge Düsseldorferin das neuerworbene Stück fest im Arm und entdeckte auch noch die dazu passenden Schuhe.
Bei einem Hut von Hand gemacht und mit Federn geschmückt aus einem Modistinnen-Atelier wurde Annegret Keens schwach. „Der kommt in meine Sammlung extravaganter Hüte“, erzählte die Gerresheimerin. Ein halbe Stunde, bevor sich der Verkaufsraum am Samstagmorgen öffnete, war sie eine der ersten, die sich in die Warteschlange im Untergeschoss im Stilwerk einreihte. Seit 2006, als der Schnäppchenverkauf unter dem Motto „Secondhand mit Stil“ seine Premiere feierte, zählt Annegret Keens zu den Stammkundinnen. „Wie habe ich diese Kleiderbörse der Bürgerstiftung vermisst“, sagte sie und kaufte auch diesmal im großen Stil ein. Bestens versorgt rauschte sie mit drei prallvoll gefüllten Papiertüten davon.
Weil ihre Schwester immer so von der Aktion geschwärmt hatte, schaute sich Leonie Listmann zum ersten Mal zwischen all den Ständern mit Couture- oder Marken-Mode um – und sie wurde fündig. Zehn Euro investierte die 20 Jahre alte Auszubildende in eine schwarze Steppweste, die sie in den kommenden kalten Monaten warm halten soll. Für die Übergangszeit kaufte auch Johanna Morzuch ein und meinte: „20 Euro für eine tannengrüne Lodenjacke mit echten Hirschknöpfen ist doch ein Schnäppchen.“ Die 1,89 große Studentin hatte noch mehr Glück: Der schwarze Wollmantel passte wie angegossen – und das für 15 Euro.
„Das Schöne an der Kleiderbörse sind all die Frauen, die wir glücklich machen. Die Spenderinnen, die uns ihre Schätzchen überlassen, haben wieder mehr Platz im Kleiderschrank. Die Kundinnen, die sich über die hochwertigen Teile zum günstigen Preis freuen. Und alle gemeinsam unterstützen eine gute Sache“, sagte Yvonne Dahl.
Während der Pandemie wurde
die Kleidung gelagert
Von Beginn an hat sie als Projektleiterin den Secondhand-Markt organisiert, hat all die gestifteten Teile eingesammelt, sie gesichtet und mit Preisschildern versehen. „Selbst während der Pandemie, als wir nicht aktiv zu Spenden aufgerufen haben, brachten uns zahlreiche Frauen Tüten mit Blazern, Ballkleidern, Vintage-Mänteln, Pullovern und Jeans vorbei. Die haben wir dann solange gelagert, bis kurzfristig vor vier Wochen klar war, dass wir die achte Kleiderbörse eröffnen“, berichtete Yvonne Dahl. So war diesmal der Fundus zwar deutlich kleiner als in den Jahren zuvor. Dennoch sind am Ende 20 000 Euro zusammengekommen. „Ein wunderbares Ergebnis, mit dem wir sehr zufrieden sind“, betonte Sabine Tüllmann, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung.
Kleiderbörse ist eine Fundgrube für Abendmode
Happy waren jedenfalls Kundinnen wie Angelika Schmitz, die sich über ihre komplett neue Garderobe aus Mantel, Blazer, Rock und langer Strickjacke freute: „Ich bin 80 und modisch immer noch dabei. Nur normalerweise kann ich mir solche Markenware, wie ich sie hier finde, nicht leisten.“ Für Melanie Florin ist die Kleiderbörse stets eine Fundgrube an Abendmode. „Ich gehe gerne schick aus“, verriet sie und deckte sich schon mal für die nächsten Bayreuther Festspiele mit einem langen schwarzen Plisseerock und einem Perlen-Strass-bestickten Chiffon-Oberteil ein. Ganz ohne Anprobe („das wird schon passen“) ging ein Dirndl mit Bluse und Schürze für die Oktoberfest-Party über den Verkaufstresen. Kosten: 40 Euro. In zwei Jahren ist die neunte Kleiderbörse geplant, jedoch: Aus beruflichen Gründen muss Yvonne Dahl „schweren Herzens“ ihr Amt aufgeben. Die Bürgerstiftung sucht dringend eine Nachfolgerin.