Pianist Sebastian Gahler aus Düsseldorf „Ich komme schon manchmal an mein Limit“

Düsseldorf · Am Jazz liebt Pianist Sebastian Gahler die Freiheit und die Interaktion.

Neben der Rolle als Organisator ist der Düsseldorfer Pianist Sebastian Gahler in erster Linie Musiker.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Geboren wurde Sebastian Gahler in Leverkusen, als er fünf war, zog die Familie nach Düsseldorf. „Ich fühl mich als Düsseldorfer“, so der 45-Jährige. In Heerdt machte er die ersten Schritte an das Instrument, das ihn seitdem begleitet: das Klavier. Warum ausgerechnet das? „Ganz simpel - wir hatten zu Hause ein Klavier stehen.“

Mit dem Unterricht habe er relativ spät angefangen, mit acht, nach zweieinhalb Jahren wieder aufgehört. „Ich hatte einfach keinen Bock, hab nie geübt.“ Der Sport rückte in den Vordergrund, bis in die Basketball-Landesliga schaffte er es. „Vier Tage die Woche Training, das volle Programm!“ Dann kam Genesis. „Da gab es diesen Song, ‚Firth of Fifth‘, mit einem ziemlich pompösen Klavierintro. Das hat mich angefixt.“ Bei einem einjährigen USA-Aufenthalt habe er dann endgültig „Blut geleckt“. „Da war alles anders – Highschool-Bigband, Marchingband, Orchester, Pop-Band. Ich hab überall mitgemacht.“ Zurück in Deutschland landete er in der Jazz-AG am St.-Ursula-Gymnasium – die er heute selber leitet. In Köln studierte er, nach Stationen in Arnheim und Düsseldorf, schließlich Jazzklavier.

Am Jazz liebe er die Freiheit und die Kommunikation und Interaktion mit anderen. Alles Dinge, die – übertragen auf ihn – sicher auch dazu beitragen, dass Gahler in der hiesigen Musikszene gut unterwegs ist. Mehrere Reihen veranstaltet und kuratiert er in Düsseldorf. „Funky Vibes“ im KIT, im Muggel die „Live Music Nights“, „Jazz & Bubbles“ im Stateroom. Bis 2023 gab es die Reihe „Jazz im Steinway Haus“. Er sei einfach ein Macher. „Ich warte nicht darauf, dass das Telefon klingelt. Wenn ich denke: ‚Hier könnte man was machen‘, dann nehme ich das in die Hand.“

Durch sein Engagement im musikalischen Bereich versuche er, die Stadt zu bereichern. „Ich hoffe, dass ich so etwas zurückgeben kann. Ich präsentiere ja nicht mich die ganze Zeit, sondern die Szene und die Gäste, die ich zu den Konzerten einlade.“ Es gebe viel positives Feedback. „Das ist ein sehr schönes Gefühl, zu merken, du gibst und machst etwas, was wertgeschätzt wird.“

Gahler hat fünf Alben unter eigenem Namen veröffentlicht

Allen Projekten auch energetisch gerecht zu werden, sei eine kleine Herausforderung. „Ich komme schon manchmal an mein Limit. Ich bin bei 90 Prozent meiner Gigs für alles verantwortlich, das Booking, das Finanzielle, die Werbung. Mitmusikerinnen und -musiker. Das führt manchmal schon dazu, dass ich denke, ich würde stattdessen gerne einfach mal wieder ein bis zwei Stunden mehr Klavier üben.“ Neben der Rolle als Organisator ist Gahler in erster Linie Musiker. Vier feste Bands hat er: ein Trio, das „Two Moons Quartett“, das neu gegründete „Electric Project“ und die „IndigoJazzlounge“.

Daneben spielt er unter anderem im Jazzensemble Düsseldorf. Viel herum kommt er durch die Musik - auch international. „Besonders mit dem J:ED. Konzerte in Lissabon, Palermo, Warschau. Mit meinem Trio war ich auf Bosnien-Tour, im Sommer hatte ich zwei Konzerte in der Toskana.“ Ein Ziel auf der Wunschliste: Japan. „Nicht zuletzt durch mein Murakami-Projekt habe ich mich sehr damit beschäftigt. Dort Konzerte zu spielen, das wäre ein Traum.“ Neben dem ganzen Organisieren sei es zeitweise schwierig, immer kreativ zu sein. „Für die letzten Songs, die ich geschrieben habe, habe ich mich für ein langes Wochenende rausgezogen, mich eingesperrt, keine Termine angenommen – und komponiert.“ Inspiriert wird er unter anderem vom Rhein. „Mein erster Weg führt immer zum Fluss. Die Nähe zum Wasser macht was mit mir.“

Insgesamt hat Gahler unter eigenem Namen fünf Alben veröffentlicht – das aktuelle kommt auf seinem neu gegründetem Label „Jazz Kitchen Records“. „Das war der nächste logische Schritt. Bislang habe ich immer bei kleinen Indie-Labels veröffentlicht, man bekommt eine Struktur geboten, aber um den Rest muss man sich selber kümmern.“ Dann könne er es auch komplett in die eigene Hand nehmen. Über den Label-Namen habe er viel nachgedacht. „Und dann kam es mir – Jazz Kitchen Records! Die besten Partys finden schließlich in der Küche statt!“ Er könne sich auch vorstellen, andere Projekte zu veröffentlichen. „Wenn jemand auf mich zukommt und es passt musikalisch gut rein, dann will ich das gar nicht ausschließen.“

In naher Zukunft steht am 25. Oktober aber erst mal der Release des eigenen Albums „Electric Stories“ an. Begleitet wird die Veröffentlichung von Konzerten, in Düsseldorf und deutschlandweit.