Mehrgenerationen-Wohnen in Düsseldorf Ein harmonisches Zusammenleben im Düsseldorfer Laubendorf

Düsseldorf · Seit einem Jahr gibt es das Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Gerresheim. Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung sind dort selbstverständlich und erleichtern den Alltag.

Die Familie Sondermann gehört zu den Familien, die als erstes in das Laubendorf nach Gerresheim – und damit in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt – gezogen sind.

Foto: Tino Hermanns

Kathrin Sondermann und Familie sind begeistert. „Es ist noch viel schöner geworden, als wir es uns vorgestellt haben“, sagt Kathrin Sondermann. „Das Zusammenleben ist nicht konfliktfrei, aber alle sind gewillt, jeweils einen Kompromiss zu finden. Gibt es Probleme, werden sie gemeinsam gelöst. Niemand ist auf Krawall gebürstet.“ Sondermann spricht von dem ersten Jahr, das sie samt Ehemann Chris sowie den beiden Kindern Madita und Greta im „Laubendorf“ wohnen. Das Laubendorf ist ein gemeinschaftliches Wohnprojekt des Vereins „Wohnen mit Kindern“ und eine bewusst auf Mehrgenerationen ausgelegte Gemeinschaft von Wohnungseigentümern. Jetzt feierte das Laubendorf quasi in einem Aufwasch die Fertigstellung der 25 Wohneinheiten an der Zittauer Straße in Gerresheim, den Einzug der Bewohner und den ersten Geburtstag.

Sondermann war mit in der Organisationsgruppe, die dafür sorgte, dass im Gemeinschaftsraum ein üppiges, von den Bewohnern bestücktes Büffet stand, im gemeinsamen Innenhof die Würstchen vom Grill nie ausgingen, Getränke jeder Art zur Verfügung standen, Tombola-Preise verteilt wurden, die Kinder mit bunt geschminkten Gesichtern über den Spielplatz liefen und, dass neben den 81 Laubendorf-Bewohnern auch die Nachbarschaft eingeladen war.

Der Nachmittag war für alle entspannt, weil – wie in dem Wohnprojekt üblich – jeder Laubendorf-Erwachsene seinen Teil beigetragen hatte. „Solche Formen des Zusammenlebens wirken über die eigene Gruppe hinaus und in den Stadtteil hinein“, sagt die Bürgermeisterin des Stadtbezirks 7 Maria Icking. „Auch das Laubendorf stiftet eine übergreifende nachbarschaftliche Gemeinschaft und will die anonyme urbane Art des Wohnens aufbrechen.“

So haben die Planer ganz bewusst einen Gesellschaftsraum, eine Gästewohnung, den Fahrradkeller mit Werkstatt und die innen liegende Grünfläche als Gemeinschaftsprojekt für alle Laubendörfler gestaltet. „Mit der Gästewohnung, die jeder unserer Bewohner bei Bedarf nutzen kann, haben wir auch den Zuschnitt der eigenen Wohnungen verbessert. Niemand benötigt einen zusätzlichen, meist unbenutzten Raum wie ein Gästezimmer“, erläutert Sondermann.

„Es gab Fälle, in denen
haben wir Bewerber abgelehnt“

Auf die gute Durchmischung mit verschiedenen Altersgruppen wurde geachtet. So kamen Jörg Brunke samt Gattin über einen Flyer ins Laubendorf. „Wir haben uns wegen eines Handzettels, mit dem explizit die Generation 50 plus gesucht wurde, bei der Baugruppe beworben“, so Brunke. „Wir sind auf Kompatibilität geprüft worden und wurden schließlich aufgenommen.“ Zur Kompatibilitätsprüfung gehörte unter anderem die finanzielle Situation, also ob sich die Bewerber die Bau- und Betriebskosten würden leisten können, und ob die Chemie innerhalb der Gruppe stimmt. „Wenn auch nur einer aus der bestehenden Gruppe Einwände erhoben hat, wurden der oder die Bewerber nicht aufgenommen“, erklärt Sondermann. „Es gab Fälle, in denen haben wir Bewerber abgelehnt.“

Alle seien anderen Menschen gegenüber offen und hilfsbereit und übernähmen für andere auch mal Verantwortung. „Wenn beispielsweise ein Kind mal krank ist, aber die Arbeit ruft, braucht man keinen Babysitter zu suchen und zu bezahlen. In der Nachbarschaft findet man jemanden, der aufpasst“, so Sondermann. „Das entlastet und bereichert gleichzeitig.“

Und wenn jemand mal bei einem Gemeinschaftstermin wie der Grünflächenpflege nicht kann, wird als Entschuldigung ein Kuchen vorbeigebracht und beim nächsten mal eben doppelt fleißig zu Harke und Rasenmäher gegriffen. „Ich komme aus einem kleinen Dorf und habe mich 1986 wegen des vielfältigen kulturellen Angebots in Düsseldorf schockverliebt“, gesteht Brunke. „Ich fühle mich hier sehr an das dörfliche Lebensgefühl von früher erinnert. Jeder kann sich so einbringen wie er will.“

Eine andauernde halböffentliche Zwangslebensgemeinschaft ist das Dorf aber nicht, hat doch jede Wohnung auch Rückzugsräume in dem Außenbereich des U-förmigen Wohnquartiers.