Nach tödlichen Schüssen in Düsseldorf Polizei geht mit Razzia gegen illegales Glücksspiel vor
Update | Düsseldorf · Eine vielseitige Einsatztruppe ist in verschiedenen Düsseldorfer Bars und Kneipen gegen illegales Glücksspiel vorgegangen. Auch bei dem Tötungsdelikt an der Herzogstraße wird ein Zusammenhang mit Glücksspiel vermutet.
Polizei, Ordnungsamt, Bezirksregierung und Steuerfahndung haben am Freitagabend bis Mitternacht sechs Gaststätten in Düsseldorf durchsucht. Das Ziel: illegales Glücksspiel aufzudecken und zu verhindern. „Wir führen immer wieder gesammelt solche Kontrollen durch“, sagt Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Auch das Tötungsdelikt an der Herzogstraße am vergangenen Wochenende gehört zum Hintergrund dieser Razzia. Denn ein Zusammenhang des Verbrechens mit illegalem Glücksspiel lasse sich nicht ausschließen. Auch in dem Lokal des getöteten Wirtes soll es Glücksspiel gegeben haben.
Bei solchen Razzien geht es in erster Linie um Würfel- und Kartenspiele sowie manipulierte Glücksspielautomaten, erläutert Miriam Brauns: „Dabei ist häufig eine sehr hohe Geldsumme im Umlauf.“ In vielen Fällen bestehe der Verdacht der Geldwäsche, gerade in Großstädten. Viel Geld gehe häufig auch mit Straftaten einher, von Raub über Erpressung bis hin zu Mord.
Die Schwierigkeit für die Polizei besteht dabei darin, aktives Glücksspiel zu entdecken. „Das Geld ist schnell vom Tisch und versteckt. In aller Regel so, dass es nicht mehr am Mann ist, damit wir mit dem Geld keine einzelnen Personen in Kontakt bringen können. Das erschwert die Ermittlungen“, erklärt Michael von Moltke, Leiter der Kriminalinspektion 2. „Illegales Glücksspiel ist sehr facettenreich und hat häufig Bezug ins Milieu“, sagt er weiter. In aller Regel werde darüber auch Geld gewaschen, das wenigste davon wurde legal erworben oder ordnungsgemäß versteuert. „Erst im März konnten wir in einem Lokal eine sechsstellige Summe bei einer ähnlichen Razzia sicherstellen“, erinnert sich von Moltke.
Bei solchen Aktionen müsse man möglichst rasch Treffer landen, denn die Szene sei gut miteinander vernetzt. Wenn die Uniformierten die Räume betreten, verbreite sich das häufig wie ein Lauffeuer in ähnlichen Bars.
Ein Objekt an der Moltkestraße wurde am Freitagabend durchsucht, ohne dass dabei etwas entdeckt wurde. Auffällig sei es dennoch gewesen: „Dort hingen enorm viele Kameras, innen wie außen. Niemand wird beim Essen oder Trinken derart überwacht“, erklärt Miriam Brauns. Dennoch: Solange kein begründeter Anfangsverdacht bestehe, sei es kaum möglich, an das Material der Kameras zu gelangen.
„Es gibt auf Bundesebene Bestrebungen, illegales Glücksspiel zur Ordnungswidrigkeit herabzustufen. Wir pochen sehr darauf, dass das nicht passiert und es weiterhin eine Straftat bleibt“, so die Polizeipräsidentin. Nur auf diese Weise könne man effektiv dagegen vorgehen. Aktuell sieht das Strafrecht vor, dass sowohl Anbieter als auch Teilnehmer an illegalem Glücksspiel belangt werden können – mit teils hohen Geld-, aber auch Haftstrafen.
#In einer zweiten Bar nahe des Worringer Platzes wurde immerhin ein Automat versiegelt. „Deshalb ist eine Kollegin der Bezirksregierung dabei, die sich damit auskennt“, erklärt Miriam Brauns. Es wurde festgestellt, dass der Glücksspiel-Automat legal nicht mehr betrieben werden darf und bald genauer untersucht werden soll. „Automaten sind eine sehr simple Möglichkeit, schnell viel Geld zu machen“, meint Michael von Moltke. Sie seien wartungsarm, man sitze einer – häufig manipulierten – Maschine gegenüber, die deutlich weniger unberechenbar ist im Vergleich zu Menschen.
Insgesamt wurden 60 Menschen in den sechs Betrieben überprüft. Es gab drei Strafanzeigen wegen Drogendelikten, in zwei Fällen bestand der Verdacht des illegalen Aufenthalts. „Dieser Freitag war eine eher dünne Ausbeute“, sagt von Moltke weiter. Insgesamt seien es nur kleine Nadelstiche, mal hier ein Automat, dort eine höhere Geldsumme, immer mal wieder Drogendelikte, die in dem Zuge entdeckt werden. „Wirklich interessant wird es bei den Hintermännern, aber an die muss man erst einmal rankommen.“ Oft sei es zu späterer Stunde erfolgreicher.
Miriam Brauns kündigte ähnliche Aktionen an und lobte die behördenübergreifende Zusammenarbeit: „In Düsseldorf werden keine illegalen ‚Zockerhöhlen‘ toleriert oder geduldet.“