Nachfolger deutet sich an Rheinbahn-Chef Klaus Klar verlässt das Unternehmen in Düsseldorf
Update | Düsseldorf · 47 Jahre lang war Klaus Klar bei der Rheinbahn. Annette Grabbe, kaufmännische Vorständin, soll das Unternehmen künftig führen.
Überraschender Abschied bei der Rheinbahn: Der Vorstandsvorsitzende Klaus Klar verlässt bereits am Montag das Unternehmen – nach 47 Jahren. Nach Angaben der Rheinbahn geschieht das auf eigenen Wunsch des 63-Jährigen. Am Freitag tagte der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung, wo die Unterzeichnung des Aufhebungsvertrags Thema war und es nach vorliegenden Informationen ein einstimmiges Votum gab. Eigentlich lief der Fünf-Jahres-Vertrag von Klar bis September 2025.
Klar war als 16-Jähriger zum Unternehmen gekommen, wozu ihn sein Vater als Rheinbahnfahrer überredet hatte. Klar begann eine Lehre zum Kraftfahrzeugschlosser, arbeitete sich Stück für Stück hoch und studierte nebenbei Wirtschaftswissenschaften. 2010 war er dann in den Vorstand des Verkehrsunternehmens gewählt worden und übernahm 2011 die Position des Arbeitsdirektors. Vorstandsvorsitzender ist er seit mehr als vier Jahren.
Die Rheinbahn teilt in einer knappen Pressemitteilung mit: „In den mehr als zwölf Jahren an der Spitze der Rheinbahn hat Klaus Klar den Verkehrsbetrieb zukunftsfähig aufgestellt und umsichtig durch die beispiellose Coronakrise gelenkt.“ Gerade letztgenannter Punkt wird auch von Insidern hervorgehoben. Auch Oberbürgermeister Stephan Keller sagte: „Für die sehr gute Zusammenarbeit, die zukunftsfähige Ausrichtung des Unternehmens, das umsichtige Management auch in Krisenzeiten danke ich Herrn Klar sehr herzlich.“ Ähnlich äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Hartnigk. Der Betriebsratsvorsitzende Michael Pink sprach von einem „Riesenverlust für die Rheinbahn, vor allem für die Belegschaft“. Für die habe sich Klar als Arbeitsdirektor besonders stark gemacht.
Klar selbst meldete sich am Freitag nicht auf Anfrage. Selbst für enge Vertraute des Rheinbahnchefs sei die Entscheidung sehr plötzlich und überraschend gekommen, heißt es in vertraulichen Gesprächen. Wie zu hören ist, gab es nur einen kleinen Kreis von Eingeweihten, in dem die Trennung vom Unternehmen besprochen wurde. Konditionen für einen vorzeitigen Ausstieg sollen bereits im Arbeitsvertrag von Klar festgestanden haben und jetzt greifen.
So sehr sich nach Bekanntgabe der Entscheidung Insider selbst in vertraulichen Gesprächen mit Kritik an Klar zurückhalten, so ist es letztlich kein Geheimnis, dass die Stadt als Gesellschafter einem frühzeitigen Abschied von Klar auch nicht im Wege stand. Im Gegenteil. Schon vor Monaten war in Rathauskreisen das Bestreben herauszuhören, sich vorzeitig von Klar zu trennen. Bei allen Verdiensten sah man bei ihm offenbar nicht den nötigen Veränderungswillen, den es angesichts der enormem Herausforderungen im Hinblick auf die Verkehrswende benötige. Und da Klar stark im Unternehmen vernetzt ist, wird offenbar auch eine Art Aufbruchssignal in die Belegschaft hinein als notwendig angesehen, das der Abschied sendet. In keiner Weise sei Klar allerdings das Vertrauen entzogen worden, ist zu hören. Auch die Verzögerungen bei der großen Reform des Liniennetzes und des Fahrplans (Rheintakt), die zudem eher in die Verantwortung des Technik-Vorstandes Michael Richarz fallen, sollen nichts mit dem Abschied von Klar zu tun haben.
Dem Vernehmen bahnt sich bereits eine Lösung für seine Nachfolge an: Annette Grabbe, seit zwei Monaten kaufmännische Vorständin, soll das Unternehmen künftig führen. Grabbe hat offenbar in kurzer Zeit Eindruck hinterlassen, vor allem mit ihrer Art, auf die Belegschaft zuzugehen. So hat sie etwa den Straßenbahnführerschein gemacht und will künftig Fahrdienste übernehmen. Grabbe soll auch schon mit der Perspektive geholt worden sein, nach Klar die Führung zu übernehmen.
Wie die Aufgaben zwischen Grabbe und Richarz aufgeteilt werden und wer Arbeitsdirektor wird, sollen die beiden entscheiden. Noch ist offen, ob wieder ein drittes Vorstandsmitglied hinzukommt. Der Vertrag von Richarz war jüngst verlängert worden, für drei Jahre ab April 2024.