Tier büchste in Düsseldorf aus Schildkröte nach 72 Jahren entwischt
Düsseldorf · Kassandra gehört seit 1954 zur Familie von Franz-Josef Walber. Durch ein Loch im Zaun war sie erstmals entwischt.
Kassandra ist – vermutlich – 72 Jahre alt und war noch nie weg von zu Hause. Warum auch, sie hat hinter einem Mietshaus an der Oberbilker Allee einen eigenen Garten, in dem die anderen Mitbewohner stets Rücksicht auf sie nehmen, sie mit Banane, einer bestimmten Sorte Löwenzahn oder gelegentlich mit einem Hackbällchen füttern und sie – wann immer sie will – mit einem kleinen Gummiball herumspielen kann. Doch in der vergangenen Woche kam dieser erste eine Tag, an dem Kassandra nach 72 Jahren auf große Reise ging. Die Griechische Landschildkröte fand in dem neuen provisorischen Zaun des Gartens ein Loch und machte sich über das Nachbargrundstück auf Entdeckungstour, was beinahe schiefgegangen wäre. Erst auf dem Parkstreifen der Straße wurde das Tier gefunden und vor Schlimmerem bewahrt.
Besitzer von Kassandra ist Franz-Josef Walber und der machte sich zusammen mit seiner Frau große Sorgen, als die Schildkröte ausgebüchst war. „Sie soll vier Jahre alt gewesen sein, als sie 1954 zu uns in die Familie kam. Wir hängen nach 68 Jahren sehr an ihr und waren traurig, als Kassandra nicht zu finden war“, sagt der 79-Jährige. Als er bemerkte, dass Kassandra aus dem Garten verschwunden war, begann sofort eine große Suchaktion. Was alle da noch nicht wussten: Eine junge Frau hatte Kassandra bereits auf dem Parkstreifen vor dem Haus gefunden und ins Tierheim gebracht. Die Schildkröte konnte vorher so weit entkommen, weil das Nachbarhaus zuletzt abgerissen worden war und sie keine großen Hindernisse zu bewältigen hatte. „Unsere Enkelin Julia, die in Paris lebt und auch schon von Kassandra gehört hatte und besorgt war, hat einen Tag nach dem Verschwinden bei Facebook von einer gefundenen Schildkröte im Tierheim gelesen und uns dann sofort angerufen“, erzählt Walber, wie Kassandras Tour ein glückliches Ende zurück zur Oberbilker Allee fand: „Sie hatte im Tierheim ein schönes Gehege und alle waren sehr nett zu uns. Wir mussten aber erst einmal mit Fotos beweisen, dass Kassandra auch uns gehört. So war sie insgesamt zwei Nächte nicht zu Hause.“
Inzwischen ist Kassandra, die eigentlich ein Männchen ist, neugierig wie immer in ihrem Garten unterwegs. „Der ist ihr Revier. Im Garten hat sie ihren Lieblingsbusch und geht dort auch von Oktober bis März in Winterstarre. Die Nachbarn wissen, dass sie frei im Garten herumläuft und passen immer auf sie auf, wenn wir einmal nicht da sind. Kassandra gehört einfach zum Haus“, sagt Walber.