NRW Stadtsparkasse sperrt Flutopfern die EC-Karte

Düsseldorf · Eine aus Düsseldorf ins Ahrtal gezogene Familie verlor ihr Hab und Gut und konnte nach Spendeneingängen plötzlich nicht mehr auf ihr Konto zugreifen.

Dinka Mihic und Thommy Schott kamen mit Kindern (v.l.) Lejla, Lulu, Julia und Bianca im Kloster in Köln bei Schwester Ancilla unter.

Foto: Stephen Petrat

Die Stadtsparkasse hat den Zorn einer von der Flut massiv geschädigten Familie auf sich gezogen. Die ehemaligen Düsseldorfer und langjährigen Kunden waren ins Ahrtal gezogen, jetzt ist ihr Haus unbewohnbar. Als mehr und mehr Spenden auf dem Konto der Familie eingingen, sperrte die Stadtsparkasse die EC-Karte.

„Wir standen gerade am Band in einem Drogeriemarkt, weil wir Sachen für unser Baby einkaufen mussten. Dann konnten wir plötzlich nicht bezahlen“, sagt Vater Thommy Schott, der einen entsprechenden Bericht der Bildzeitung bestätigt. Einen Tag später, am Freitag vergangener Woche, habe ihm eine Mitarbeiterin der Stadtsparkasse von oben herab erklärt, dass man bis Mittwoch eine Liste mit Nachweisen über die Spender erwarte. Auch die Notlage der Familie müsse belegt werden. Andernfalls drohe die erneute Sperrung des Kontos. Vorläufig werde das Konto wieder freigeschaltet.

Anwalt sieht
keine Rechtsgrundlage

„Das ist eine Unverschämtheit. Es gab keinen Grund, uns auch noch unangekündigt den Zugang zu unserem Geld zu verwehren und diese Nachweise zu verlangen“, sagt Schott. Die Geldgeber seien zudem viel besser von der Bank als vom Kontoinhaber zu identifizieren. Es sei offensichtlich, dass es sich bei den kleinen Beträgen von unterschiedlichen Menschen um eine Spendenaktion handele.

Auch der von der Familie eingeschaltete Düsseldorfer Anwalt Wolfgang Köhler sagt: „Ich sehe keine Rechtsgrundlage für dieses Vorgehen.“ Er habe der Familie geraten, der Aufforderung nicht nachzukommen, da auch nichts Schriftliches von der Stadtsparkasse vorliege. Er wolle vorerst keine rechtlichen Schritte einleiten, es sei denn, der Zugang zum Geld der Familie werde erneut nicht ermöglicht, was schlichtweg eine Verletzung des Bankvertrages darstellen würde. Schott sagt, dass er allerdings zumindest eine Entschuldigung der Stadtsparkasse erwarte.

Die Familie mit vier Kindern hat es schlimm erwischt. Sie verlor ihr gesamtes Hab und Gut, als ihr Fachwerkhaus sieben Meter hoch geflutet wurde. Schott kam mit seiner Frau Dinka Mihic und den Kindern in einem Kloster in Köln unter. Von dort sei auch die Initiative für das Spendenkonto gekommen.

Dass ungewöhnliche Eingänge auf Konten die Aufmerksamkeit einer Bank erregen, könne Schott nachvollziehen. Kein Verständnis habe er aber für das nicht angekündigte Sperren der Karte, das Auftreten der Sparkassen-Mitarbeiterin und die gemachten Auflagen. Stadtsparkassen-Sprecher Volker Schleede sagt, dass er sich aufgrund des Bankgeheimnisses nicht zum Einzelfall äußern dürfe. Generell gelte aber, dass vor der Sperrung eines Kontos der Versuch unternommen werde, Kontakt zum Kunden aufzunehmen. Erneut gesperrt wurde das Konto bislang nicht.