Abwasserprobleme in Düsseldorf Zu viel Müll landet in der Toilette – und macht Probleme
Düsseldorf · Ins Abwasser gelangt immer öfter, was da eigentlich nicht hingehört. Ein Bündnis klärt auf, was die häufigsten Fehler sind und welche Folgen sie haben – zum Beispiel lockt Müll im Abwasser Ratten an.
Die Milch ist schlecht, also schnell weg damit in die Toilette. Darin lässt sich ja auch leicht das Bratfett aus der Pfanne entsorgen oder die Haare aus der Bürste. Für viele Düsseldorfer ist das wohl ganz normal – sonst wäre die folgende Zahl kaum zu erklären. „14 Prozent des Mülls werden immer noch fälschlicherweise über Toilette und Spüle entsorgt“, sagt Sebastian Dreyer, Leiter der Beratungsstelle Düsseldorf der Verbraucherzentrale NRW.
Die Liste der Abfälle, die nicht ins Abwasser gehören, dort aber regelmäßig gefunden werden, ist lang. Sie reicht von Feuchtigkeitstüchern über Medikamente bis hin zu Speiseresten aller Art. Da das enorme Probleme mit sich bringt, hat sich zum Welttoilettentag am Freitag ein Bündnis für nachhaltigeres Abwasser gebildet. Verbraucherzentrale, Awista, Stadtentwässerungsbetrieb sowie Haus und Grund informieren mit einer Reihe von Aktionen in der Stadt.
Auf Gullydeckeln an Luegallee, Rethelstraße und Benderstraße finden sich etwa Buchstaben, die zu einem Lösungswort zusammengesetzt werden können; zu gewinnen gibt es Flutwein. Am Konrad-Adenauer-Platz ist mit Sprühkreide der Spruch „Ich sehe was, was du nicht siehst“ über den Zugängen zur Kanalisation aufgetragen worden. Was damit genau gemeint ist, wird auf der Internetseite www.kmia.de erklärt. Zudem informierten die Bündnispartner am Freitag in den Bilker Arkaden an einem Infostand. Projektleiterin Fatma Özkan von der Verbraucherzentrale sagt: „Wir wollen das Bewusstsein schärfen. So ändert sich hoffentlich das Verhalten.“ Das würde konkret bedeuten: Speisereste oder auch Getränke gehören grundsätzlich nicht in die Kanalisation, sondern in den Hausmüll oder auf den Kompost. Auch Medikamente sollen in den Restmüll sowie Küchentücher, die sich nicht im Wasser auflösen. Teil der Kampagne sind zwei Videos mit dem Kabarettisten Manes Meckenstock. Er fasst die Handlungsanweisungen prägnant zusammen: So gehörten eben nur drei Dinge in die Toilette: große Geschäfte, kleine Geschäfte und Klopapier. „Keine Raketenwissenschaft, eigentlich ganz einfach.“
Verklebungen in Kanälen müssen aufwendig entfernt werden
Doch viele Düsseldorfer halten sich nicht an diese Formel, was Folgen hat. Johann Werner Fliescher, Vorstand von Haus und Grund in Düsseldorf, sagt, dass die Gebühren für die Stadtentwässerung steigen, da mehr und mehr Verklumpungen und Verklebungen in den Kanälen auftreten und aufwendig entfernt werden müssen. Zudem steige dadurch die Gefahr für Überschwemmungen. Fettsäuren würden zudem den Beton der Kanäle angreifen, wodurch dieser porös werden könne. Auch Verstopfungen in Häusern seien Folge des Missbrauchs von Toiletten als Mülleimer.
Speisereste in der Kanalisation haben aber noch einen weiteren unangenehmen Effekt. Fliescher berichtet, dass sich immer wieder Hauseigentümer an ihn wenden, weil es Probleme mit Ratten gibt. „Durch Speisereste im Abwasser wächst die Rattenpopulation.“ Die Tiere würden zwar selten den Weg in die Toilette finden, sich aber oft durch Rohre im Haus beißen und so in die Wohnung gelangen. Sie folgen schlicht der Nahrungsquelle.
Fliescher und Projektleiterin Özkan sensibilisieren zudem dafür, dass aus dem Abwasser über Kläranlage und Rheinfiltrat letztlich wieder Trinkwasser für den heimischen Hahn wird. „Es ist ein Kreislauf“, sagt Fliescher. Berechnungen zeigten, dass das Wasser im Rhein insgesamt zwölf Mal getrunken werde. Özkan sagt allerdings, dass sich die Konzentration mancher Schadstoffe erhöhe. So finde sich mehr Mikroplastik, auch aufgrund der Verwendung mancher Duschgele. Medikamente wie das Schmerzmittel Diclofenac belasteten die Natur stärker. Die Konzentration sei allerdings noch weit davon entfernt, Menschen schaden zu können.