Ausstellungen in Düsseldorf Zweitzeugen gegen das Vergessen

Düsseldorf · Im Kulturhafen Heerdt skizziert der Verein „Zweitzeugen“ den Lebensweg von Eva Weyl und Henny Brenner. 

Ruth-Anne Damm ist Mitbegründerin des Vereins „Zweitzeugen“ und konzipierte die Schaufenster-Ausstellung im Kulturhafen Heerdt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Zeitzeuge Elie Wiesel sagte einst: „Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.“ Diese „Zweitzeugen“ werden heutzutage immer wichtiger, denn nur wenige, die den Holocaust überlebt haben, können noch darüber berichten. Der Verein „Zweitzeugen“ setzt sich dafür ein, dass (Über)Lebensgeschichten nicht vergessen und weitergetragen werden. Er organisiert Workshops, Podcasts, Veranstaltungen und Ausstellungen zu dem Thema Holocaust.

Die Ausstellungen finden meist in großen Räumlichkeiten statt – jetzt aber auch auf kleinstem Raum: in einer Schaufenster-Ausstellung im Kulturhafen Heerdt an der Werftstraße 1. „Frau Bahners, die Gründerin des Kulturhafens, hat uns hier auf eine richtig gute Idee gebracht. Vielleicht bestücken wir jetzt mehr Schaufenster. Warum nicht mal in einem leerstehenden Ladenlokal auf der Kö?“, sagt die Mitgründerin der Zweitzeugen, Ruth-Anne Damm. Eine Schaufenster-Ausstellung sei ein spannendes Format, da es sehr niedrigschwellig sei. „In einer Zeit, wo alles schnell gehen muss, ist es immer noch besser, wenn man sich zwanzig Sekunden mit dem Inhalt eines solchen Schaufensters beschäftigt, als gar nicht. Und vielleicht führt das bei einigen dazu, sich mehr auf das Thema einzulassen“, hofft Damm. Und wer das möchte, kann sich per QR-Code gleich weitere Informationen holen.

Zwei Lebensgeschichten
im Kulturhafen Heerdt

Zwei der von den „Zweitzeugen“ gesammelten Lebensgeschichten zeigt der Kulturhafen Heerdt nun. „Ich finde, dass Eva Weyl und Henny Brenner zwei besonders starke Frauen waren, die eine verständliche Botschaft haben“, sagt Bahners. Mit ihren 87 Jahren ist Weyl immer noch sehr aktiv und trägt in Schulen ihre Geschichte weiter. Am 23. September kann man sie online bei einem „Zweitzeugen“-Gespräch erleben.

Biografien machen die Unbegreiflichkeit greifbarer

Brenner ist schon verstorben. Ihren Sohn erreichen aber immer noch viele Briefe von Kindern und Jugendlichen, die für sie bestimmt sind. „Das bedeutet ihm sehr viel“, erzählt Damm. Beispiele für Briefe an Überlebende finden sich in der Ausstellung ebenso wie Zitate aus Überlebensgeschichten.

„Sich dem Thema der Schoah über Biografien zu nähern, macht es für viele nicht begreifbarer, aber greifbarer“, so Damm. Außerdem werden weitere Projekte vorgestellt, die sich mit dem Thema Holocaust beschäftigen. „Das sind tolle Projekte, von denen viele schon mal gehört haben, aber keiner weiß genau, was sie machen. Daher möchte ich sie vorstellen“, sagt Bahners. Komplettiert wird die Ausstellung durch Buchempfehlungen für Jugendliche und Erwachsene.

„Es gibt viele Menschen, die Fluchterfahrungen haben und immer noch machen müssen. Antisemitismus ist auch heute in unserer Gesellschaft gegenwärtig“, sagt Damm. Daher sei es für die „Zweitzeugen“ wichtig, jetzt aufzustehen, einen Gegenpol zum Rechtspopulismus und zur wachsenden Gewalt zu bilden und zu erinnern. „Wir sollten uns nicht in einer nicht existierenden Sicherheit wägen. So etwas kann immer wieder passieren.“ Bis zum 14. Oktober 2022 öffnet der Kulturhafen seine Vorhänge für die Schaufenster-Ausstellung.