Operationen verschoben Warnstreik trifft Uniklinik hart
Düsseldorf · Fast 300 Mitarbeitende beteiligten sich, die Uniklinik bezeichnete die Situation auf den Stationen als „sehr angespannt.“
Die Unzufriedenheit über die Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst ist groß: Am Mittwoch folgten erneut fast 300 Mitarbeitende der Uniklinik dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zu Warnstreiks, darunter Pflegende, aber auch Beschäftigte aus anderen Bereichen. Zu der Protestkundgebung am Johannes-Rau-Platz ab Mittag kamen mehr als 500 Beschäftigte, aufgerufen waren dazu auch Mitarbeitende der Bezirksregierung Düsseldorf, der Heinrich-Heine-Universität (HHU) und von IT.NRW. Die Gewerkschaft hatte mehr Beteiligung erwartet, doch eine Stellwerkstörung in Duisburg erschwerte vielen Streikwilligen die Anfahrt.
„Die Arbeitsbelastung ist für die Kolleginnen und Kollegen seit 20 Monaten Pandemie immens”, sagte Ina Oberländer, Verdi-Gewerkschaftssekretärin unter anderem für den Fachbereich Gesundheit. Viele Beschäftigte seien unzufrieden, dass noch immer kein Angebot von den Arbeitgebern vorliege. Die Gewerkschaft fordert eine Einkommenserhöhung um 5 Prozent, mindestens aber 150 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Beschäftigte des Gesundheitswesens sollen tabellenwirksam monatlich 300 Euro mehr erhalten. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 100 Euro angehoben werden.
Wie schwierig die Situation gerade in den Kliniken ist, zeigte Clemens Huisken auf. Der 61-Jährige arbeitet seit gut 40 Jahren in der Pflege, zurzeit leitet er die Station Neurologie an der Uniklinik: „Die Lage ist sehr angespannt, jeden Tag müssen wir Mitarbeiter an andere Stationen abgeben.“ Die Klinik versuche auf unterschiedlichen Wegen, neue Mitarbeitende zu gewinnen, doch: „Zum letzten Teamdating kamen nur zwei Bewerber.“ Und: Viele Auszubildende wollten oft nicht weitermachen, „zu hoch ist die Schlagzahl an Patienten“. Eine seiner Mitarbeiterinnen habe wegen der andauernden Belastung den Pflege-Beruf sogar aufgegeben. Das habe enorme Folgen auch für die Patienten: „Sie können nicht mehr gut versorgt werden“, sagte eine Krankenpflegerin der Uniklinik.
Der erneute Warnstreik binnen weniger Wochen hat vor allem die Uniklinik schwer getroffen. „In verschiedenen Stationen, sowohl im chirurgischen Bereich als auch in der konservativen Medizin, streiken Beschäftigte. Auch in den OP-Sälen fehlt streikbedingt Personal“, sagte ein Klinik-Sprecher. Nur die Hälfte der OP-Säle habe man betreiben können, viele OPs und Behandlungen habe man absagen müssen. In den Ambulanzen oder in der Zentralen Notaufnahme kam es am Mittwoch zu längeren Wartezeiten. Die Basis-Notfallversorgung sei über eine Vereinbarung mit Verdi aber gewährleistet gewesen. Die Lage sei „sehr angespannt“, auch weil viele Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden müssten.
Bei der Kundgebung am Johannes-Rau-Platz machte Klaus Rittinger von IT.NRW, dem IT-Dienstleister für das Land und Statistisches Landesamt, auch auf die wichtige Aufgabe dieser Beschäftigten aufmerksam: „Ohne uns wäre kein Cent Hochwasserhilfe ausgezahlt worden, jeden Tag sorgen wir für die Zahlen, die notwendig sind.“
An der Heine-Uni schloss man wiederum eine Beteiligung an den Warnstreiks aus: „Das wäre ein Novum“, sagte ein Sprecher. Er wies darauf hin, dass nicht verbeamtete Beschäftigte angehalten sind, vor Streikantritt der Personalabteilung dies anzukündigen: „Eine solche Mitteilung ist in den vergangenen Jahren an der HHU nicht erfolgt.“
Für Donnerstag ruft Verdi erneut zu Warnstreiks auf, muss wieder mit Beeinträchtigungen in den Landesbetrieben gerechnet werden.