So will die Düsseldorfer Klinik „grüner“ werden So will die Uniklinik das Klima schützen
Düsseldorf · Mit einer Vielzahl an Projekten will das größte Krankenhaus der Stadt mehr für Umwelt und Klima tun und Energiekosten senken. Dabei geht man neue Wege – bei den Fahrzeugen, auf den Dächern, in der Wäscherei und auch im OP-Saal.
Das Düsseldorfer Uniklinikum (UKD) will seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern und in Zeiten der Energiekrise damit auch Kosten einsparen. Das Ziel, bewusster und sparsamer mit Ressourcen umzugehen, ist allerdings kein leichtes. Der Bilker Campus mit 40 Hektar Fläche ist besonders weitläufig und mit rund 100 Gebäuden, die teilweise weit über 100 Jahre alt sind, in Sachen Energieeffizienz eine besondere Herausforderung.
Jeden Monat müssen zudem zehntausende Patienten ambulant und stationär versorgt werden – mit allem, was dazu gehört. Experten sagen, dass ein Krankenhaus für seinen 24-Stunden-Betrieb durchschnittlich so viel Energie wie eine Kleinstadt verbraucht. Mit täglich bis zu acht Tonnen Abfall gehören Kliniken auch zu den großen Müllproduzenten. Hier setzt das UKD an:
Elektromobilität fördern
Das große E bei Fortbewegungsmitteln ist auch am UKD ein großes Thema: Fast die Hälfte des Fuhrparks der Logistik, zu der zum Beispiel Patienten- und Wäschetransport, Warentransport und Poststelle gehören, fährt bereits rein elektrisch oder hybrid: „Sukzessive soll hier weiter umgestellt werden“, sagt eine Sprecherin des UKD auf Anfrage. Es gebe aber immer wieder Lieferschwierigkeiten. Auch außerhalb des Campus kommt immer mehr Elektromobilität zum Einsatz – wenn Mitarbeiter etwa des Kinderpalliativ- oder des Ambulanten Palliativ-Teams (SAPV) Patienten aufsuchen. „Auch hier ist bereits jetzt ein großer Teil des Fuhrparks auf E-Autos umgestellt und die Elektromobilität wird weiter ausgebaut.“ Das SAPV nutzt innerhalb des Stadtgebietes von Düsseldorf auch E-Lastenfahrräder“. Für die Zukunft sind mehr öffentliche Ladestationen vor Ort geplant
Fahrradfreundlicher werden
Auf dem Bilker Areal, aber auch auf den Wegen von und zur Arbeit, will das UKD fahrradfreundlicher werden. So arbeitet das UKD an der Zertifizierung als „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“, einer Initiative der EU und des ADFC. Die Bedingungen für die Nutzung von Fahrrädern durch Mitarbeiter soll dafür deutlich verbessert werden. Die Zertifizierung soll zum Jahresende abgeschlossen sein. Auf dem Campus wurden zudem in den vergangenen Jahren viele neue Fahrradständer eingerichtet und der Haupt-Fußgängereingang zur Moorenstraße fahrrad- und fußgängerfreundlich „optimiert“, wie die Sprecherin sagt.
Nachhaltiger waschen
Berge an Wäsche werden jeden Tag vor Ort gereinigt. Doch das geht nachhaltiger: Durch den Einbau einer elektronischen Dosiermittelanlage für Waschmittel verbraucht man am UKD nun pro Kilogramm Schmutzwäsche sogar weniger Waschmittel als der durchschnittliche Privathaushalt.
Abfälle recyceln
In Bilk fallen jeden Tag enorme Mengen an Abfällen an. Nicht alle Verpackungen und Wegwerfgegenstände sind vermeidbar, schließlich gelten für Krankenhäuser sehr hohe Auflagen an Hygiene, Sterilität und Patientensicherheit. Die Bandbreite ist enorm und reicht von Servietten, über Einmalinstrumente, Desinfektionsmittelbehälter, Kanülen, Medikamentenreste bis hin zu Organen. Doch das UKD setzt sich damit auseinander und hat Wege gefunden, seine Abfallwirtschaft zu verbessern.
Durch externe Anbieter werden unter anderem Baumischabfälle zur Weiterverwertung im Bausektor aufgearbeitet, die Abfälle der Küche gehen zur Verwendung in eine Biogasanlage: „Insgesamt gehen bei uns etwa 780 Tonnen Abfälle aller Art jedes Jahr in eine Wiederverwertung statt in die Entsorgung.“ Altpapier/Pappe/Kartonagen werden in großen Mengen – circa 180 Tonnen im Jahr – gesammelt, damit sie vollständig recycelt werden können. Das soll weiter vorangetrieben werden, die Trennung vor allem in den Bereichen Kartonagen und Kunststoffe forciert werden.
Mehr Grün und Photovoltaik
auf Dächern
Das UKD setzt neben Photovoltaik (PV)-Anlagen auf allen Neubauten zunehmend auf eine Kombination aus Gründach und PV. Das sei energetisch „die optimale Lösung“. Auch Bestandsgebäude seien bereits erfasst und die Möglichkeiten einer nachträglichen Installation von PV-Anlagen geprüft worden. Wo möglich, werde diese Nachrüstung vorangetrieben – aktuell zum Beispiel auf dem Versorgungszentrum, wo sich Bereiche wie Küche, Kantine und Zentrallager befinden.
Narkosegase auffangen
Auch im klinischen Alltag fördert man Nachhaltigkeit. Als eine der ersten Unikliniken in Europa ist es der Düsseldorfer gelungen, treibhausrelevante Narkosegase während der Operation aufzufangen und der Aufbereitung zuzuführen – statt sie direkt an die Außenluft abzugeben. Letzteres fördert den Treibhauseffekt. Mit seinem Team erprobt Professor Peter Kienbaum, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie, ein neues Verfahren im Zuge eines Pilotprojektes: Durch ein Kreislaufsystem wird verhindert, dass die klimaschädlichen Anästhetika in die Außenluft gelangen. Stattdessen können sie sogar recycelt werden.
Mehr natürliche Nachtabkühlung
Die mechanische Be-und Entlüftung wird reduziert, die natürliche Belüftung kommt immer mehr zum Einsatz. Beispiel: In dem Neubau der Haut- und Augenklinik sowie im sogenannten CARDDIAB (ein gemeinsames Forschungszentrum der Herz-Kreislaufmedizin und der Diabetologie, das zurzeit in Bau ist) sind die Fassaden so gestaltet, dass man nachts die Fenster öffnen kann. Außerhalb der klinischen Bereiche (etwa OP-Säle oder Intensivstationen) wird damit keine mechanische Be-und Entlüftung benötigt.