Tiere in Düsseldorf Notpfote hilft in Krisengebieten
Düsseldorf · Der Verein Notpfote/Animal Rescue unterstützt Tierschützer in der Ukraine. Auch im Erdbebengebiet der Türkei ist die Not groß.
24. Februar 2022: In den frühen Morgenstunden fallen Bomben auf Kiew. Nun ist Krieg in Europa. Im fernen Düsseldorf verfolgen Babette Terveer und ihr Mann vom Verein Notpfote/Animal Rescue die Berichterstattung im Fernsehen. Den Tierschützern ist klar, dass sie helfen wollen. Deshalb entscheiden Babette und das Notpfote-Team, Stefan Bröckling vom Tiernotruf Düsseldorf mit ins Boot zu holen, denn sie rechnen mit Hunden und Katzen, die traumatisiert sind und eingefangen werden müssen.
Am 10. März 2022 brechen sie gemeinsam auf, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was sie wirklich erwartet. Niemand hätte damals gedacht, dass der Kriegszustand bis heute anhalten würde. Die letzten zweieinhalb Jahre hat das Notpfote-Team nicht nachgelassen, ist immer wieder in die Ukraine gefahren, um Tierschützer vor Ort zu unterstützen und konnte auf diese Weise allein mehr als 700 Hunde retten.
Wenn Babette Terveer über ihre Reisen in Krisengebiete berichtet, ist sie gefasst, und doch merkt man ihr an, wie nahe ihr das geht, was sie dort erlebt. „Der erste Einsatz, war sehr beängstigend, weil wir keine Ahnung hatten, was uns erwartet, wenn wir über die Grenze fahren“, erinnert sich die Düsseldorferin. „Es war das totale Chaos. Alle wollten nur noch weg. Deshalb haben wir auch Flüchtende mit ihren Haustieren mitgenommen.“
Besonders nah ging ihr eine alte Frau aus Charkiw, die ohne ihren ebenfalls sehr betagten Schäferhund nicht flüchten wollte. „Das hat mir bewusst gemacht, wie gut es uns hier geht“, sagt Terveer und zeigt auf ihr Telefon: „Wir sind gerade angefordert worden, weil die Russen in Charkiw einmarschieren und dort eine Frau mit ihren zehn Katzen Hilfe braucht. Sie hat uns während eines Angriffs angerufen und wollte ihre Tiere dort nicht zurücklassen. Das ist leider der Alltag in der Ukraine“.
6. Februar 2023: Ein schweres Erdbeben erschüttert das Grenzgebiet der Türkei und Syriens. Es fordert mehr als 50.000 Todesopfer. Hundertausende verlieren ihr Zuhause. Wieder sehen die Tierschützer die Bilder im Fernsehen und beschließen, sie werden vor Ort helfen. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht geweint habe, als ich das erste Mal in der Ukraine war. Aber bei unserer Ankunft in der Türkei war das anders. Ich habe dagestanden und konnte nicht fassen, was wir da sahen. Noch nie habe ich eine so große Zerstörung, so viele Tote gesehen und so große Verzweiflung erlebt wie in Hatay“, sagt die Notpfote-Gründerin. Viele Haustiere waren noch in Wohnungen eingesperrt, weil die Besitzer dachten, es sei wie immer und das Beben würde schnell vorbei sein. „Wir sind in den ersten sechs Wochen in einsturzgefährdete Häuserruinen gegangen, um Tiere zu retten. Noch ein Jahr später haben wir Haustiere sicherstellen können, deren Halter verstorben waren“, erzählt die engagierte Düsseldorferin. Inzwischen fährt sie jede Woche im Wechsel mit ihrem Team in die Ukraine und in die Türkei.
Ein Thema, das Babette Terveer wirklich sauer macht, sind junge Menschen, die anfragen, ob sie Notpfote in die Krisengebiete begleiten dürfen und sich darunter eine Art Abenteuerurlaub vorstellen. „Ich finde es schön, dass sie sich engagieren wollen“, stellt Terveer klar. „Doch uns bei diesen Einsätzen zu begleiten, ist nicht so einfach möglich. Man muss in diese Aufgaben hineinwachsen und sich klar darüber sein, dass man sehr viel Leid erlebt.“ Das Team hat ein spezielles Training bei einem Notarzt der Bundeswehr absolviert. „Er hat uns auf viele Situationen vorbereitet. Man darf solche Einsätze nicht unterschätzen“, warnt Babette Terveer und ergänzt: „Wenn wir dort sind, hören wir ständig den Alarm für Luftangriffe und die Einschläge von Raketen. Gibt es eine Angriffswelle im Ort, müssen wir unbedingt Ruhe bewahren und wissen, was zu tun ist.“ Dafür müsse man psychisch schon sehr stabil sein. Die Einstellung derjenigen, die Tierschutzarbeit in solchen Extremsituationen als Abenteuer ansehen, erschüttere sie zutiefst, gibt Babette Terveer zu.
Der Verein Notpfote/Animal Rescue (Vereinssitz ist in Gerresheim) arbeitet bei der Vermittlung von Tieren ausschließlich mit Pflegestellen. Unterstützung in diesem Bereich wird dringend gebraucht. Kontakt: www.notpfote.de.