Zulassungspanne an Universitäten Heine-Uni stellt rund eine Million für zusätzliche Studierende zur Verfügung
Düsseldorf · Hunderte Studierende mehr als geplant haben durch eine Panne beim Zulassungsverfahren ein Studium an der Heine-Uni begonnen. Wie die Universität damit umgeht und was das für die Situation in den Hörsälen bedeutet.
Im Sommer 2023 machte sich zumindest kurzzeitig ein wenig Panik unter den Mitarbeitenden und Lehrenden der Heinrich-Heine-Universität (HHU) breit. Der Grund: Es waren Hunderte Studierende mehr zum Hochschulstudium zugelassen worden, als eigentlich Studienplätze vorhanden waren. Volle Seminarräume und Dutzende abzunehmende Prüfungen mehr für die Wissenschaftler waren zwei der drängendsten Sorgen.
Zwei Semester später sind tatsächlich viele der zugelassenen Schüler zu Studierenden der HHU geworden. Die Universität und ihre einzelnen Fakultäten haben darauf reagiert. Um den zusätzlichen Betreuungsaufwand zu bewerkstelligen, hat die Universität rund eine Million Euro bis 2027 – also für die durchschnittliche Studiendauer – zur Verfügung gestellt, die in den betroffenen Studiengängen dafür genutzt werden können, dem Mehr an Studierenden gerecht zu werden.
Laut einem Sprecher können die Mittel frei für die Entlastung in der Lehre eingesetzt werden, zum Beispiel für die Beschäftigung zusätzlicher Lehr- oder Hilfskräfte. Die Fakultäten und Fächer hätten diese Mittel um eigene ergänzt. Die Studiensituation sei dadurch – auch für die größere Anzahl an Studierenden – „deutlich verbessert worden“. Die Lage in den überbuchten Studiengängen werde außerdem weiterhin verfolgt und bei Bedarf über die Bereitstellung weiterer Mittel entschieden.
Grund für die Überbuchung war eine technische Umstellung bei der Stiftung für Hochschulzulassung, die einige Hochschulen beim Zulassungsverfahren unterstützt. Diese Umstellung ist der HHU zufolge „ungenügend“ kommuniziert worden. Betroffen waren insgesamt sieben Hochschulen, besonders stark die Universität in Münster.
An der HHU waren zum Wintersemester 2023/24 acht Bachelor-Studiengänge von der Überbuchung betroffen, darunter die in Sozialwissenschaften, Psychologie und Biochemie. Ob die Zugelassenen auch tatsächlich ein Studium begonnen haben, sei nur indirekt nachvollziehbar, so ein Uni-Sprecher. „Ein guter Hinweis dafür ist aber, ob sie Prüfungsleistungen erbracht haben.“ Demnach haben tatsächlich fast 90 Prozent mindestens eine Prüfung absolviert, außerdem hätten sich die meisten der Studierenden auch für das zweite Fachsemester – das jetzt laufende Sommersemester – eingeschrieben. Insgesamt wurden für 869 geplante Studienplätze 1511 Personen zugelassen.
In den Sozialwissenschaften waren es 317 für 180 eigentlich verfügbare Plätze. Einer, der von den Auswirkungen berichten kann, ist Dominik Budych. Er war Mitglied der SoWi-Fachschaft, ist stellvertretender AStA-Vorsitzender und spricht für die Juso-Hochschulgruppe. „Es ist jetzt einfach voller“, sagt Budych. „Wo man früher mit 20 Studierenden gearbeitet hat, sitzen jetzt auf einmal 30 bis 40.“
Den Fakultäten – und auch der Uni-Leitung – könne dabei kein Vorwurf gemacht werden. „Die Institute leisten, was sie können“, so der Jungsozialist. Für die Lehrenden sei die Situation ebenso schwierig, wie für die Studierenden: „Die Kollegen müssen sich um mehr Personen kümmern, mehr Prüfungen abnehmen.“
Das bedeute einen deutlich größeren zeitlichen Aufwand, der die Einzelbetreuung der Seminarteilnehmenden erschwere. „Nicht verhandelbar“ sei das Erhalten der Lehrqualität, so Budych. Deshalb müsse die Uni alles tun – auch wenn schon viel getan werde – um mehr weitere Geldquellen aufzutun. Elementar sei mit Blick in die Zukunft außerdem, dass ein Abschluss in der Regelstudienzeit möglich sei.
Denn wie problematisch die Überbuchung tatsächlich sei, werde sich erst ab dem nächsten Semester zeigen. Dann sind die Einführungsveranstaltungen, die nur Studienanfänger besuchen, geschafft. Die weiterführenden Seminare können dann sämtliche Fachstudierende belegen, was zu Platzschwierigkeiten führen dürfte. Entsprechend werden einige Studierende nicht ausreichend Seminare belegen können, um ihren Abschluss in der Regelstudienzeit zu schaffen. An dieser hängt allerdings auch die Auszahlung für Bafög-Gelder an die Studierenden.
Die Uni erwartet ab dem nächsten Semester eine Verbesserun der Situationg. Die Studierenden würden sich in höheren Fachsemestern breiter auf einzelne Themenfelder verteilen.