Debatte in der Einkaufsstadt Verkaufssonntage auf dem Prüfstand
Düsseldorf · Für viele Geschäfte lohnt es sich nicht mehr und Personal ist schwer zu finden.
Wie wichtig sind verkaufsoffene Sonntage noch, wenn nicht alle Händler mitziehen? Diese Frage drängt sich nach dem Termin Anfang Juni auf, wo erneut vor allem auf der Königsallee und in der Altstadt nicht wenige Geschäfte geschlossen hatten. Eine eindeutige Antwort gibt es nach Anfragen bei Händlern, Interessenvertretern und Stadt nicht. Aber Vorschläge: zum Beispiel zu längeren Öffnungszeiten als Alternative.
Rund 30 Geschäfte allein an der Königsallee waren am 2. Juni geschlossen, vor allem im Luxussegment. In der Altstadt waren an Mittelstraße und Grabenstraße Öffnungen gar die Ausnahme. Manche Kunden zeigten sich enttäuscht. Zu den Gründen treffen manche Händler klare Aussagen, auch wenn viele nicht auf Anfrage der Redaktion antworteten, wie etwa Globetrotter, Footlocker, Armani, Burberry und Cartier. Zurückgemeldet hat sich Ludwig Reiter (Ecke Mittelstraße, Grabenstraße in der Altstadt), Filialleiter Stefan Bonasegla sagt: „Generell sollte es sich für uns lohnen, am Sonntag zu öffnen. Aus der Erfahrung lohnt es sich für uns aber nicht.“ Für das hochwertige Sortiment interessiere sich Stamm- und eher keine Laufkundschaft. „Bei uns können die Kunden 53 Stunden die Woche einkaufen und bisher hat noch kein Kunde zu erkennen gegeben, dass ihm dies nicht ausreicht und er gerne am Sonntag bei uns shoppen möchte.“
Deutliche Worte kommen auch von Peter Franzen, von Franzen an der Königsallee. „Die verkaufsoffenen Sonntage rechnen sich nicht für uns. Ich halte sie auch für unnötig und unzumutbar für das Personal.“ Gute Mitarbeiter zu finden, sei schon schwer genug.
Franzen hatte zuletzt immer nur zu Weihnachten sonntags geöffnet, wenn es sich rentiere. Zudem werde der Ansturm auf die Stadt so entzerrt. Zu großen Messen seien die Verkaufssonntage allerdings nicht sinnvoll, da sie parallel zu den Öffnungszeiten auf dem Gelände in Stockum stattfinden. Vor diesem Hintergrund plädiert Franzen eher dafür, etwa zur Drupa abends länger zu öffnen. Das wäre mit den Mitarbeitern besser umsetzbar und auch für die Messebesucher sinnvoll.
Auch Andrea Greuner von der IG Kö stellt Überlegungen in diese Richtung an. „Vielleicht sind das teilweise zeitgemäßere Konzepte.“ Auch die Zahl und die Termine für die Verkaufssonntage müssen noch mal überlegt werden.
Verständnis für
geschlossene Luxusläden
Zudem plädiert sie dafür, dass sich die Stadt mit mehr Werbung einsetzt. Mit Düsseldorf Marketing überlege man, Werbeplakate für die Geschäfte zu entwickeln, die teilnehmen. Zudem kritisiert Greuner, dass auf der Messe nicht auf den Verkaufssonntag hingewiesen werde. „Da brauchen wir mehr Symbiose.“ Auch Fahren mit dem ÖPNV sollte mit dem Messeticket wieder möglich sein, fordert sie.
Andererseits sei man nicht unzufrieden gewesen, so hätten mehr Geschäfte geöffnet als zuletzt. Sie habe Händler angeschrieben, was auch gefruchtet habe. Sie habe aber auch Verständnis für geschlossene Luxusläden, da das Bummelpublikum an einem Sonntag nicht die Zielgruppe sei. Greuner schlägt eine Umfrage vor, um die Wünsche der Händler genauer abzufragen. Auch City-Manager Frank Hermsen sagt: „Wir wollen den Handel noch stärker ansprechen.“ Aber er sei überzeugt: „Der Verkaufssonntag hat nicht ausgedient.“ Wie Greuner will der die Termine auf den Prüfstand stellen und genauer fragen. Unterm Strich seien Sonntage mit einer Beteiligung wie zuletzt aber immer noch besser als gar keine. Klar ist, die meisten Händler hatten geöffnet, vor allem auf der Schadowstraße. Für P&C sagt General Sales Managerin Lena Kompes: „Wir sehen diese ausgewählten Tage als gute Möglichkeit, als zusätzliches Ausflugsziel über die regulären Öffnungszeiten hinaus für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein.“ Diese Entstellung ist für Rainer Gallus, Geschäftsführer beim Handelsverband NRW, typisch. Man beantrage die Verkaufssonntage, weil es den ausgeprägten Wunsch danach aus der Händlerschaft gebe. „Für viele wird das ein wichtiges Marketinginstrument bleiben.“ Auch der Handelsverband sehe es so, dass die verkaufsoffenen Sonntage ein Instrument bleiben, um die Innenstadt attraktiv zu halten, in Verbindung mit anderen Innenstadterlebnissen. „Wir müssen in den Köpfen der Menschen bleiben.“
Hier hält Franzen allerdings entgegen, dass für einen solchen Werbeeffekt deutlich mehr Kommunikation von Stadt und Handelsverband nötig wäre. Je nach konkretem Konzept könnte er sich dann auch mehr eigene Öffnungen vorstellen. Gallus und auch Wirtschaftsdezernent Christian Zaum verweisen allerdings auf die große Unsicherheit bei der Planung, da nach Verdi-Klagen immer mal wieder kurzfristige Absagen erfolgten. Zaum sagt grundsätzlich, dass man den Kurs des Handelsverbands stütze. Der solle auch mehr kommunizieren. „Da müssen wir noch mal optimieren.“ Es sei zwar „misslich“, dass nicht alle Händler mitmachten. Für die anderen sei der Tag allerdings erfolgreich gewesen, hätten Rückmeldungen ergeben.